Kapitel 48

908 133 17
                                    

Rick und Jules verziehen sich gemeinsam auf die Rückbank des Vans, wo sie essen, während sie beide ihre Kopfhörer auf den Ohren haben. Nach Konzerten und Festival Slots sind die zwei immer die ersten gewesen, die in ihren Kojen im Bus oder Hotelzimmern verschwunden sind, um zu schlafen oder mit der Familie zu telefonieren. Oder der Freundin. Oder einer Sex Hotline. Sky und ich wissen beide, dass wir die zwei am besten erstmal allein lassen, nachdem Murphy einmal den Fehler gemacht hat, den Bus zu früh zu betreten. Er beteuert bis heute, dass er für sein Leben Traumatisiert ist. Und das sein Sexleben mit seiner Frau darunter gelitten habe, wobei ich darauf nicht unbedingt näher eingehen will. Seitdem halte ich Sicherheitsabstand zum Band Bus und Hotelzimmern, bis einer der beiden auf meine Nachrichten geantwortet hat. In Bars und Restaurants lässt es sich auch ganz gut leben.

Nach zwei weiteren Bissen in meinen Burger ist nur noch ein winziger Teil übrig, welchen ich ein wenig missmutig betrachte. Längliche, vor sich hin wackelnde Finger nähern sich meinem Burger, woraufhin ich mich zur Seite drehe und sie mit einem sanften Schlag abwehre. „Meins." – „Ich kann dir was von meinem Wrap geben, wenn es dir nicht schmeckt." Mit großen Augen sehe ich Harry an und schüttle meinen Kopf. „Nein." – „Nicht? Er ist sehr lecker." – „Das ist ein Wrap. Von McDonalds, Harry. Ein Wrap von McDonalds." – „Und? Er ist lecker" - „Was für ein... verrückter isst bei McDonalds einen gesunden Wrap, Harry?" – „Ich. Weil er lecker ist und Huhn statt Rind darin ist. Huhn trägt mehr gesunde Fette in sich, als Rind und vor allem Schwein." Mit großen Augen schaue ich Harry ein paar Sekunden an, dann schüttle ich meinen Kopf und nehme den letzten Bissen von meinem Burger. Genüsslich lecke ich das letzte Fett von meinem Daumen, wobei ich innehalte meine rechte Augenbraue hebe. Konzentriert sieht Harry auf meine um meinen Daumen gelegten Lippen. „Hm?", frage ich, lecke mir über meine Lippen und knülle das Papier in meinen Händen zu einem winzigen Ball, welchen ich dann in die Richtung von Zayn werfe. Mit einem leichten Sprung, prallt der Ball von seinem Kopf ab und landet neben seinen überkreuzten Füßen. Amüsiert beobachte ich, wie mein bester Freund seine Cola auf den Boden neben seinen Füßen stellt, mich ansieht und nach dem Bällchen greift. Ein paar Mal dreht er das Verpackungspapier in seinen Händen, dann holt er aus und – hält es fest. Entgegen meiner Erwartung prallt kein Papier von meinem Körper ab, sondern landet im Papierkorb neben meinem besten Freund. Jetzt kann ich wenigstens als Ausrede benutzen, dass ich nicht ihn, sondern den Eimer treffen wollte.

Harry lehnt sich zu mir herüber, beißt breit grinsend von seinem Wrap ab und ich kann mir bei diesem Szenario nichts anderes wünschen, als dass dies nicht das letzte Mal ist, dass ich es sehen darf. Selbst wenn das bedeutet, dass ich für Harry einen Wrap bestellen muss. Es ist schließlich immer noch besser, als wenn er einen Salat wählen würde. Fragend sieht Harry mich an, sieht zu seinem Wrap und dann sieht er wieder zu mir, ehe ein Lächeln sich auf seinem Gesicht ausbreitet und er mir den Wrap hinhält. „Willst du?" – „Nein." – „Komm schon", er hält ihm mir zeitgleich mit einem kleinen Schritt näher ans Gesicht. „Ich hatte einen leckeren Burger, das will ich mir nicht mit einem Wrap kaputt machen." Kaum habe ich meine Worte ausgesprochen, schüttle ich meinen Kopf und seufze. „Ich mag einfach keine Wraps, okay?" – „Sag das doch, anstatt meinen Armen Wrap zu beleidigen." – „Dein Wrap hat keine Gefühle, Harry." – „Ich schon und ich fühle für meinen Wrap." Das kann er nicht ernst meinen. Er fühlt für seinen Wrap. Fühlt. Für seinen Wrap. Verdammter Öko Futzi. Verdammter, attraktiver Öko Futzi, der in weniger als drei Wochen aus meinem Leben verschwindet. „Du meinst das ernst?" – „Natürlich." Das Lächeln auf seinen Lippen ist viel zu scheinheilig dafür, dass er es tatsächlich Ernst meint, weshalb ich zu grinsen beginne, es aber mit einer Hand vor meinem Mund zu verstecken versuche. „Ich sehe dich lächeln." Spricht der Lockenkopf, weshalb ich ihn aus zusammengekniffenen Augen heraus ansehe. „Ich lächle nicht", murmle ich, muss aber noch mehr Lächeln. „Ich seh's in deinen Augen." – „Du was?" Diesmal ist mein Lächeln tatsächlich verschwunden, denn ich mustere Harry verwundert. Der Wrap ist verschwunden, er hat ihn wahrscheinlich gegessen und sein Shirt ist, genau wie meins, noch immer leicht Nass vom Wasser. Seine Locken hängen ihm lässig ins Gesicht und in seiner rechten Hand hält er die ordentlich zusammengeklappte Packung seines Wraps.

Sein Blick folgt genaustens meinem, weshalb ich meinen von ihm abwende und meinen Kopf schüttle. Es ist nichts Besonderes daran, dass und wie er seinen Müll hält. Nichts an seinen langen Fingern und den sich daran befindenden Ringen. Alles normal. Es ist Müll. Normal und definitiv kein Grund darüber nachzudenken, wie diese Finger sich auf meiner Haut und um meinen Schwanz gelegt anfühlen. Kein. Grund. Nicht im Geringsten. Um die Bilder aus meinem Hirn verschwinden zu lassen, schüttle ich meinen Kopf und streiche mir die Haare aus der Stirn. Drei Wochen. Dann sehe ich ihn nicht mehr, muss keine Smoothies im Kühlschrank stehen haben und sein Öko Getue ertragen. Er wird nicht mehr da sein, ich werde nicht mehr neben ihm aufwachen und ihn im Arm halten, während wir irgendeine Romanze schauen, die nicht mal halb so schlimm ist, wie ich sie mir vorgestellt habe. Sagen kann ich ihm das aber natürlich nicht. Niemals. In drei Wochen, kann ich wieder Zayns Kopf von meiner Schulter stoßen, wenn wir reisen und mein Hotelzimmer gehört nur mir. Es wird wieder wie früher.

„Alle Fertig?", reißt Murphy mich aus meinen Gedanken, woraufhin ich schnell nicke und mich zurück auf meinen Platz im Van setze. Er sorgt dafür, dass all unser Müll im Mülleimer gelandet ist, ehe er selbst zu uns in den Van steigt und wir weiterfahren. Ich merke, dass Zayn und Harry erneut ihre miteinander ihre Sitzplätze miteinander getauscht haben, weshalb der Lockenkopf nun neben mir sitzt. Ich erkenne in meinem Augenwinkel, dass er anders als zuletzt nicht sein Buch herausholt, sondern seine Beine überschlägt und sein Handy aus der Hosentasche zieht. Auch wenn ich es nicht möchte, schiele ich auf seinen Bildschirm und versuche die Worte auszumachen, die darauf zu lesen sind, scheitere allerdings. Mehr als wirre, kleine Buchstabenreihenfolgen kann ich nicht ausmachen. „Das gehört sich nicht.", murmelt er irgendwann, woraufhin ich meinen Kopf hebe und ihn verwirrt ansehe. Wovon redet er denn? Auf seinen Lippen zeichnet sich ein wissendes Grinsen ab, was mir einen schauer über den Rücken jagt. Die feinen Härchen in meinem Nacken stellen sich auf, während ich versuche, nicht für ihn sichtbar zu erzittern. Verdammt, sind seine Augen grün. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, seine Augen würden Leuchten. Aber das tun sie nicht, sie sind nichts Besonderes. „Lou?" – „Hm?" – „Du hast nicht reagiert.", erklärt Harry, sperrt sein Handy und lässt es in seinen Schoß fallen. „Hast du schon Zayns Story gesehen?", frage ich, verzweifelt ein Gespräch mit ihm am Laufen zu halten. „Sollte ich?", erwidert er und sieht mich aufmerksam an. Unter seinem durchdringlichen Blick nicke ich, nehme mein Handy aus seinem Schoß und halte es ihm zum entsperren hin, was er auch sofort tut.

Ohne lange nachzudenken, öffne ich die Instagram App, suche nach Zayns Account und halte ihm dann das Handy hin, auf welchem die aktuelle Story geöffnet ist. Dadurch, dass nur dieser eine Slide online ist, muss Harry erneut auf die Story klicken, ehe er sie anhalten und betrachten kann. Genau wie ich, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, Mustert er uns beide genau, sieht sich die Markierungen an und nickt. „Cool." Cool. „Du machst einen guten Job.", erwidere ich, lächle ihn mit aufeinander gepressten Lippen an und nicke. Einen guten Job. Scheiße, was für einen Scheiß labere ich denn überhaupt. Nur, weil ich meinen blöden Mund nicht halten kann. Natürlich ist es nicht so, als wüsste Harry, dass dieses Bild wegen seines Jobs entstanden ist, aber es lässt sich trotzdem nicht verhindern, dass ich mir ausmale, dass er das Bild machen wollte. Oder nicht wusste, dass es das gibt. Dass er mich umarmen und küssen wollte, weil er meinen Auftritt gut fand. Mich gut fand. Aber das hat er nicht und genau das weiß ich. „Steht heute noch was auf dem Plan?", erkundet Harry sich wenig später bei Zayn, was dieser mir einem kleinen Kopfschütteln beantwortet. In mir drin macht sich ein unangenehmes Ziehen in der Brust auf, welches ich allerdings versuche Herunterzuschlucken. Eifersucht ist unangebracht. Zayn ist mein Manager. Natürlich fragt Harry denjenigen, der Ahnung von seinem Terminkalender hat.

-

Hi Freunde der Sonne,

es gibt keinen Streit wegen des Essens... zumindest nicht so richtig! Was denkt ihr davon, dass Harry nach den Plänen fragt? Glaubt ihr, er hat was vor? Und wenn ja, was?

Love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt