Kapitel 55

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Ich bin entgegen Josephs Planung derjenige, der die Ankündigung für mein Neues Album hochlädt. Gut, ich sitze mit einem Bagel in der Hand auf Zayns Sofa und mache es über sein Handy, aber ich drücke den Knopf. Das ist fast dasselbe. Innerhalb von Sekunden schießen die Benachrichtigungen in die Höhe, tausende Kommentare, Tags und Likes prassen auf das Handy hinein und mein Bauch beginnt vor Aufregung zu kribbeln. Fuck. Wie lang ich darauf gewartet habe, endlich sagen zu können, dass es fertig ist. Fertig, um von der Welt gehört zu werden. Grinsend sperre ich sein Handy, gebe es ihm wieder und beiße in meinen Bagel. Neben mir schlürft Zayn seinen Kaffe, streicht sich eine Strähne aus der Stirn und grinst mit an. „Damit beginnt ein neues Kapitel", murmelt er irgendwann in die Stille herein, weshalb ich meinen Kopf zu ihm drehe und nicke. „Fuck" Zayn lacht, klopft mir auf die Schulter und stellt seinen Becher auf dem Küchentisch ab. „Freust du dich?" – „Mein Album angekündigt zu haben?" – „Auf das, was kommt", erklärt er und sieht mich aufmerksam an. Kurze Zeit verstehe ich nicht, was er meint, dann lege ich den Bagel ab und fahre mir durch die Haare. „Ich freu mich" – „Du hast noch einen Pap Walk vor dir, dann bist du frei" – „Und ein Meeting", füge ich schnell hinzu, nicke aber. „Ich bin jetzt schon frei, ich kann endlich öffentlich sagen, dass ich auf Männer stehe." – „Und nächste Woche kann ich dich endlich auf Blind Dates zwingen" Mein Magen zieht sich unangenehm zusammen und ich schüttle den Kopf. Es fühlt sich falsch an daran zu denken, jemand anderen als Harry zu daten. Harry, den ich noch zwei Mal sehe, ehe sein Job getan ist. Einmal davon, wird das abschließende Meeting sein, was man wohl kaum als Treffen zählen kann. Wir werden uns eine Stunde sehen und dann aus dem Leben des anderen verschwinden, als wäre der andere nie da gewesen.

„Du freust dich nicht darauf, von deinem besten Freund endlich auf Blind Dates gezwungen zu werden?", reißt Zayn mich aus meinen Gedanken. Ich schüttle nur meinen Kopf. Darauf habe ich auch unabhängig von Harry nicht so viel abgesehen. Erstmal steht das neue Album mit allem, was dazu gehört, an, dann vielleicht eine Tour. Einmal um die Welt und wieder zurück. Und wenn ich dann mal beginne zu Daten, das verdammte erste Mal, will ich nicht nach zwei Wochen auf Tour müssen. Die Person mitzunehmen wäre ziemlich unrealistisch. Wenn, möchte ich erstmal meine Zeit mit der Person genießen. Und bei Blind Dates wüsste ich ja auch nicht, wen Zayn mir da auf den gegenüberliegenden Stuhl setzt. Am Ende noch sich selbst. Danke, aber nein danke. Da warte ich lieber noch ein wenig, ehe mir sowas unter die Nase kommt. Ehrlicherweise würde ich auch gerne allein jemanden kennenlernen. Kein Zayn und kein Management, das mir wohlmöglich noch den nächsten Freund aufdrückt. Wenn es nur nach mir geht, spreche ich jemanden in einer Bar an und gucke, wohin es führt. Vielleicht kippt mir ja jemand seinen Kaffee übers Shirt. So steht es bestimmt in den Büchern des Lockenkopfes. Er liest doch bestimmt solche Romanzen, bei denen fast alles perfekt ist, der Sex unheimlich gut und die Protagonisten einander nur lieben. Keiner hat Ecken und Kanten und es wird alle Zwei Minuten gesagt, wie sehr man sich liebt. So einen kitschigen Mist, will ich nicht. So, wie Harry und ich uns teilweise geärgert haben, ist, wäre, es ein gutes Mittelmaß. Und über den Sex konnte ich mich auch nicht wirklich beklagen. Bisher habe ich niemanden zum Vergleich, aber das muss er ja nicht gleich wissen. Es ist ihm sicherlich egal und mir ist es das auch.

Zusammen haben Zayn und ich uns gestern wenig später auf den Weg zum Mittag Essen gemacht, ehe er für ein paar Besorgungen los musste und ich nach Hause gefahren bin. Seitdem ist nicht viel passiert, weshalb ich nun, einen Tag später, nur in Boxershort vor meinem Spiegel stehe und mir ein Outfit aussuche. Heute ist ein weiterer Pap Walk, aber es ist nicht nur irgendeiner, sondern der letzte. Mein letzter Pap Walk. Und das Hoffentlich nicht nur mit Harry, sondern generell. Unschlüssig ziehe ich ein schlichtes T-Shirt von Burberry aus meinem Kleiderschrank und ziehe es über meinen Kopf. Dazu ziehe ich eine Jeans und meine Vans an, ehe ich auch schon los muss und mir Portemonnaie und Autoschlüssel einstecke. Im Auto lasse ich mich zu der in der gestern noch eingetroffenen Mail stehenden Adresse leiten, wo ich schlussendlich vor einem edel, aber noch relativ durchschnittlich aussehenden Lokal halte. Da vom Lockenkopf noch nichts zu sehen ist, steige ich aus und sehe zu den bereits sich reihenden Paparazzi. Es sind mehr als je zuvor, was wahrscheinlich heißt, dass Joseph möglichst viele Artikel über unsere Trennung und Beziehung will. Kurz nicke ich ihnen zu, dann lehne ich mich an die Hauswand und sehe auf mein Handy.

Silas: viel Spaß heute beim Spiel!

Silas: 2:1

Silas: Oder 3:1, die null wird auf jeden Fall nicht gehalten

Silas: Weiße Weste war trotz weißer Trikots noch nie euer Ding.

Grinsend bedanke ich mich bei meinem Kumpel, dann lese ich meine anderen Nachrichten durch. Gerade als ich dabei bin, Lottie zu antworten und ihr zu versprechen, sie zum nächsten Festival mitzunehmen, werde ich von Zayn angerufen. „Hi", begrüße ich ihn und sehe mich einmal um. Noch immer nichts vom Lockenkopf zu sehen. „Hey Lou, bist du schon da?" – „Mhm" – „Okay, ich glaube es sind mehr Fotografen da als sonst, kann das sein?" – „Ja, warum?" – „Ich wollte es dir nur sagen, wenn ihr beiden das Restaurant wieder verlasst, wird es wahrscheinlich noch mehr. Ihr hattet ja schon mal Probleme mit den Paps, ich wollte dich nur daran erinnern." – „Danke", erwidere ich nachdenklich und lege auf, während ich in die passen von Kameralisten schaue. Hoffentlich wissen sie sich zu benehmen. Ich habe keine Lust, so kurz vor Ende nochmal einen verängstigten Harry bei sich zuhause abzuliefern. Niall würde mich wahrscheinlich köpfen. Auch, wenn er weiß, dass es nicht meine Schuld ist.

Überrascht zucke ich zusammen, als eine Hand sich auf meine Seite legt. „Fuck", fluche ich, sehe zum Lockenkopf und lasse mich von ihm in den Arm nehmen, während hinter uns das Blitzlichtgewitter über uns hineinbricht. Mit einem Grinsen auf den Lippen genieße ich seine Nähe, ehe ich mich von ihm löse, meinen Arm um seine Hüfte lege und ihn betrachte. „Du bist als auch mal da." – „Meine Tube hatte Verspätung", entschuldigt er sich mit einem entschuldigenden Lächeln, bei welchem seine Grübchen zum Vorschein kommen. Kurz sehe ich zu den Paps, dann lege ich meine Hände an seine Hüften und presse einen Kuss auf seine Wange. „Na immerhin bist du hier, sonst wären die Paps ganz umsonst gekommen", versuche ich ihm ein weiteres Grinsen zu entlocken, aber er nickt nur und greift nach meiner Hand.

Nebeneinander betreten wir das Lokal und werden sofort zu unserem Tisch am Fenster gerührt. Praktisch. So sieht es aus, als wollen wir abseits der anderen Gäste sitzen und gleichzeitig sitzen wir für die Paps auf dem Präsentiertellern. Wie ein wahrer Gentleman ziehe ich Harrys Stuhl zurück und setze mich erst, als er bereits sitzt. „Hi" – „Hi", erwidere ich wie ein Papagei, senke meinen Blick und schüttle meinen Kopf belustigt. Verdammt, langsam müssten wir doch Profis darin sein, Dates zu fälschen. Motiviert, eine Glanzleistung abzuliefern richte ich meinen Blick wieder auf Harry und lecke mir über die Unterlippe, während ich meine Augen über sein Gesicht wandern lasse. Er sieht gut aus. Locker fallen seine Locken ihm ins Gesicht, ein dunkelblaues Shirt verdeckt seinen Oberkörper und seine Beine stecken in einer locker Sitzenden Anzughose. Und er trägt Boots. Die Boots, mit denen er bei unserem ersten Treffen am Boden hängen geblieben und in meine Arme gestolpert ist. Vor gerade mal zwei Monaten. Fuck. Von dieser Realisation überwältigt sehe ich Harry an. Vor zwei Monaten ist er wortwörtlich in mein Leben gestolpert, hat mir meinen ersten Kuss und mein Erstes Mal genommen, mir zum Outing verholfen und mich in Bilbao supportet. Wenn auch nur dadurch, einen Instagram Post zu fälschen.

„Alles in Ordnung?", reißt mich Harrys fragende Stimme aus meine Gedanken, woraufhin ich nur nicke und auf die vor mir liegende Speisekarte sehe. Seit wann ist die denn da?! Es vergehen einige Minuten bis die Kellnerin kommt, aber als sie vor uns zum Stehen kommt sehe ich, wie ihre Augen sich weiten. So unauffällig wie möglich presse ich meine Lippen aufeinander und hoffe, dass sie nichts tut, außer unsere Bestellung aufzunehmen. Wenn jemand in Hörweite ist, der einen von uns, wahrscheinlich mich, kennt, können Harry und ich schlecht über seinen Job sprechen. Schöne scheiße aber auch.

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Hi Freunde der Sonne,

ihr habt die beiden bestimmt schon vermisst, deshalb ist Larry jetzt wieder am start. Ein letztes Mal. Traurig, oder?

Seid ihr bereit, von Louis und Harry abschied zu nehmen?

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt