Kapitel 71

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Ich sehe dabei zu, wie Harry aufsteht, sich die Hände an der seiner Jeansshorts abklopft und sich zu mir dreht. Auf seinem Gesicht bildet sich ein lächeln, aber noch ehe seine Grübchen sich in seine Wangen bohren können, fällt sein Gesichtsausdruck. Stumm sieht er mich an, was ich ihm gleichtue. „Was machst du hier?" Er sieht nicht so aus, als wäre er erst seit 10 Minuten hier. Er hat auf mich gewartet. „Ich habe noch Sachen von dir" antwortet er, was sofort jegliche Hoffnung, dass er mich ebenso vermisst auslöscht. Wortlos schultert er seinen Rucksack und tritt einen Schritt zur Seite, wodurch ich die Möglichkeit bekomme an ihm vorbei zu meiner Haustür zu gehen. Langsam suche ich den Schlüssel in meiner Hosentasche, drehe ihn im Schloss und öffne die Tür einen Spalt. Dann halte ich inne und drehe mich zu Harry um. „Du kannst mir die Sachen auch jetzt geben, dann kannst du wieder gehen." Und er kommt nicht in mein Haus. So sehr mich seine Anwesenheit auch aus dem Konzept bringt weiß ich, dass es für mich nicht gut Enden würde, ihn herein zu bitten. „Ich glaube wir sollten das in Ruhe machen", erwidert Harry, woraufhin ich mit dem Kopf schüttle und mich zu ihm umdrehen.

„Gib mir einfach meine Sachen, Harry. Bitte" Wieder verneint er und ich blicke ihn perplex an. Wieso kann er mir nicht einfach die Sachen geben und sich wieder verpissen? Ich habe keinen Nerv, hier zu stehen und zu diskutieren. „Lou, bitte." Bei der Realisation, dass er mich bei meinem Spitznamen nennt, erschaudere ich und mein Herz macht einen Sprung. Scheiß Herz. Es hat kein Recht, mich so fühlen zu lassen. „Louis", versucht Harry es erneut, geht einen Schritt nach vorne und legt seine Hand auf meinen Rücken. Meine Haut kribbelt unter seinen Fingern und mein inneres Spielt verrückt, während ich versuche ihm diese Reaktion nicht anmerken zu lassen. Er weiß schon, dass ich ihn vermisse und kann sich wahrscheinlich auch denken, dass ich was für ihn empfinde da muss ich ihm das nicht noch auf einen Silberteller präsentieren. Die Hand an meiner Schulter übt ein wenig Druck aus, weshalb ich meine Haustür aufstoße und hinein trete, wodurch die Hand von meiner Schulter rutscht. „Louis." - „Harry, verdammte Scheiße versteh doch einfach, dass ich dich nicht sehen will" fahre ich ihn an und atme zitternd aus. Es ist zu viel, Harry hier zu haben. „Ich wollte nur" beginnt er, aber ich schüttle meinen Kopf und hebe meine Hand in einer bittenden Geste. Ihn reden zu hören würde mich nur schwach machen. „Harry, bitte, gib mir einfach meine Sachen. Ich hatte ziemlich beschissene Tage, denn falls du es vergessen hast, habe ich dir erst gesagt dass ich dich verdammt nochmal vermisse und Gefühle für dich habe, nur um dann festzustellen, dass jemand in deinem Bett sitzt. In deinem verfickten T-Shirt. Also bitte verschone mich, gib mir meine Sachen und verschwinde." Harrys Augen sind riesig während er mich ansieht und den Rucksack an seine Brust presst. Genervt atme ich aus, öffne meine Haustür ganz und laufe in die offene Wohnküche.

Hinter mir ertönen Harrys Schritte, weshalb ich mich gar nicht erst umdrehe, um zu checken, ob er mir wirklich folgt. Aus meinem Kühlschrank nehme ich eine Dose Cola und trete mit dieser in der Hand auf die Terrasse. „Louis", spricht Harry mich erneut an und bleibt mir gegenüber stehen. Während ich ihm in die Augen sehe, nippe ich an meinem Getränk und lehne mich an die Wand hinter mir. Wenn er will, soll er was sagen, ich werde sicher nichts tun. Er kann meine Sachen einfach hinlegen und gehen, mir egal. „Es tut mir leid" Überrascht hebe ich meine Augenbrauen. Was tu ihm leid? Dass er mich ins offene Messer hat laufen lassen und Rachel alles mitbekommen hat? Oder dass er wie so ein Idiot hier steht und mir nicht einfach nur meine Sachen zurückgeben kann? „Was?" - „Ich habe dein Interview gesehen." - „Ich hatte mehrere." Erwidere ich und verdrehe meine Augen. Guter Versuch, Styles. Hätte er sich wirklich damit beschäftigt wüsste er das, aber so... ich weiß ja nicht. „Ich meine das mit dem Meet und Greet. Nachdem du bei mir geschlafen hast." Fuck. Ich hatte es bis jetzt verdrängt darüber nachzudenken, dass ich bei ihm geschlafen habe und hatte, wonach ich mich so sehr sehne, aber jetzt muss ausgerechnet er es ansprechen. Ausgerechnet err, wegen dem ich mich doch in diesem Schlamassel befinde. „Und?" - „Du bist ganz schön zickig", kommentiert Harry mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, was ich ihm am liebsten aus dem Gesicht radieren würde. Am liebsten in dem ich ihn küsse. „Ich geb dir gleich Zickig." Nicht mein bester Konter, aber immerhin habe ich etwas gesagt. Wenn man bedenkt, dass ich ihn auch einfach stehen lassen könnte, war es doch sogar ziemlich freundlich. „Louis, ich meine es ernst. Es tut mir wirklich leid, was passiert ist." - „Was?" - „Der Interviewer war ein Arsch." Kurz schmunzle ich, dann schüttle ich meinen Kopf und gehe an ihm vorbei zu einem der Bäume in meinem Garten.

