Kapitel 1

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Mein Gesicht prangt auf den Bildschirmen und mein Name steht darunter. Lichter blenden mich und stehlen mir zeitweise die Sicht, ehe ich wieder mein Gesicht in Riesengroß auf dem Bildschirm sehe. Wie in Zeitlupe realisiere ich, dass es wirklich mein Name ist, der dort prangt, dass ich gewonnen habe. Ehe ich mich versehe, werde ich auf meine Beine gezogen und zwei Arme schlingen sich fest um meinen Oberkörper. Sofort weiß ich, dass es Zayn ist, so vertraut wie es sich anfühlt. Völlig überfordert drehe ich mich ganz zu Zayn, erwidere die Umarmung und presse mein Gesicht in seine Halsbeuge. „Ich habe gewonnen?", frage ich. Statt zu antworten, wuschelt er durch meine Haare und nickt. Lachend drücke ich Zayn noch ein kleines Stück näher an mich. „Du verdammter Bastard! Fuck, du hast es geschafft!" Ich lache in seine Schulter, klopfe auf seinen Rücken und hoffe inständig, dass keine Kamera seine Worte aufgefangen hat. Ich sollte es hoffen, aber gerade ist es mir egal. Mit einem Lächeln auf den Lippen löse ich mich von meinem besten Freund, bahne mir meinen Weg aus der Sitzreihe und laufe im Auge der Kameras in Richtung der Bühne, auf welcher die Moderatorin freundlich lächelnd auf mich wartet. Unauffällig versucht sie den Ausschnitt des Kleides noch ein kleines Stück weiter hinunterzuziehen, worüber ich nur innerlich die Augen verdrehe und meinen Blick auf ihr Gesicht gerichtet lasse. Kein Interesse, kein bisschen. Bevor ich den Award entgegennehme, senke ich in einer angedeuteten Verbeugung dankbar meinen Kopf, schüttle ihre Hand und lege meine Hand schließlich um den Hals des Preises. Sie lächelt ein wenig zu breit, nickt und tritt zur Seite, wodurch ich mich hinters Mikrofon stellen kann.

In meinen Gedanken nach brauchbaren Worten suchend räuspere mich, fahre mir durch die Haare und sehe durch die Reihen, bis ich Zayn finde. Er grinst. „Vielen Dank", beginne ich und lache. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Rede vorbereitet, ich habe nicht mal im Traum daran gedacht", ich hebe den Award in meiner rechten Hand, „diesen Preis zu gewinnen. Es bedeutet mir unheimlich viel, hier zu stehen. Ehm, danke an mein Management", ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, währen dich angespannt Luft aus meinen Lungen ausstoße. „Joseph und alle anderen, für die dauerhafte Unterstützung in den letzten Jahren und vor allem bei meinem Album Walls. Danke Zayn, meinen Manager, dafür, dass du jedes Mal, wenn du bei mir im Studio warst, eingeschlafen bist." Das Publikum lacht, während der Angesprochene mir seinen Mittelfinger entgegenstreckt. „Danke, dass ich mich zu jeder Zeit an dich wenden konnte, sogar wenn ich damit deinen Schönheitsschlaf gestört habe. Danke an meine Mom, dass sie nicht sofort mein YouTube Video gelöscht hat, wie sie mir gedroht hatte. Natürlich auch danke an meine Geschwister und Mark, dafür dass ihr immer für mich da seid und die grenzenlose Unterstützung. Das größte Dankeschön aber geht an meine Louies. Ihr seid der Grund, dass ich diesen Award gewonnen habe. Ihr seid unfassbar, die mit Abstand besten Fans auf der Welt. Ich liebe euch. Der Award gehört genau so viel euch, wie mir.... Wenn nicht sogar mehr." Ich nehme einen tiefen Atemzug. „Danke." Damit trete ich zurück, senke meinen Kopf erneut als Zeichen der Dankbarkeit und mache mich durch den Backstage-Bereich auf den Weg zurück zu Zayn.

Natürlich aber funktioniert es nicht so gut, wie ich es wollte.

Drei Schritte mache ich hinter dem schweren Schwarzen Vorhang, dann werde ich von einem Mann mit einer Kamera in der Hand vor eine Werbewand gezogen. Damit hätte ich rechnen müssen, ich war oft genug auf ähnlichen Events. Mit dem Award in den Händen stelle ich meine Füße schulterbreit auf, hebe mein Kinn und ziehe meinen Mundwinkel in die Höhe. Die Blitze der Kamera blenden mich, aber ich bin es zu sehr gewöhnt, als dass ich noch zusammenzucken würde. Zwei, dreimal blitzt es noch, dann werde ich von dieser Kamera entlassen und vor die nächste gezerrt.

