Kapitel 14

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Harry trägt dieselben Boots wie vor zwei Tagen, stolpert heute aber nicht. „Hi", begrüßt er mich freundlich, tritt in meinen Flur und stellt seine Boots genauso ordentlich hin, wie das letzte Mal. „Hi", erwidere ich seine Begrüßung, lehne mich an die Wand und verschränke meine Arme vor der Brust. Aufmerksam beobachte ich ihn dabei, wie er seinen Rucksack von seinen Schultern gleiten lässt, ihn öffnet und darin herumkramt, ehe er eine winzige Packung Coco Pops herauszieht und mir hin hält. „Keine Avocado und keine Fruchtpampe, oder wie du Smoothies auch immer genannt hast." Langsam nehme ich ihm die Packung ab, sehe sie an und kann nicht verhindern, dass ein Lächeln sich auf meine Lippen schleicht, welches allerdings sofort erlischt, als ich den Smoothie sehe, den er gerade aus dem Rucksack zieht. „Danke", murmle ich trotzdem, drehe mich um und mache mich auf den Weg in die Küche, wo ich das Müsli verstaue und seufze. „Hattest du eine angenehme Fahrt?", frage ich und sehe ihn an. Sein rechter Mundwinkel zuckt leicht nach oben, ehe er nickt. „Ich hätte aber auch mit der Tube hergefunden, du hättest nicht deinen Bodyguard schicken müssen." – „Murphy hatte es selbst angeboten, keine Sorge. Genieß es einfach, die Tube ist meiner Meinung nach schrecklich." – „Warum das?", fragt Harry, öffnet seinen Smoothie und führt ihn zu seinen Lippen. Sein Kehlkopf bewegt sich, als er schluckt und seine Zunge fährt über seine pinken Lippen, um die letzten Reste des Früchte Zeugs von ihnen zu lecken. „Die Menschen", presse ich hervor und wende meinen Blick von ihm ab. „Nerven sie dich?" Ich nicke. Ab einem gewissen Punkt in meiner Karriere war es fast unmöglich Tube zu fahren.

Der Lockenkopf nickt, sieht mich kurz an und wandert dann in mein Wohnzimmer, wo er vor meinem Regal mit Awards zum Stehen kommt. Vorsichtig streicht er über die Gravur meines American Music Awards, dreht ihn etwas nach rechts und widmet sich einem der andern Besitztümer. Einige Minuten beobachte ich ihn dabei, fülle dann Wasser in zwei Gläser und laufe zu ihm, um ihm eins zu geben. „Ist Indisch okay?" – „Hm?", murmelt Harry und hebt seine Augenbrauen? „Ich kann nicht kochen, das weißt du doch bereits ... und ich wollte dir nicht unbedingt eine Lebensmittelvergiftung verpassen, deshalb dachte ich wir bestellen Essen?" – „Uh, ja, können wir machen. Aber ich denke, dass deine Kochkünste nicht so schlimm sind, wie du sie darstellst." Seufzend ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche, öffne mein Instagram Profil und scrolle ein wenig nach unten, bis ich bei dem Bild der verbrannten Pfannkuchen lande. Mit zusammengepressten Lippen drehe ich meinen Bildschirm zu Harry und warte seine Reaktion ab. Mehr als zu lächeln, tut er allerdings nicht, weshalb ich mein Handy wieder einstecke und meine Hände vor der Brust verschränke. „Also, ist Indisch okay?" – „Sicher, klar.", stimmt er zu, sieht zu den Awards in meinem Regal und sieht mich fragend an. Es dauert nicht lange bis ich mein Lieblingsgericht ausgewählt habe, dann reiche ich Harry mein Handy und lasse ihn das auswählen, was er möchte. Er scrollt einige Zeit lang, knetet seine Unterlippe zwischen seinem Daumen und Zeigefinger und zieht seine Augenbrauen zusammen. „Ist das okay?", fragt Harry, als er mir mein Handy reicht und auf den geöffneten Warenkorb deutet. „Klar", versichere ich ihm, nicke und bestelle. „Was möchtest du in der Zwischenzeit machen?" – „Magst du mir dein Haus zeigen?"

Ich beende die Tour damit, auf meine Schlafzimmertür zu zeigen und zu sagen, dass es eben dieses ist. Zuletzt deute ich auf die gegenüberliegende Tür und sehe Harry an.

„Ich weiß nicht, ob es dazu kommen wird, aber falls, ist das das Gästezimmer, das du benutzen kannst. Es gibt ein angeschlossenes Badezimmer, nichts Besonderes." – „Okay." Nickt er, sieht für einen Augenblick auf die geschlossene Tür und wendet sich dann mit zu. Wenige Minuten später sitzen wir auf meinem Sofa, er im Schneidersitz, ich mit meinen Füßen unter meinem Hintern, damit sie warm bleiben. „Welchen Film möchtest du gucken?", suche ich nach einem Gesprächsthema und streiche mir die Haare aus der Stirn. „Komm schon, hast du keine anderen Gesprächsthemen?", fragt Harry und sieht mich belustigt an. „Doch, aber ich denke nicht, dass wir uns gut kennen?" – „Sollten wir uns nicht deshalb unterhalten und kennenlernen?" – „Was willst du wissen?", frage ich und lege meinen Arm auf die Armlehne, während ich ihn grinsend ansehe. „Dein Lieblingsessen?" – „Wozu sollte das von Nutzen sein?" Augenverdrehend sieht Harry mich an, verschränkt seine Arme vor seiner Brust und seufzt. „Ich kann mich auch selbst beschäftigen", murmelt er und macht Andeutungen aufzustehen.

Ehe ich reagieren kann, habe ich mich nach vorne gestreckt und Harry am Arm festgehalten. „Mein Lieblingsessen sind Burger." Ein Lächeln bildet sich auf Harrys Lippen. „Warum wundert mich das nicht?" Ich zucke mit meinen Schultern und sehe Harry an, während ich mir selbst überlege, was ich ihn fragen könnte. „Was machst du, wenn du nicht gerade bezahlt wirst, meinen Freund zu spielen?", frage ich und sehe ihn aufmerksam an. „Du hast dir meine Bewerbungsunterlagen nicht durchgelesen?", fragt Harry überrascht nach. „Zayn hat es sich zur Aufgabe gemacht, dich auszusuchen." – „Das deute ich als nein." Bestätigend nicke ich. „Ich studiere am Kings College und beende dieses Jahr meinen Bachelor." – „Sind Studentenparties genau so cool und uncool, wie die Leute immer sagen? Viel Alkohol, schlechter Sex und Rückenschmerzen vom auf dem Boden schlafen?" – „Du ganz schön viel über Studentenparties zu wissen." – „Nicht unbedingt, was man halt so sieht und hört." – „Studentenparties sind langweilig. Zu betrunkene Menschen, Sex und Knutschereien, wo man hinguckt." – „Klingt nicht danach, als würde es sich von den Partys unterscheiden, auf denen ich rumhänge." Harry dreht seinen Kopf zu mir, mustert mein Gesicht und presst seine Lippen schließlich aufeinander. „Nur weil die Partys, auf denen du bist, weitaus mehr Geld kosten heißt es nicht gleich, dass sie besser sind. Es wird teurerer Alkohol getrunken und edles Essen gegessen. Enden tut es dennoch mit besoffenen Menschen und Sex, der am nächsten Morgen vergessen ist.", beendet er seine kleine Rede und verschränkt seine Arme vor der Brust. Augenblicklich verengen sich meine Augen und ich schüttle meinen Kopf.

Da denkt man einmal er wäre erträglich, kommt er mir wieder krumm. Was ein Arsch. „Ich war nun mal nicht auf Studentenpartys. Und ich habe nie verneint, dass das Klientel, von dem ich normalerweise umgeben bin, ein anderes ist, als du es gewöhnt bist. Die meisten sind nett." Der Lockenkopf auf meinem Sofa nickt, sagt aber nichts. Die Stille zwischen und hält einige Minuten an, bis sie zu meiner Freude von meiner Türklingel unterbrochen wird. Schnell springe ich auf, greife meinen Geldbeutel vom Sideboard und öffne die Tür. Das Essen nehme ich dem Lieferanten ab, stelle es zur Seite und drücke ihm noch schnell fünf Pfund Trinkgeld in die Hand, ehe ich die Tür wieder schließe. Harry steht neben mir, hat die Tüte mit dem Essen in der Hand und sieht mich fragend an. „Du kannst dich damit einfach aufs Sofa setzen, Teller sind ansonsten in meiner Küche links neben dem Kühlschrank. Besteck im Fach darunter." – „Danke nochmal fürs Essen", murmelt er, dreht sich um und verschwindet in die Küche. Er findet das Besteck sofort, drapiert das Essen sorgfältig darauf und dreht die beiden Teller jeweils um 180 Grad, ehe er nickt und sich auf den Weg zum Sofa macht.

„Wir gucken Grease", bestimme ich, während ich es mir neben Harry gemütlich mache und meinen Teller in meinen Schoß ziehe. „Grease?" Zustimmend Summe ich, nicke und schalte den Fernseher ein. „Grease, das Musical?", hakt Harry weiter nach, weshalb ich ihn ansehe und fragend meine Augenbraue in die Höhe ziehe. „Du kennst Grease?" – „Natürlich", erwidere ich und sehe ihn entrüstet an. Wer kennt es denn nicht?! „Ich dachte nicht, dass du Musicals kennen würdest. Du kommst nicht so rüber, dass du Musicals kennen würdest." – „Ich habe in der Schule Danny Zuko gespielt.", erwidere ich genervt, löffle etwas von dem Essen in meinen Mund und starte den Film. Ich kann nicht mehr abwarten, bis der Abend endlich vorbei ist.

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hi, freunde der sonne

Louis und Harry sind das erste Mal gemeinsam alleine, bevor es für die beiden an die Öffentlichkeit geht ... wie glaubt ihr wird das?

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt