Zwei Wochen später
„Du verdammter Vollidiot, nimm deine dreckigen Griffel von mir und verschwinde! Lass mich endlich in Ruhe, ich möchte mit dir nichts zu tun haben!", schreie ich Keylam an und drehe ihm den Rücken zu, um mich endlich meinem Mittagessen widmen zu können. Natürlich sind mir die Blicke meiner Mitschüler um uns herum aufgefallen, doch die sollen sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern und tangieren mich nicht im Geringsten. Ich bin heute das erste Mal seit dem Schulausflug, meinem anschließenden Praktikum bei einer Surfschule sowie dem unerfreulichen Krankenhausaufenthalt, wieder in der Schule und bereue meine voreilige Entscheidung - wieder hierherzukommen - aufs Übelste. Laut meinen Eltern hätte ich ruhig noch ein oder zwei Wochen zu Hause, beziehungsweise bei Mariah und Pete bleiben können, doch ich habe ihre Fürsorge und das Verhätscheln nach zwei Wochen nicht mehr ertragen können. Aus diesem Grund habe ich beinahe darum gebettelt, wieder in die Kalani Highschool gehen zu dürfen. Mein Argument ist der verpasste Schulstoff gewesen und dieses hat zum Glück Wirkung gezeigt.
Meine Eltern sind sehr schockiert darüber gewesen, dass ich mich an sie nicht habe erinnern können, doch zum Glück ist mein Gedächtnis einige Stunden später zurückgekommen. Na ja, zwar nicht ganz, aber das macht mir eigentlich nichts. Meine letzte Erinnerung ist der Moment, als ich den Zusammenhang zwischen dem roten Dodge Ram, der mich beinahe überfahren hat, und Keylam hergestellt habe. Wie eiskalt und psychopathisch muss man bitte sein, um so etwas zu tun? Mein Hass ist nur noch größer geworden und seltsamerweise habe ich, seit meinem Praktikum auf einer Insel ohne Internet, beinahe hundert Anrufe von ihm erhalten. Wie kommt er dazu? Natürlich habe ich auch seine vielen Nachrichten an mich gelöscht und ihn ignoriert, doch er hat nicht aufgegeben und ist, seitdem ich aus dem Krankenhaus zuhause bin, mehrmals auf der Fußmatte gestanden. Ich habe meinen Eltern, Mariah und Pete sowie Luke aufgetragen, Keylam O'Connor an der Haustüre abzuwimmeln und ihm kein Wort über mein Wohlbefinden zu sagen. Tja, nun obliegt diese Aufgabe mir selbst, denn auch in der Schule lässt mich dieser Gestörte nicht in Ruhe. Zum Glück habe ich Koa und Isy, ohne die beiden wäre ich heute schon längst verrückt geworden. Sie haben mich total herzlich empfangen und da ich nahezu alle Kurse mit den beiden habe, hat O'Connor keine Chance gehabt, mit mir zu sprechen. Nun, bis gerade eben, denn Isy und Koa sind noch in der Essensausgabe festgesteckt und er hat die Gelegenheit dreist genutzt und mich vollgelabert. Ich habe nicht hingehört und ihn gleich abserviert.
Während ich die leckeren Frühlingsrollen esse, denke ich an meine Eltern und ob sie gut zuhause in Irland gelandet sind, denn sie sind heute Morgen wieder zurückgeflogen. Genau in diesem Augenblick klingelt mein neues Handy - mein altes ist nämlich nicht mehr auffindbar - und ich sehe, dass mich meine Mum anruft. „Hey, seid ihr gut gelandet?", mit diesen Worten hebe ich ab und ernte ein fröhliches Lachen. „Aislynn! Ja, wir sind gerade in Dublin gelandet! Was? Warte mal!", sagt sie und ich höre sie im Hintergrund mit jemandem reden. „Bin wieder da, Kleine. Liebe Grüße von Dad, er vermisst dich bereits und freut sich schon sehr auf Weihnachten, wenn du endlich wieder mal nach Hause kommst!". Ich lache: „Sag ihm auch liebe Grüße und ich freue mich auch schon! Dauert ja nicht mehr allzu lange." Wir reden noch ein bisschen, dann muss ich allerdings aufhören und mache mich, gemeinsam mit Koa und Isy, auf den Weg zum nächsten Kurs.