Das daran befestigte fake Vogelhaus öffne ich, ziehe die Packung Kippen heraus und schließe sie wieder. Als das Häuschen befestigt wurde, hat Zayn in den unteren, für Vögel und Tiere nicht erreichbaren Teil mit den Worten, dass es für einen Notfall wäre, eine Schachtel Zigaretten rein getan. In der Etage darüber liegt Vogelfutter, das sowohl Vögel, als auch Eichhörnchen sich liebend gerne einverleiben. Ich ziehe eine Kippe heraus, zünde sie an und nehme einen tiefen Atemzug. Fuck tut das gut. „Du hast Kippen in deinem Vogelhaus?" Harry sieht mich entsetzt an und macht zwei Schritte auf mich zu. Ehe ich reagieren kann hat er die Schachtel aus meinen Händen genommen und inspiziert sie ganz genau. „Louis." - „Meine Güte, entspann dich, Harry. Kein einziges Tier ist dran gekommen. Und nicht ich habe sie rein gelegt, sondern Zayn." - „Dann bekommt Zayn einen Anruf." Einen Moment lang mustere ich ihn, lasse meine Augen über seine Gesichtszüge wandern, dann beginne ich zu lachen. Laut und so doll, dass ich mir den Bauch halten muss, weil er so weh tut. Harry betrachtet mich stumm und legt mir eine Hand auf den Rücken, als ich beginne, mich zu beruhigen. In mir zerren die Emotionen aneinander und Platz zu gewinnen bis ich nicht mehr weiß, was ich fühle. Ich will mich an Harry kuscheln, seine Lippen auf meinen Fühlen und ihn schmecken. Aber das geht nicht. Er ist nicht deswegen hier. Harry ist nur hier, um mir meine Sachen wieder zugeben.

Mit diesem Gedanken trete ich von Harry weg, atme ein mal Tief durch und drehe mich wieder zum Lockenkopf. „Du hast fünfzehn Minuten" Ihm ist die Verwirrung förmlich ins Gesicht geschrieben, bis er versteht, was ich meine. Seine langen Beine tragen ihn zum Rucksack, mit welchem er zurück zu mir rennt. „Das sind die Sachen, die du noch bei mir rum liegen hattest. Als du letztens bei mir übernachtet hast. Weil du betrunken warst." Er holt tatsächlich diese Sachen hervor, frisch gewaschen und gebügelt. Vorsichtig nehme ich die Kleidung entgegen und mustere sie für einen Moment, ehe ich langsam nicke. „Danke." Harry nickt und zieht den nächsten Gegenstand aus seinem Rucksack. Ein Smoothie Glas. Ein verdammtes Smoothie Glas. Er schaut mich an, als wäre es etwas ganz besonderes, aber ich kann ihn nur verwirrt anschauen. Dies scheint allerdings die falsche Reaktion zu sein, denn sein Lächeln fällt. Sofort will ich die Grübchen irgendwie wieder in seine Wangen bringen, aber ich kann nicht. Ich fühle mich, als hätte ich nicht die Erlaubnis, als wären mir die Hände hinterm Rücken zusammengebunden. „Das hast du mir gekauft, als wir das erste mal zusammen einkaufen waren" Oh. Meine Lippen formen sich zu einem stummen 'O' während ich ihn stumm ansehe. Er drückt mir das Glas in die Hand und beginnt wieder damit, in seinem Rucksack zu suchen. Wenig später fördert er eine Flasche Gin hervor. Sofort erkenne ich sie als die wieder, die, die ich ihm bei seiner Hausparty geschenkt habe. Die Flasche Gin, die er nicht mag. Scheiße. Ich mag immer noch keinen Gin, aber hab sie trotzdem aufgehoben-" - „Wie gütig", funke ich dazwischen und ernte dafür einen genervten Blick von Harry. „Tut mir leid." Er nickt und fährt mit seiner kleinen Rede fort: „Ich habe die Flasche aufgehoben, weil ich eine schöne Erinnerung damit verbinde. Und gehofft habe, dass wir ihn gemeinsam trinken können."

Die Flasche wird mir schwungvoll in die Hand gedrückt und ich muss langsam wirklich überlegen, wie ich das alles tragen soll. Meine Anziehsachen, Smoothie- und Gin Flasche binden meine Arme ein, sodass ich diese nicht mehr bewegen kann. Das einzige was mir übrig bleibt, ist Erinnerungen an Harry und meine Beziehung im Arm zu halten und darauf zu achten, keine zu zerbrechen.

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Hi Freunde der Sonne,

es wird emotional! Was haltet ihr von Harrys kleiner Einlage mit den ganzen Sachen? Was will er Louis damit sagen?

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt