Kapitel 73

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Die Kippe in meiner Hand ist bereits aus, aber es stört mich nicht wirklich. Anstatt mich aufzuregen, lege ich sie in den Aschenbecher und bedeute Harry, mir zu folgen. Im Haus angekommen legt Harry die Sachen ab und sieht sich um. „Es hat sich nichts verändert" stellt er fest und dreht sich nochmal um die eigene Achse. Etwas belustigt sehe ich ihn an, dann schüttle ich den Kopf und lehnen ich an den Küchentisch. „Komm her, Lou" Ich sehe Harry an und folge seiner Aufforderung, bis ich vor ihm stehe. Er legt eine Hand an meine Wange und platziert einen genauso sanften Kuss auf meinen Lippen, ehe er sich mit mir zusammen auf dem Sofa nieder lässt. „Du bist angespannt" Zustimmend nicke ich. Ich bin angespannt. Ich habe keinen blassen Schimmer, was ich vom Reden erwarten soll. Verkündet er, dass er mich küssen wollte, aber nicht mehr von mir will? Eigentlich denke ich nicht, dass Harry so ist, aber vielleicht läuft es ja so. Mit solchen Sachen habe ich keine Erfahrung. Einen Freund hatte ich noch nie und meine einzige Freundin, Hannah, habe ich nichtmal geküsst. Zwei Monate waren wir zusammen bis ich gemerkt habe, dass ich nicht wegen ihr, sondern wegen ihres Bruders so gerne Zeit bei ihr verbracht habe. Und als ich ihr das erzählt habe, hat sie Schluss gemacht und ich habe, natürlich, nicht ihren Bruder gedated. Und den Rest der Geschichte kennt man. Labels wurden auf mich aufmerksam, mir wurde gesagt, ich dürfe in diesem Business nicht schwul sein und ich habe es vor allen geheim gehalten, bis ich es besoffen ausgeplaudert habe. Vor unzähligen Kameras. „Kann sein", erwidere ich, woraufhin Harry nickt und etwas von mir weg rückt, um sich im Schneidersitz hinzusetzen. „Ich möchte erstmal dass du weißt, dass ich dich mag, Louis. Sehr." Mit roten Wangen sehe ich ihn an. Harry mag mich. Ich werde mich nie daran gewöhnen, ihn das sagen zu hören. „Als ich hergekommen bin, war ich fest entschlossen, dir die Sachen zu geben, aber..." er hält inne und streicht sich eine Locken aus der Stirn, ehe er fortfährt, „du sahst so fertig aus, dass ich es sofort selbst gespürt habe... und dann konnte ich nicht anders." - „Was meinst du?" - „Dich zu küssen. Jetzt mir dir hier zu sitzen und zu reden." Erklärt er und schenkt mir ein leichtes Lächeln.

„Warum war Rachel in deinem Bett?", platzt es aus mir heraus. Selbst überrascht von den Worte, ziehe ich meine Augenbrauen in die Höhe und sehe Louis an, welcher mich fragend ansieht. „Als ich bei dir war... ich- Zayn meinte ich soll dir meine Gefühle gestehen und als ich bei dir war, wollte ich das machen, aber du hast nichtmal darauf reagiert, dass ich dich vermisse.... Und dann saß sie in deinem Bett und hatte dein Shirt an." - „Ich war überrascht." Verwundert mustere ich ihn. Überrascht. „Du warst überrascht?" - „Verdammt Louis, natürlich war ich überrascht. Du... hast du dich mal angesehen? Du bist Louis Tomlinson. Du bist attraktiv und erfolgreich, eine Mischung mit der du jeden haben kannst. Und ich studiere Literatur und wurde dafür bezahlt, mit dir Zeit zu verbringen. Du hast mich mit nach Spanien genommen, weil Zayn Fotos brauchte, ich war mit bei einem beschissenen Radio Interview und war mit dir essen. Und ja ich weiß, dass es mein Job war und will mich beim besten Willen nicht beschweren. Ich konnte einen heißen Celebrity daten, habe einen unfassbaren Anzug von Gucci geschenkt bekommen und war übers Wochenende in Spanien. Nichts davon wäre ohne diesen Job passiert, aber gleichzeitig war es das einzige, was uns verbunden hat. Als ich ein einziges Mal versucht habe, dir zu zeigen, wie sehr ich es wirklich genieße, dachtest du, es wäre ein Plan von deinem Management." - „Und du hast nichts gesagt." Führe ich seinen Satz fort und atme ein mal durch. Scheiße. Das ist eine Menge, die ich zu verdauen habe. Ich seufze, schüttle meinen Kopf und stehe vom Sofa auf, um Kreise um den Wohnzimmertisch zu laufen. „Scheiße, Harry... das ist so lange her." - „Ich weiß. Ich habe die Artikel über unsere Trennung gelesen. Und dann hast du mich angerufen." - „Weil ich dich vermisst habe.", murmle ich und fahre mir durch die Haare. Aus dem Kühlschrank nehme ich mir ein Bier, öffne es und trinke einen schluck. Und noch einen. Bis die Halbe Flasche leer ist und ich nicht mehr das Gefühl habe, gleich vor Emotionen zu explodieren. Es sind nur zwei Wochen, aber diese Zwei Wochen beinhalten so ziemlich alles, was Harry und ich verloren haben.

„Ich habe vergessen, dass wir nicht wirklich daten." Gebe ich zu und lasse mich neben Harry fallen. Erstaunt sieht er mich an. „Du hast gesagt, dass Zayn meinte, du sollst zu mir kommen. Als du mir meine Sachen gebracht hast." - „Mir ging es nicht gut an den Tagen davor. Und dann habe ich bei dir geschlafen und bin in deinem Pullover beim Meet und Greet aufgetaucht, was definitiv dumm war. Er hat die Sachen, die von dir noch hier waren zusammengesammelt und meinte, ich solle sie dir bringen. Ich glaube, das er wusste, das ich... dich mehr mag, als gedacht und hat mich zur Rede gestellt." Mir fällt es unheimlich schwer, das alles auszusprechen. Als mein Blick auf Harrys trifft, entspanne ich mich ein wenig. Er sieht mich intensiv an, aber gleichzeitig mit einer solchen wärme in den Augen dass ich dahinschmelze. „Also weißt du seit, wann, dass du mich vermisst?" - „Seit wir aus dem Flieger gestiegen sind." - „Warum hast du nichts gesagt, als ich nach dem Meeting bei dir war?", will er wissen und rückt ein Stück näher an mich. „Warum hast du nie was gesagt, bis wir keinen Kontakt mehr hatten?" - „Weil ich keine Ahnung habe, was ich hier mache, Harry." Der Lockenkopf mustert mich stumm, während in mir immer mehr Zweifel aufkommen. Warum sagt er nichts? Will er jetzt doch nichts mehr mit mir zu tun haben? Oder hat er nie etwas mit mir zu tun haben wollen? Was, wenn ich das alles falsch interpretiert habe? Aber er hat mich geküsst. Mehrmals. Verdammte scheiße, warum gibt es hierfür keine Anleitung die mir sagt, was ich machen soll. Wahrscheinlich weil es dann zu einfach wäre. Aber ein einziges Mal kann es doch leicht sein. Es war nicht leicht, in diesem Business erfolgreiche zu werden und noch schwieriger, es zu bleiben. Mich zu Outen war das Gegenteil von leicht. Aber wenn ich ehrlich bin, fühlt dich das hier gerade am schlimmsten an. Ich empfinde endlich mal was für jemanden und habe eine wirkliche Chance eine Beziehung zu führen, die halten kann, wenn ich es will. Und verdammt, wie sehr ich das will. Ich will Harry bei mir haben, mit ihm zusammen einschlafen und ihn küssen, weil ich es kann und will. Auf Partys gehen und Abende vor dem Fernseher verbringen. Für ihn würde ich sogar ein Buch lesen. Alles, nur damit ich ihn um mich herum haben kann.

„Du... was?" - „Harry, ich habe keine Ahnung was gerade passiert. Du hast mich geküsst und jetzt will ich nie mehr damit aufhören dich zu küssen, aber ich hab keine Ahnung, ob es dir genau so geht." Versuche ich mich verzweifelt zu erklären und rücke näher an Harry heran, welcher mich bloß ansieht. Er ist vollkommen stumm, alles was auf seine Lebendigkeit hinweist ist das regelmäßige heben und senken seines Brustkorbes. Hinter seinen Augen toben die Emotionen und ich tue mich wirklich schwer damit, sitzenzubleiben. Ich brauche eine Kippe. Oder eine Kühle dusche. Plötzlich springt Harry auf, fährt sich durch die Haare und lässt sich auf meinem Schoß nieder. Mir großen Augen sieht er mich an, nimmt meinen Kopf in seine Hände und küsst mich. Stürmisch presst er unsere Lippen aufeinander, dringt mit seiner Zunge in meinen Mund und vergräbt seine Hand in meinen Haaren, um mich noch näher an sich zu ziehen. Ich erwidere den Kuss, umfasse seine Hüfte und stöhne gegen seine Lippen. Es fühlt sich einfach so gut an. Fast schon automatisch drücke ich ihn näher an mich und lasse mich tiefer in die Sofakissen sinken, bis Harry auf mir liegt. Meine Hände streichen seine Hüften hinab, bis meine Finger unter sein Shirt streichen und es hoch schieben. Schwer atmend löst Harry sich von mir, streicht mir die Haare aus der Stirn und streckt seine Arme über seinen Kopf. Ich ziehe ihm das Shirt aus.

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Hi Freunde der Sonne,

es geht weiter - und hoffentlich so, wie es euch gefällt!
Frohes neues Jahr euch allen!

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt