Kapitel 23

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Wir haben gemeinsam einen Anzug für Harry ausgesucht und gekauft, den er heute Abend tragen wird. Nicole hat ihn bereits unter ihren Fittichen und sicher mit meinem in der Umkleide des Senders verstaut, in dem die Talkshow aufgenommen wird. Bereits jetzt schon genervt sitze ich auf der Rückbank eines Vans und bin auf dem Weg, um Harry einzusammeln. Ich glaube meine Laune könnte nur schlechter werden, wäre es früher am Morgen.
Das Auto beginnt zu bremsen, weshalb ich aus dem Fenster sehe und meine Augen über die Häuser schweifen lasse. Pubs, Geschäfte und Cafés ziehen sich über das Erdgeschoss der Straße, darüber befinden sich eindeutig Wohnungen. Viele Wohnungen.

In meinem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung wahr. Harry, ein blonder junger Mann und eine junge Frau mit welligen, dunkelbraunen Haaren treten auf die Straße. Nach Zayns Erzählungen, müsste der blonde Niall sein. Harry sieht kurz zu mir, oder zum Auto, ich weiß es nicht, ehe sein Blick wieder auf den anderen beiden landet. Er und der Blonde umarmen sich, dann dreht er sich um und läuft die Straße hinab an meinem Van vorbei. Ich ignoriere ihn, starre weiter auf die Szene vor mir. Harry und die Frau lachen, sie legt eine Hand an seinen Oberarm und tritt einen Schritt näher. Meine Augen verengen sich, während ich beobachte, wie er einen Kuss auf ihre Stirn drückt, sie an sich zieht und dann lächelnd einige Worte an sie richtet, ehe auch sie verschwindet. Der Knoten in meinem Bauch verengt sich, aber ich schüttle nur meinen Kopf und seufze. Ich habe Talkshows schon immer gehasst. Außer die mit James Corden, ihn und seine Talkshow mag ich. Aber sonst? Sonst sind es nur privilegierte, alte, weiße Männer, die sich nicht für meine Musik interessieren, sondern dafür, wie viele Frauen ich im letzten Monat gevögelt haben soll. Dass diese Quote bei null liegt, kann natürlich nicht stimmen. Niemals.

„Guten Morgen Murphy", begrüßt Harry, welcher sich neben mir auf die Rückbank fallen lässt. „Dir auch einen Guten Morgen, Harry. Schön dich mal wieder zu sehen." – „Wie geht es dir und Veronica?" – „Gut, danke der Nachfrage Harry. Sie macht sich wahrscheinlich gerade das Frühstück warm, das ich ihr gemacht habt. Pancaces!", lächelt Murphy, während Harry nickt und sich mit einem breiten Lächeln mir zuwendet. „Guten Morgen, Louis!" Ich brumme nur, nicke und sehe aus dem Fenster. Wir fahren fast zwei Stunden, bis wir in Manchester, wo die Aufnahme stattfinden wird, ankommen. Schnellstmöglich springe ich aus dem Wagen, strecke meine Arme über meinen Kopf und gähne. Harry streckt sich ebenso, aber anstatt das wie ein normaler Mensch zu tun, beugt er sich vornüber und umfasst seine Knöchel. Was für ein Mensch kommt an seine Knöchel? Einfach so!? Verrückt, mehr kann ich dazu nicht sagen. Murphy stellt sich neben mich, legt seine Hand auf seinen Bauch und grinst: „Also ich könnte das ja nicht"

Einen Moment lang sehe ich Murphy nur an, lasse meine Augen zwischen seiner Hand und seinem Grinsen hin und her springen, dann pruste ich los und halte mir den Bauch. Verdammte scheiße, wie geil kann ein Bodyguard nur sein. Grinsend sehe ich Murphy an und schüttle meinen Kopf ungläubig. „Was habe ich verpasst?", funkt Harry dazwischen, weshalb ich ihn ansehe und seufze. „Den Witz." Der Lockenkopf sieht mich überrascht an während das Lächeln langsam von seinen Lippen verschwindet und er nickt. „Dann lasst uns mal rein gehen, Jungs", versucht mein Bodyguard Bewegung in uns zu bringen, wahrscheinlich auch, um die Situation aufzulösen, aber weder Harry noch ich reagieren. Erst ein leichter Stoß gegen sie Seite reiße ich meine Augen von Harry weg, blinzle ein Mal und nicke. „Ja, okay ... klar, sorry Murph." Er lächelt nur, checkt ein letztes Mal, dass der Van abgeschlossen ist und läuft, los. Harrys Präsenz nehme ich neben mir wahr, als würden unsere Arme sich durchgehend streifen, aber dem ist nicht so. Es ist bestimmt ein halber Meter Abstand zwischen uns. Wenn nicht sogar mehr. Meine Umkleidekabine ist durch einen DIN A4 Zettel mit meinem Namen gekennzeichnet, weshalb ich einfach eintrete und seufze.

Mein Outfit, eine einfache schwarze Hose und ein Burberry Shirt, während Harrys Anzug daneben hängt. Ich lasse mich auf das Sofa fallen, greife in den Teller mit Sandwiches und betrachte den Inhalt, ehe ich reinbeiße. „Du weißt, dass du dich hinsetzen kannst, oder?", frage ich nach, als Harry noch immer in der Tür steht. Hastig nickt es, kommt meiner Aufforderung nach und lässt sich neben mir nieder. Murphy ist verschwunden, um unsere Ankunft zu melden. Kaum habe ich mein Sandwich aufgegessen, wird die Tür geöffnet und Nicci steckt ihren Kopf herein. „Da seid ihr ja", grinst sie, bleibt vor uns stehen und streckt Harry ihre Hand hin. Er steht auf, um ihre Hand zu schütteln. „Hi, ich bin Nicole, seine Stylistin, Frisöse, was für einen Titel auch immer du meinem Job verleihen willst." – „Hallo Nicole, ich bin Harry!", stellt er sich breit lächelnd vor und umfasst ihre Hand mit seiner. Enthusiastischer, als er mich heute jemals angeschaut hat. „Dann lasst uns mal anfangen zu zaubern. Du hast dir übrigens einen wirklich schönen Anzug ausgesucht, Harry!" – „Danke", erwidert er flüsternd, während seine Wangen langsam aber sicher rot werden.

An meinen Schultern schiebt Nicci mich auf meinen Platz vorm Spiegel, wuschelt durch meine Haare und grinst. „Du hast dir einen hübschen ausgesucht." – „Hm?" – „Harry." Ich nicke nur, aber grinse mein eigenes Spiegelbild an. Zwanzig Minuten lang pudert Nicci die verschiedensten Produkte in mein Gesicht zu schmieren, ehe ich mein Oberteil wechsle, damit sie mir dann meine Haare machen kann. Zunächst versuchen wir sie aus meinem Gesicht zu kämmen, dann bleibt es doch bei meinem normalen Styling, bei welchem sie mir locker in die Stirn fallen. Sie greift in meine Haare, dreht einzelne Strähnen und lächelt dann. „So, jetzt siehst du wieder akzeptabel aus." – „Ich sehe immer akzeptabel aus" – „Das sagt dein Freund vielleicht, aber wir wissen beide, dass es nicht so ist." Bei ihren Worten beiße ich auf meine Unterlippe und schüttle meinen Kopf. Von wegen Freund. Er arbeitet. Mehr nicht. Mit einer Umarmung bedanke ich mich bei Nicci, drücke ihr einen Kuss auf die Schläfe und gehe zum Kleiderständer, von dem ich mir meine Hose nehme. Schnell ziehe ich meine Jogginghose von meiner Hüfte, kicke sie in Richtung der Couch und steige in meine Jeans. Blicke brennen sich in meine Kehrseite, aber es interessiert mich nicht. Ich ziehe mich fertig an, streiche mein Poloshirt glatt und lasse meine Augen über mich wandern. Es ist eins der besten Outfits, die ich je in einer Talkshow an hatte. Vielleicht, vielleicht trägt das kleine Detail in Form eines Regenbogens am Kragen des Shirts dazu bei. Vielleicht.

Als ich mich umdrehe, sitzt Harry vor Vicci auf dem Stuhl und lässt sie eine ihrer Cremes auf seinem Gesicht auftragen. Er lässt alles über sich ergehen, bis sie schließlich seine Locken sortiert, bis sie ihm leicht in die Stirn fallen und irgendwie formal, sexy und trotzdem verspielt aussehen. Verdammte scheiße. Ich bekomme es nicht mit, aber als es an der Tür klopft und wir gesagt bekommen, dass wir noch fünf Minuten haben, bleiben meine Augen an Harry kleben. Er hat die schlichte schwarze Anzughose an, das ebenfalls schwarze, minimal durchsichtige Hemd knöpft er gerade zu und heilige scheiße. Ich muss wegsehen, aber kann meine Augen nicht losreißen. Seine Schlüsselbeine sind von sich darunter befindenden Vögeln, keine Ahnung welche, geziert, mehr kann ich nicht sehen. Aber verdammt. Er unterhält sich mit Vicci, lässt sich von ihr das Hemd richten und lächelt sie dankbar an. Ich sage nichts, sondern gehe auf ihn zu und lege meinen Arm um seine Hüfte. „Bereit?" – „Nein." erwidert er ehrlich, weshalb ich nicke und ihn ein kleines Stück näher an mich ziehe. „Ich auch nicht", murmle ich, öffne die Tür und lasse ihn vor laufen.

Hinter den Kulissen treffen wir auf Fritz, den Moderator der Show. Ich gebe ihm meine Hand, beobachte, wie er und Harry dasselbe tun und wende meinen Blick dann ab, als ich mein Kabel gereicht bekomme. Gekonnt mache ich das Ansteckmikrofon an meinem Kragen fest, gebe das Kabel an den Tontechniker und lasse ihn das Kabel durch mein Polo ziehen, ehe ich es ihm wieder abnehme. Die Box wandert in meine Hintere Hosentasche, dann wende ich mich Harry zu, welcher dezent überfordert aussieht. Zwei Tontechniker fummeln an seinem Anzug rum, während er wie ein aufgescheuchtes Reh auf die Wand starrt. Genervt schiebe ich die beiden zur Seite, nehme die Kabel in meine Hand und verstaue alles in der Anhängetasche, die ich dann an den Gürtelschlaufen seiner Anzughose befestige. Vorsichtig lege ich meine Hand an seinen hinteren Rücken und greife nach seinem Sakko, welches ich hinter seinem Rücken hochhalte. Kurz betrachte ich den schwarzen Stoff und streiche mit meinem Daumen über die schwarzen, gestickten Details. Ich ziehe es über seine Schultern, gehe um ihn herum und beobachte aufmerksam, wie er es sich zurechtzupft. „Er steht dir wirklich gut" – „Hm?" – „Der Anzug." – „Danke, Louis." Zaghaft lächle ich, dann unterbricht Fritz uns.

„Es geht los" Ich schlucke und nicke. Verdammte scheiße, so langsam wird das real. Verdammt real. Hinter den Kulissen warten Harry und ich. Wir lassen die Begrüßung über uns ergehen, beobachten, wie Fritz schlechte Witze macht. Kaum auszuhalten. Eine wichtig aussehende Person sieht uns an, schiebt uns auf eine andere Position und hält dann ihren Arm vor uns ausgestreckt. Mein Puls steigt und ich habe das Gefühl Literweise zu schwitzen.

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hi freunde der sonne,

irgendwas ist Louis heute morgen wohl über die Leber gelaufen... aber Harry sieht gut in seinem Anzug aus, wenn man Louis glauben kann!

heute gibt es ein extra Kapitel, weil die liebe Johanna mich per Sprachnachricht drum gebeten hat... also here we go. 

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt