38| »Ausweglosigkeit«

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Ein paar Tage später...

Mittlerweile sind einige Tage vergangen, tagsüber werde ich an meinen üblichen harten Stuhl gekettet, die Nächte verbringe ich jedoch in einem finsteren Keller. Die Gesellschaft der Mäuse, welche sich im Keller aufhalten, ziehe ich der der Keles, allen voran Keano, vor, doch diese haben nicht mit sich reden lassen und mir zusätzlich jeden Tag eine Art „Gehirnwäsche" verpasst. Dazu verbringe ich, auf meinen Stuhl gefesselt, mehrere Stunden alleine mit einem der drei Keles und höre, von Kindheitsgeschichten bis hin zu Spekulationen über das Verbleiben des verschollenen Bruders, alle möglichen und teilweise auch sehr verrückte Geschichten. Sie haben mir außerdem erzählt, dass bei der Polizei bis jetzt keine Suchmeldung nach mir rausgegangen ist und auch das FBI keine Mittel in die Hand genommen hat, um mich zu finden. Es ist kein Wunder, dass meine Hoffnung auf Rettung oder Flucht immer kleiner wird, doch solange ich lebe werde ich immer einen Funken Hoffnung in mir tragen, das habe ich mir geschworen.

„Aislynn, Zeit für dein Frühstück", schallt es blechern durch einen kleinen Lautsprecher, der an der Kellerwand angebracht ist. Stöhnend setze ich mich auf, denn von den vielen kalten Nächten auf dem harten Kellerboden schmerzen meine Gliedmaßen und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bald krank werden werde. Woher ist das weiß? Nun, bis jetzt sind die Vorzeichen einer Krankheit immer Gliedschmerzen oder zumindest eine Blasenentzündung gewesen. Ersteres habe ich bereits und auf die Blasenentzündung muss ich wohl nicht mehr lange warten. Die Türe schwingt knarrend auf und ein paar einsame Lichtstrahlen verirren sich zeitgleich in den dunklen und tristen Keller. Wankend gehe ich die paar Schritte bis zum Türrahmen, als ein „Halt!" mich augenblicklich stehen bleiben lässt. Ja, soweit ist es nun schon. Ich bleibe auf Kommando stehen. Hätte mir das jemand vor einer Woche gesagt, hätte ich nur kopfschüttelnd gelacht und mich nie dem Willen eines anderen Menschen gebeugt. Doch der Mensch ist wahrlich ein zartes Geschöpf, sobald sich die Bedingungen um ihn herum verschlechtern, tut er alles, um zu überleben, egal ob er seinen freien Willen aufgibt oder seinen Stolz vergräbt. Doch meine Prinzipien habe ich nicht vergessen, auch wenn mein Körper bereits geschwächt ist, niemals werde ich meine Ansichten vergessen und blind gehorchen – niemals!

Wie es sich herausstellt, hat Koa das Kommando zum Stehen bleiben gegeben, dieser kommt nun mit einem erhobenen Messer auf mich zu. Blankes Entsetzen breitet sich in mir aus, doch bevor ich schreien kann, ist es auch schon vorbei. Koa hat sich blitzschnell gebückt und das Messer in meine Füße gerammt – zumindest ist es das, was ich denke. Schmerz zieht durch meinen Körper und lässt mich taumeln, mein Blick fällt flüchtig nach unten und plötzlich erstarre ich. Zu meinen Füßen liegt eine braune Schlange, welche sich aufgrund des Messers, welches in ihr steckt, windet, bis sie schließlich ihrer Verletzung erliegt und erschlafft. Jetzt erkenne ich sie, denn sie ist eine von vielen Giftschlangen, welche man hier auf Hawaii findet. Nun, ich hoffe, dass ich noch auf Hawaii bin, doch ich gehe einfach mal davon aus, denn alles andere wäre sehr umständlich und Isy und Koa müssen ja regelmäßig zu Schule. Koa sieht mich ein wenig erleichtert an, doch sogleich verhärten sich seine Gesichtszüge und er nickt mir auffordernd zu: „Geh schon, Isy wartet nicht ewig, du kennst sie ja".

Oh ja, ich kenne sie, schließlich ist sie mal eine Freundin von mir gewesen! Immer noch verletzt von ihrem Verrat und der vorgespielten Freundschaft schiebe ich mich an Koa vorbei und gehe langsam die Treppe nach oben, wo mich Isy in Empfang nimmt. Sie grinst mich teuflisch an und deutet mir, an einem der kleinen quadratischen Tische Platz zu nehmen, während sie sich mir gegenüber nieder lässt. Auf dem Tisch steht bereits eine kleine Porzellanschlüssel, welche mit einem Deckel bedeckt ist. Isy beugt sich vor – ich weiche automatisch zurück – und nimmt den Deckel schwungvoll ab. Eine braune Paste kommt zum Vorschein, begleitet von einem widerlichen Gestank. Ich rümpfe die Nase, doch Isy sagt fröhlich: „Guten Appetit! Lass es dir schmecken, in der Küche ist noch mehr davon!".

Die letzten Tage hat sich Koa um meine Versorgung gekümmert, sein Essen hat man immerhin als ein solches bezeichnen können, doch das hier? Ein Fraß! Doch von irgendetwas muss ich schließlich leben, deshalb greife ich langsam nach dem Löffel und lade diesen vorsichtig voll. Mit einer vor Kälte und Müdigkeit zitternden Hand führe ich den Löffel zu meinem Mund und koste Isys Meisterwerk. Uff, ist das eklig! Doch da muss ich durch. Mutig beginne ich zu essen und überwinde meinen Würgereiz, der sich bei jedem Bissen meldet.

Isy sieht mir schadenfroh zu und bindet, als ich mit dem Essen fertig bin, meine Hände hinter meinem Rücken zusammen. Erst dann darf ich aufstehen und sie bringt mich zu meiner täglichen Sitzung, welche heute wahrscheinlich mit ihrem „Daddy" stattfindet. Er ist so gruselig und hat gewiss eine, wenn nicht sogar mehrere psychische Krankheiten, denn ein gesunder Mensch würde nicht so krampfhaft auf seine Vorstellung der „heilen Familie" bestehen und alles tun, damit diese Realität wird.

Isy geht voran und ich folge ihr, wenn auch deutlich langsamer. Als es ihr schließlich zu mühsam wird, schreit sie mich wie eine Wahnsinnige an: „Beweg endlich deinen faulen Hintern! Ich werde Daddy sagen, dass er ab heute normal zu dir sein kann, du brauchst nun wirklich keine Extrabehandlung mehr! Der Ernst fängt nun an, kapiert?! Los jetzt! BEWEGUNG!". Ich gehorche ihr, denn eine Isy die ausrastet möchte ich nie wieder erleben, einmal hat mir gereicht.

Vor der Türe des Arbeitszimmers ihres Daddys angekommen, machen wir Halt und Isy klopft: „Daddy, MacKenna ist da". Dann drückt sie die Klinke nach unten und die Türe öffnet sich einen Spalt, sie gibt mir mit einem Blick zu verstehen, dass ich eintreten soll, dreht sich um und verschwindet in dem Flur, aus dem wir gekommen sind. Tief einatmend drücke ich mit der Schulter die Türe auf und betrete den Raum, doch auf die Szene, die sich mir bietet, bin ich alles andere als vorbereitet.

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Was das wohl für eine Szene ist, was meint ihr?

Wird Aislynn noch lange auf ihre Freiheit warten müssen?

Wenn ihr etwas über mich wissen wollt, stellt mir eure Fragen einfach in den Kommis... 
(Wenn ihr wollt, kann ich auch einmal eine Art Quiz beantworten)

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