Kapitel 2

1.2K 136 27
                                    

„Warum?" Verwirrt blinzle ich ein paar Mal, nehme das Handy von meinem Ohr und drehe mich auf den Bauch. Es ist viel zu früh, jetzt schon unvollständige Fragen von Zayn zu beantworten und noch immer höre ich das Ringen meines Klingeltons in meinem Kopf. Das Tief in meine Fenster scheinende Sonnenlicht bestätigt, dass es zu früh ist, viel zu früh. „Louis, sag mir bitte, dass du nicht erst jetzt wach bist. Das ist eine Vollkatastrophe, die da auf dich wartet." – „Wovon? Was? Zayn, was ist los?", frage ich verwirrt nach, während ich meinen Kopf ins Kissen drücke und unzufrieden brumme.

Mein Kopf pocht wie wild, mein Körper fühlt sich an wie ausgekotzt und ich habe nicht das Gefühl, je wieder aus meinem Bett aufstehen zu können. Allein der Gedanke daran. „In dreißig Minuten bist du bei mir. Spätestens." Ehe ich etwas erwidern kann, hat Zayn aufgelegt und ich liege verwirrt in meinem Bett. Er klang so ernst, dass ich mich tatsächlich aufrichte, aber im nächsten Moment zurück in die Kissen faln lasse. Fuck, mein Schädel killt mich. Eine Minute später richte ich mich erneut auf, laufe langsam, mit geschlossenen Augen die Treppen hinunter in meine Küche und krame eine Aspirin aus einer der Schubladen. Mit einem halb vollen Glas Wasser spüle ich die Tablette herunter, nehme mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und schaufle ihn in mich hinein, während ich die Treppen hinaufgehe und mein Ankleidezimmer betrete. Das Licht lasse ich aus, ich fühle mich immer noch, als würde mein Hirn gleich platzen.

Verdammte Afterpartys.

Ich weiß, dass ich einen British Music Award gewonnen habe, dass es Essen und Alkohol gab. Vielleicht, gab es noch eine Party, aber Alkohol gab es auf jeden Fall. In großen Mengen. Und so wie mein Kopf pocht, habe ich wohl einen Großteil davon zu mir genommen. Ich weiß es nicht mehr.

Langsam ziehe ich mir frische Boxershorts an, steige in eine Jeans und einen passenden Pullover, ehe ich mir auch zum Outfit passende Vans aussuche. Von wegen, zum Outfit passend. Ich trage sie fast jeden Tag und mir ist egal, ob sie zu meinen Anziehsachen passen. Den Joghurtbecher werfe ich gerade so in den Mülleimer, dass er trifft. Ich gehe etwas lebendiger als zuvor die Treppen hinunter. Aus der Schale auf dem Sideboard neben meiner Haustür nehme ich meine Autoschlüssel, schließe die Haustür hinter mir ab und tippe nebenher Zayns Adresse in mein Handy. Schon als ich mich hinters Lenkrad setze und das Auto anschalte, verbindet mein Handy sich mit meinem Auto, übertragt die Navigationsdaten und beginnt Musik von meinem Spotify Account zu spielen. Innerhalb von Sekunden habe ich die Lautstärke auf null gedreht. Die Fahrt verläuft gut, aber desto näher ich Zayns Wohnhaus ein paar Straßen weiter komme, desto weniger weiß ich, warum er am Telefon so angepisst klang. Das Einzige, was mir einfällt, ist, dass ich wie schon bei den American Music Awards versucht habe ihn abzufüllen, aber diesen Gedanken verwerfe ich wieder. Er klang viel zu... Lebendig. Ein verkaterter Zayn klingt wie ein Albtraum, der einen Heimsucht.

Schon als ich auf dem Bürgersteig parke, geht seine Haustür auf und es erscheint ein schwarzer Haarschopf in der Tür. Abwartend sieht Zayn mich an, hält mir die Tür auf und verpasst mir einen Klaps auf den Hinterkopf, als ich den Eingangsbereich betrete. „Fuck Zayn, ich fühl mich wie eine Leiche, lass den Scheiß" Als ich ihn ansehe erkenne ich, dass das nicht mein bester Freund Zayn, sondern mein Manager ist. Verdammte scheiße, nicht so früh am Morgen. Manager Zayn ist der Zayn, der mir weniger lieb ist. „Du tust mir gerade nicht leid, Louis. Setz dich, es gibt Frühstück." Er klingt, als würde er mich umbringen wollen. Still lasse ich mich an seinem Küchentisch nieder, öffne nacheinander die auf dem Tisch liegenden Starbucks Tüten und ziehe schließlich die an mich, in der ein Bagel mit Bacon und Ei ist. Das, was in meinem Zustand als appetitlichsten wirkt. Wir frühstücken in Ruhe, und auch als Zayn bereits aufgegessen hat, wartet er, ohne ein Wort zu sagen, darauf, dass ich fertig werde. Langsam kaue ich auf meinem letzten Bissen herum, lecke mir das Öl und die wenigen Krümel von der Lippe und zerknülle die Papiertüte in meinen Händen. Verdammt, tat das gut. „Du hast keine Ahnung?" Verwundert sehe ich Zayn an, ziehe eine Augenbraue in die Höhe und fahre mir mit meiner rechten Hand übers Gesicht. Wovon soll ich eine Ahnung haben? Mir fällt auf, dass meine Haare mir fast bis zur Nasenspitze reichen und ich wirklich mal wieder einen Friseurbesuch einplanen könnte. Vielleicht, bevor es demnächst fürs Mastering nach New York geht. Langsam ist es wirklich legitim, dass meine Louies mich mit einem Igel vergleichen. „Verdammt, Louis! Sonst hängst du doch immer auf Twitter rum." – „Point taken, weniger auf Social Media hängen, mehr Musik", murmle ich Augenverdrehend. Ich kann nicht fassen, dass mein bester Freund mich deshalb so sehr gestresst hat.

Klar, ich habe einen BRIT gewonnen, ich habe einen British Music Award gewonnen, jetzt darf die nächste Single natürlich nicht mehr lange auf sich warten, aber das muss er mir nicht um acht Uhr morgens mitteilen. Nachmittags, oder abends, wenn ich in einem halbwegs annehmbaren, dem Tod ferneren Zustand bin, hätte vollkommen ausgereicht. Außerdem weiß er, dass die Single nur noch ins Mastering muss, ehe sie fertig ist, er war schließlich regelmäßig mit mir im Studio. Zwar hat er dort größtenteils geschlafen, aber er war da. Also warum zur Hölle quält er mich mit diesem Frühstück. Und nicht mal als mein bester Freund, der mir meinen Award gönnt, sondern als mein Manager. An einem Sonntagmorgen. „Nein. Dieses eine Mal, bitte ich dich, auf Twitter zu gehen. Aber nicht jetzt." Er angelt sich sein iPad von der Küchenzeile, entsperrt es und tippt darauf so herum, dass ich den Bildschirm nicht sehen kann. Dann, hält er mir das Tablet wortlos hin. Mit gerunzelter Stirn nehme ich es an mich, streiche mir die Haare zurück und richte meine Augen auf den Bildschirm.

Augenblicklich bleibt mein Herz stehen.

Überraschendes Coming Out von Superstar Tomlinson?', prangt dort in großen Buchstaben.

Mein Name steht neben der Anspielung, auf ein mögliches Coming Out. Mein Coming Out.

Was ein Bullshit! Panisch überfliege ich die Zeilen, bis ich beim letzten Absatz ankomme.

Macht euch keine zu große Hoffnung, Jungs! Erst letztens wurde der englische Sänger dabei gesehen, wie er mit einer unbekannten Frau an seiner Seite einen Club in Los Angeles verlassen hat... Die Bilder waren eindeutig – sorry, Jungs.'

Ich kann nicht atmen. Das ist doch Bullshit. Mein Blut pulsiert lautstark durch meine Arterien, rauscht in meinen Ohren und blockt so alles aus meiner Welt aus. Alles, außer diesen Artikel. Wenn es nur der eine ist. „Ist... Du machst keinen Spaß?" – „Keine Ahnung, warum diese Kacke veröffentlich wurde, aber das Video ist echt. Das haben wir schon geprüft." Das Video ist echt. Ich habe keine Erinnerung daran, dass ich sowas überhaupt gesagt haben könnte. Ich kann sowas nicht sagen, was ein Scheiß das ist. Warum sollte ich sowas sagen? „Von wem ist der Artikel?" – „The Sun" Natürlich, das billigste, schnellste Klatschmagazin, dass der Englische Zeitschriftenmarkt zu bieten hat. „Ich denke nicht, dass dein Image als Ally deiner Karriere schaden wird, aber wir haben dennoch ein Krisenmeeting einberufen, um unser Vorgehen zu planen." Ich gebe ihm keine Antwort, sondern spanne meinen Kiefer an und schiebe das iPad so weit von mir weg, wie es mir möglich ist. „Sicher? Warum können wir das nicht abstempeln und als unwichtig dastehen lassen? Wenn wir nicht reagieren, heißt es doch, dass" – „Weil es nicht um irgendein Gerücht geht, sondern dich Idioten, der besoffen meint irgendeinen Scheiß zu erzählen, von wegen du wärst schwul.", erwidert Zayn begleitet von einem Kopfschütteln. Ich zwinge mich zu einem Lachen, sehe zur Seite und verschränke meine Arme auf meiner Brust.

„Du als Ally ist gut, mach dir keine Sorgen. Vielleicht zwei, drei Tage, dann gibt's den nächsten Skandal und dieser Mist ist vergessen." Stumm nicke ich. Ich als Ally. Das ist ein Albtraum. Einer, aus dem ich so schnell wie möglich wieder aufwachen muss. Das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, nimmt immer weiter ab, aber ich fühle mich noch immer, als läge ein tonnenschweres Gewicht auf meinem Brustkorb. Mein besoffenes ich ist wirklich ein vollkommener Idiot. „Was ist, wenn sie denken, dass ich schwul sei?" Zayn lacht, zuckt mit den Schultern und zieht einen Bagel aus einer der noch auf dem Tisch liegenden Tüte: „Pap Walk?" Natürlich. Sobald ich irgendein Spargel Model auch nur ansehe, Date ich sie, habe sie durch sämtliche Hotels gevögelt und was weiß ich nicht was. „Also bin ich jetzt offiziell ein Ally?" Zayn sieht mich nicht an, als er nickt.

-

Das nenne ich mal einen turbulenten Start in den Tag. Vor allem mit einem Kater scheint es sich nicht zu vertragen... was sagt ihr zu Louis' Patzer? Und Zayns Reaktion darauf?

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt