fake it ⎜l.s. au

Kapitel 57

Es ist Laut. Der Sprechgesang der Arsenal Fans kommt mir immer wieder über die Lippen, während Zayn und ich uns grinsend im Arm liegen. Wir beide tragen Trikots mit unserem Namen auf dem Rücken, welche wir zu unserer Überraschung von Venkatesham, dem Geschäftsführer des Clubs, am Eingang in die Hand gedrückt bekommen haben. Wahrscheinlich irgendein Marketing- oder Pr-Ding für Social Media, wenn man dem mit einem Handy in der Hand hinter ihm stehenden Mädchen trauen konnte. Morgen haben meine Fans dann immerhin neuen Content. Neben den Artikeln über Harry und mich natürlich, aber die beiden interessieren sich wahrscheinlich für beides. Falls es nicht so ist, würde ich mich ziemlich unwohl fühlen. Wenn ich mit meinem besten Freund ein Fußball Stadion betrete, sehe ich nicht gut aus, sondern wie ein ganz normaler Fußballfan, der sich in den nächsten Stunden, das ein oder andere Bier gönnt. Neben mir steht ein grinsender Zayn mit seinem zweiten Bier in der Hand. Das Spiel läuft in vollen Zügen und zu unserem Vergnügen liegt Arsenal in der 75ten Minute mit einem Tor vorne. Noch fünfzehn Minuten, dann können wir endlich feiern. So richtig. Mit Adleraugen verfolge ich, wie die gegnerische Nummer Sieben, der deutsche Kai Harvertz, sich durch unsere Abwehrkette dribbelt und zu Mount Passt, der rechts von ihm zwischen unserem Innenverteidigern durch läuft und vom Flügel den Ball in den Lauf gespielt bekommt. Wären es nicht unsere Gegner, würde ich mich über dieses Fabelhafte Zusammenspiel freuen, aber so schüttle ich meinen Kopf, als der Ball ins Netz fliegt. Verdammte scheiße aber auch!

Eine frühe Führung ist für uns nie gut. Nie. Jedes einzelne Mal, fallen wir wieder zurück und verlieren. Scheiße! Wütend schlage ich in die Luft und merke erst als mein Becher vor meinen Augen ist, dass das Bier herausschwappt und auf den Asphalt vor uns klatscht. Mein schönes, frisches Bier! Das hab ich mir vor nicht mal fünf Minuten am Stadionbüdchen gekauft und nicht mal ansatzweise zur Hälfte hab ich es getrunken. „Fuck!", fluche ich, lehne mich übers Geländer und sehe auf die Bierpfütze vor beziehungsweise unter mir. Immerhin stand dort niemand, sonst hätte derjenige eine saftiger Bierdusche bekommen. Den Boden vom Gang kann man putzen, mit nem genervten Fußballfan hätte ich wenig Lust mich jetzt rumzuschlagen. Nochmal Glück gehabt. Vielleich hätte aber der Vollidiot vom letzten Mal dort stehen können, der hätte es wirklich verdient. Zayns lachen dringt zu mir durch, woraufhin auch ich nicht an mich halten kann und lache. Scheiß doch auf das Bier. Dann hole ich mir halt ein neues. So hat mein bester Freund wenigstens was zu lachen. „Du bist so ein Idiot, Tomlinson" – „Ich bin nun mal emotional beim Fußball", erwidere ich, grinse aber. Er weiß ja, wie das ist und zuhause ist er nicht anders. Ich kann garnicht sagen, wie oft schon eine leere Bierdose gegen seinen Fernseher geflogen ist.

Vor einem Jahr habe ich ihm zum Geburtstag einen weichen Spielzeug Fußball von Ikea zum Geburtstag geschenkt, den er bei seinen vom Fußball ausgelösten Wutanfällen durch die Gegend kicken kann, solang er will. So geht wenigstens nicht wieder eine Fensterscheibe kaputt. „Auch eins?" – „Hm? – „Möchtest du auch eins?" – „Was?" – „Ein Bier." – „Hab noch", murmelt er, aber ich entschließe mich nach einem Blick auf seinen Becher trotzdem, ihm eins Mitzubringen. Da sind maximal noch zwei Schlucke drin und die hat er getrunken, sobald ich zurück bin. Auf dem Weg an der Bar komme ich an einigen Leuten vorbei, die ich von irgendwelchen Galas oder so kenne, aber mehr als ein Nicken zum Gruß bekommen sie nicht. Darauf habe ich grad keine Lust. Ich will nur mein (und Zayns) Bier, das Spiel zu Ende gucken und dann angetrunken in mein Bett fallen. Dass ich dann morgen mein Auto hier abholen muss, verdränge ich einfach, während ich mit den zwei Bechern in der Hand zurück zu Zayn gehe. Dankend nimmt er mir seinen Becher ab, wendet sich wieder dem Spielfeld zu und steigt erneut in den Sprechgesang ein.

Arsenal verliert. In der 89ten macht Tomiyasu einen verschissenen Fehlpass direkt in den Lauf von Kanté, welcher über den rechten Flügel zu Pulsic spielt, der den Ball zurück in den Strafraum bringt. Hoch fliegt er über die Köpfe unserer Abwehrspieler, wodurch, erneut, Mason Mount trifft. Diesmal verschütte ich mein Bier nicht, bin aber genauso angepisst, wie vor zehn Minuten. „Verdammte scheiße, was sollte das denn?", motzt Zayn neben mir. Ich stimme ihm brummend zu, lege meinen Kopf in den Nacken und trinke den Rest des Biers aus. „Das war doch klar, wir dürfen zur Halbzeit nicht führen", ärgert er sich weiter, was ich leicht belustigt beobachte. Trotz der Niederlage sehe ich Zayn amüsiert an und versuche seine Wut so gut es geht zu beruhigen. Sogar im Uber flucht er noch vor sich hin und beschriftet wie ein wilder seine Instagram Story, in der er ein Bild von uns beiden Postet, wie wir beide unsere neuen Trikots tragen. Daneben steht ein Text, den sich sowieso niemand durchlesen wird, aber wenn er dadurch ruhig ist, soll er das doch machen.

Zuhause angekommen lasse ich mich, wie geplant, in mein Bett fallen und drohe doch tatsächlich einzuschlafen, als mein Kopf mit meinem Kissen in Kontakt kommt. Da ich aber nicht in Jeans und Trikot schlafen will, mache ich mir die Mühe mir die Klamotten auszuziehen, ehe ich mich richtig unter die Decke kuschle und mein Handy entsperre. Wenige Momente darauf beginnt auf dem Fernseher an der Gegenüberliegenden Wand Good Will Hunting zu spielen und ich checke erneut meine Nachrichten des Tages. Ich wurde auf hunderten Fotos vom Fußballspiel getaggt, aber desto weiter ich in meinen Benachrichtigungen herunter scrolle, desto öfter finden sich auch andere Bilder in meinem Feed. Harry und ich, am Strand. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, während ich die Fotos noch genauer betrachte. Meine Brust zieht sich unangenehm zusammen. Ich wusste ja, dass es Teil seines Vertrages war, aber ich habe keine Fotografen gesehen und konnte bis jetzt so tun, als wäre es wirklich ein Date gewesen. Gut, es gibt keine Artikel darüber, aber vielleicht hat irgendeine News Seite über mich die Rechte an den Bildern gekauft und sie hochgeladen... Desto länger ich die Bilder betrachte, desto größer wird die Falte zwischen meinen Augenbrauen, weshalb ich mein Handy wieder sperre und neben mich ins Bett fallen lasse. Verdammte Scheiße!

Ich hasse, wie sehr ich es hasse. Und das nur, weil ich Harry dankbar bin. Ich steh nicht auf ihn, das auf keinen Fall, aber ich bin ihm dankbar dafür, mir das Coming Out ermöglicht zu haben. Mich in ihn zu verlieben wäre dumm und auch gar nicht möglich. Ich bin auch nicht in ihn verliebt. Ganz. Sicher. Nicht. Ich will keine Beziehung, sondern die Freiheit haben zu tun, was ich will. Im Club mit den Personen zu tanzen, die ich attraktiv finde und bei Interviews gefragt zu werden, ob ich einen Freund habe, anstatt immer nach Frauen gefragt zu werden. Und wenn ich mal mit Mädels zusammen im Club bin, möchte ich am nächsten Morgen keine Vermutungen darüber lesen, mit welcher von ihnen ich ihn der Nacht im Bett gelandet bin. Es ist keine. Ganz davon abgesehen davon, dass es niemanden was angeht. Nur weil ich in der Öffentlichkeit stehe, heißt es nicht, dass jeder wissen muss, mit wem ich mir das Bett teile. Auch, wenn das bisher nur Harry war. Er ist der erste und vorerst einzige Mensch, dem ich so sehr vertraue, dass ich mit ihm geschlafen nahe. Und auch, wenn es in den Filmen immer so dargestellt wird, als wär das erste Mal das beste der Welt, wäre nicht von Unsicherheiten, Angst und auch ein wenig schmerzen geprägt, bereue ich es nicht, mein erstes Mal mit Harry geteilt zu haben. In Betrunkenem Zustand, aber naja. So kann ich wenigstens auf den Alkohol schieben, dass er nicht weiß, dass er mir mein erstes Mal genommen habe. Ich habe zwar ihn gefickt, aber es war das erste Mal, wird also schon Zählen. Vielleicht hätte ich es ihm sagen sollen, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Ebenso wenig würde es etwas daran verändern, dass sich unsere Wege bald trennen. Es ist egal, ob er es weiß, oder nicht.

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hi Freunde der Sonne,

das war kein Gelungener Spieltag, oder? Was sagt ihr?

Love, J x