Wilde Rose

Wilde Rose- Kapitel 13

Nervös wartete Gawain auf sein Stechen. Er saß im Zelt und beobachtete den Wettkampf zwischen Arthur und den anderen drei Knappen, als sich jemand näherte.

„Von Orkanien?" Gawain schreckte hoch, als Brent in ansprach.

„Ja. Und?"

„Es wird deinem Vater nicht gefallen, wenn der Kronprinz seiner lausigen Inseln gegen einen Sohn eines einfachen Ritters, wie mich, verliert."

„Was willst du?", fragte Gawain gereizt.

„Nichts. Ich wollte nur mehr über meinem Gegner erfahren."

„So wie es aussieht, weißt du ja schon alles über... Ah!" Schmerzvoll schrie Gawain auf und wurde bleich. Da war er wieder, dieser stechende Schmerz in seinem Knie.

„Was ist mit dir?", erkundigte sich Brent mit besorgtem Gesichtsausdruck, welcher sich jedoch schnell in ein triumphierendes Grinsen umwandelte. „Kannst du nicht mehr mitmachen?"

„Das würde dir so passen!" In Gawain brodelte es. Er war leicht reizbar und ließ es oft in Aggressionen aus. Brent hatte Glück, dass es hier nicht um einen Schwertkampf ging, sonst hätten seine Sticheleien seine sichere Niederlage bedeutet. Doch bevor die beiden weiter streiten konnten, erhob der Schiedsrichter das Wort.

„Das war ein spannender, knapper Wettkampf. Für wen hat es für die Top fünf gereicht? Bevor diese Frage beantwortet werden kann, kommen wir zum Duell des Tages. Der Kampf um den ersten Platz! Brent von Taol Syn gegen Gawain von Orkanien!"

Unter tosendem Applaus traten die beiden Knappen auf den Platz. Brent winkte den begeisterten Zuschauern zu, während Gawain nur hinter ihm herhumpelte. Er erblickte seine Freunde und Familie im Publikum. Seine Mutter lächelte stolz, seine Schwester schickte ihm einen Luftkuss und König Lott applaudierte. Das war genug Zuspruch für Gawain. Diese kleine Geste seines Vaters bedeutete ihm sehr viel.

„Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, werden die Teilnehmer aus dreißig statt zwanzig Metern schießen", verkündete der Schiedsrichter. „Möge der Bessere gewinnen. Brent beginnt mit seinem ersten Schuss."

Brent stellte sich an die Markierung, spannte seinen Bogen und ...

„Acht Punkte! Das war knapp an der Mitte vorbei. Kann der Knappe aus Camelot da noch mithalten?"

Gawain trat nach vorne. Schweiß rann ihm über das Gesicht. Sein Knie pochte, doch er ignorierte die Warnzeichen seines Körpers und konzentrierte sich aufs Ziel, was ihm jedoch schwerfiel.

„Sechs Punkte, schade! Aber noch ist nichts verloren!"

Jetzt war Brent an der Reihe, um seinen zweiten Schuss zu schießen, während Gawain sich wieder zurückzog. Als die beiden Knappen sich trafen, warf Brent ihm ein triumphierendes Grinsen zu.

„Gib lieber gleich auf, dann wird es nicht so peinlich!"

„Ich wollte dir nur noch eine Chance lassen, pass lieber auf, dass deine nächsten beiden Schüsse auch Glückstreffer werden", konterte Gawain gereizt von den Sticheleien seines Gegners und den Schmerzen, die langsam unerträgliche Ausmaße nahmen.

Brent warf noch einen letzten Blick auf seinen Kontrahenten, bevor er sich auf die Zielscheibe konzentrierte, um dem Todesblick dessen zu entgehen.

Hätte Gawain keine körperlichen Probleme gehabt, hätte er laut losgelacht, als Brents Pfeil nur die Sechs-Punkte-Marke erreichte und der Knappe sich mit betrübter Miene zurückzog, um Gawain an der Schusslinie Platz zu machen.

Gawains zweiter Schuss saß hingegen besser. Er schluckte schwer, als er die Zielscheibe anvisierte und sich selbst dazu zwang, alles andere auszublenden. Er erzielte acht Punkte und war somit wieder im Rennen. Brent warf ihm böse Blicke zu, bevor er seinen dritten Schuss vorbereitete.