Wir sitzen im Unterricht und Professorin Brooks redet vorne sinnloses Zeug, was mich nicht wirklich verwundert, schließlich sind alle Professoren irgendwie gleich. Ich höre nur mit einem Ohr zu und drifte in einen leichten Schlaf, als ich plötzlich die Spur eines leichten, modrigen Geruchs in die Nase bekomme und verstörende Bilder vor meinem inneren Auge abgespielt werden. Die Bilder von tröpfelndem Wasser, Seilen, einem stinkenden Mann, das Gefühl großer Angst, der Hall von Schüssen und ohrenbetäubenden Schreien lassen ein panisches Gefühl in mir aufsteigen und ich merke, dass ich kaum Luft bekomme. Plötzlich hält mir jemand eine Tüte vor das Gesicht und eine dumpf klingende Stimme befiehlt mir, einzuatmen. Ich gehorche aus einem Reflex heraus und merke, dass die Tüte immer mehr zusammenfällt. Ich atme aus und sie füllt sich wieder mit Luft. Ich beobachte dieses Phänomen eine Zeit lang und beruhige mich dadurch sehr schnell. Mittlerweile nehme ich meine Umgebung wieder klar wahr und sehe, dass alle Schüler, die im Kurs teilnehmen, um mich herum stehen, unter ihnen Koa und auch Professorin Brooks, die endlich zu reden aufgehört hat und mit besorgter Miene vor mir steht. Plötzlich blicke ich in strahlend blaue Augen, die meinen Blick gefangen halten, sich mit meinem Inneren verweben, tief in mich hineinblicken und eine Wärme in mir auslösen, die mir seltsamerweise bekannt vorkommt. Stopp. Das sind die Augen von Keylam O'Connor, er ist Abschaum! Ich funkle ihn wütend an und bemerke seine Hand an meiner, denn wir halten beide die Plastiktüte fest. Nein! Nein, er ist es nicht gewesen! Bitte, lass ihn nicht denjenigen sein, der mir die Tüte gegeben hat und mir so beim Atmen geholfen hat. Doch sein Blick sagt mir etwas anderes und ich stehe ruckartig auf, denn ich ertrage die Nähe dieses Verrückten nicht eine Minute länger. „Miss MacKenna, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", fragt mich Professorin Brooks mit hochgezogener Augenbraue und als ich nicke, dreht sie sich um: „Meine Damen und Herren, bitte begeben Sie sich wieder zurück auf Ihre Plätze, wir machen weiter."
„Was ist das denn gewesen?", fragt mich Koa leise, als der Unterricht weiter geht. Ich schüttle nur leicht den Kopf, denn ich möchte ihm das gerade Erlebte nicht wirklich erzählen, denn es ist so verrückt, dass ich mir nicht mal selbst glaube. Doch aus welchem Grund habe ich all diese Bilder gesehen? Es ist mir wie eine Art Flashback vorgekommen. Kann es sein...? Handelt es sich etwa um Erinnerungsfetzen? Mein behandelnder Arzt hat mich nämlich vor diesen gewarnt, doch auf ein solches Erlebnis bin ich nun wirklich nicht vorbereitet gewesen. „Aislynn, ich möchte wissen, was gerade passiert ist, okay? Was ist so schlimm daran?", faucht mir Koa leise von der Seite zu und ich schaue ihn schockiert an, denn diese bestimmende Seite an ihm kenne ich noch gar nicht und sie schockiert mich mehr, als ich zugeben will. „Lass mich einfach in Ruhe. Ich möchte nicht darüber reden!", zische ich ihm zu und er mustert mich gründlich. Meine Gedanken wandern erneuert zu den wirren Bildern und langsam bildet sich eine schwache Ahnung in mir, von der ich hoffe, dass sie nicht bestätigt wird.
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Hallöchen ihr Lieben! 😉
Na, was sagt ihr? Doch wieder anders gekommen, als ihr vermutet habt... Ich bin doch nicht so grausam und raube Aislynns ganzes Gedächtnis! *hmpf* Ich muss schon sagen, ich bin echt schwer enttäuscht von euren Annahmen - schließlich bin ich so gut zu Kylynn (storywriterde herzliche Gratulation, dein Shipname hat es bis in die Endrunde geschafft). 😅🥰😈
So, was meint ihr, wie geht es weiter? Bleibt Ky Keylam für Ais oder wird sie sich wieder an ihre Erkenntnis und die gemeinsame Zeit erinnern? 🤔🙃
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Mystery / Thriller𝑩𝒂𝒏𝒅 𝑰 𝒅𝒆𝒓 𝑭𝒐𝒍𝒍𝒐𝒘-𝑹𝒆𝒊𝒉𝒆 Aislynn MacKennas Leben als irische Austauschschülerin auf Hawaii wird von etwas Düsterem und Gefährlichem überschattet. Von etwas, dass nur sie selbst lichten kann. Wird Aislynn dies gelingen und kann sie...