Als ich meinen Blick hebe, wird mir ein plüschiges Mikrofon ins Gesicht gehalten. Ein Interview also, damit war zu rechnen. Was nicht heißt, dass ich es nicht hasse. „Herr Tomlinson, vie-" – „Louis", unterbreche ich die junge Frau und lächle. Sichtbar nervös umfasst sie den Hals des Mikrofons, lächelt und pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Louis, erstmal Glückwunsch zum Award." Schnell schiele ich auf ihren um den Hals hängenden Presseausweis, ehe ich antworte: „Danke Léa. Ich bin selbst vollkommen überrascht davon gewonnen zu haben. Wirklich, das sprengt alle meine Erwartungen" – „Walls ist ihr zweites Album, kann man schon ein drittes erwarten?" Belustigt sehe ich sie an. „Ich arbeite daran." Sie nickt, sieht auf ihre Karten und zurück zu mir. „Weißt du schon, wie du feiern wirst? Vielleicht mit einer Freundin?", versucht sie möglichst beiläufig zu fragen, scheitert aber vollkommen. Es ist deutlich, dass der erste Teil der Frage unwichtig für sie ist. Für sie, und ihre Zeitschrift. „So wie ich Zayn kenne, wird er mich sofort zwingen nach Hause zu gehen, damit sein Schlafrhythmus nicht zerstört wird. Also wahrscheinlich mit einem Bier auf seinem oder meinem Sofa." – „Keine Freundin?" – „Nein, Zee ist mir zurzeit bezüglich Freundin Arbeit genug. Zayn, falls du das siehst, du bist der beste." Grinsend zwinkere ich in die Kamera, wackle mit meinem Award und sehe zurück zur Interviewerin. Nicht ein einziges Mal, höre ich auf zu lächeln. „Vielen Dank dafür, dass sie sich Zeit genommen haben, Louis" – „Immer wieder, Léa." Ehe ich mich auch von ihr abwende, zeige ich ihr mein breitestes Lächeln, deute mit meinem rechten Auge ein Zwinkern an und drehe mich schließlich doch um.

Für zwei weitere Interviews werde ich angehalten. Endlose Fragen über neue Singles, die ich vage beantworte und natürlich die üblichen Fragen über mein Liebesleben, die keinen hier was angeht. Okay, dann wurde ich vor ein paar Wochen dabei gepapped, wie ich mit einer Frau einen Club verlasse. So what.

Ich brauche eine gute halbe Stunde, bis ich überhaupt durchatmen kann. Im Schatten des Veranstaltungsraumes stütze ich mich auf meine Oberschenkel und atme tief ein. Verdammte Scheiße, ich habe einen Award bekommen. Nicht einen Award, den Award. Der amerikanischen Musik. Award. Einen der bedeutendsten amerikanischen Musik-Preise. Legenden wie Michael Jackson haben so einen Preis erhalten und jetzt ich. Ich. „Hey, Lou" Überrascht sehe ich Zayn an, aber nach einer Sekunde verfliegt dieses Gefühl und weicht der Dankbarkeit. Er nimmt mir das Gewicht aus der Hand, dreht es langsam um 360 Grad und nickt. „Macht sich bestimmt gut im Wohnzimmer." Das Lachen, das meinen Lippen entweicht, kann ich nicht verhindern. „Ich merke mir dich einzuladen, sobald ich dran denke ihn irgendwo hinzustellen" – „Danke." Das ist, weshalb er mein bester Freund ist. Er kennt mich inn- und auswendig. Aus seiner Hosentasche zieht er eine Packung Zigaretten hervor, dreht mir seinen Kopf zu und hebt fragend seine Augenbrauen. Mit einem Nicken stimme ich zu, nehme mir eine Zigarette und bedeute ihm mit einem Nicken, dass er den Saal verlassen soll. Scheiß auf die Regeln, ich brauche das jetzt.

Die frische Luft schlägt mir angenehm entgegen, als wir nach draußen kommen. Zayn zündet unsere Kippen an, klemmt sich seine zwischen die Lippen und atmet mit geschlossenen Augen den Rauch ein. Automatisch tue ich dasselbe, lege meinen Kopf in den Nacken und puste den Rauch wenig später aus. Mit jedem Atemzug spüre ich, wie ich mich entspanne und meine Hand weniger verkrampft um den Award gelegt ist. „In einer halben Stunde ist die Verleihung vorbei", merkt Zayn an, woraufhin ich nicke. „Ist das deine Art mir zu sagen, dass wir nur noch eine halbe Stunde haben, bis wir verschwinden können?"

Begleitet von einem Lachen nickt er, drückt an der Hauswand seine Zigarette aus und lehnt sich dagegen. „Möchtest du auf die Aftershow Party?" – „Und morgen früh verkatert ins Flugzeug steigen? Nein danke. Außerdem brauchst du doch deinen Schönheitsschlaf" – „Das stimmt. Es kommt nicht von ganz allein, dass man so schön ist, wie ich" Er verdreht die Augen, grinst aber. Zehn Minuten vor Ende der Award Show lassen wir uns wieder auf unsere Sitzplätze fallen. Zayn kickt gegen meinen Fuß, um meine Aufmerksamkeit zu erhalten, weshalb ich mich zu ihm drehe und fragend meine Augenbraue hebe: „Was?" – „Warum sind diese Shows immer so langweilig? Ich hab Hunger."

Zimmerservice bringt uns Burger aufs Zimmer, die wir in Bademäntel gewickelt auf dem Bett verspeisen. Mein Award ist bereits im Koffer verstaut, damit ich ihn nicht noch vergesse. Der Fernseher spielt eine Wiederholung von Friends, weshalb unser Gespräch sich darauf beläuft, die Red Flags von Ross aufzuzählen – kann also noch ein wenig dauern. „Zayn?" – „Mhm." – „Ich hab gewonnen" Er lacht und wirft mir eine Fritte gegen den Kopf. „Natürlich hast du gewonnen, Lou!"

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Und damit herzlich willkommen zu Fake it!

Das sind also Louis und Zayn - Zouis! Ich hoffe ihr seid genau so stolz auf Louis' Award, wie Zayn.

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt