„Morgan?" Hastig kletterte Gawain durch die Luke im Baumhaus, durch die Morgan kurz zuvor verschwunden war.
„Ich will dich nicht sehen", schluchzte es aus der hintersten Ecke des Zimmers.
Gawain zögerte kurz, doch lief dann trotzdem zu ihr. Er kniete sich auf den Boden zu Morgan, die in der Ecke kauernte.
„Lass es mich erklären", bat er mit sanfter Stimme.
„Ich brauche keine Erklärung. Mir war von Anfang an klar, dass ich nicht gut genug für dich bin", schluchzte sie, ohne aufzusehen.
„So ist es nicht. Morgan, ich liebe dich." Gawain schloss die Augen und holte tief Luft, als Morgan endlich zu ihm aufsah und er fortfuhr: „Mein Vater hatte das seit meiner Kindheit geplant. Amora war schon immer meine beste Freundin, da unsere Eltern uns immer miteinander spielen lassen haben. Sie war auch jahrelang die einzige Freundin, die ich hatte. Naja, abgesehen von William, wobei der eher mit meiner Schwester befreundet war. Bei ihnen hat mein Vater es genauso gemacht, nur, dass es zwischen ihnen wirklich gefunkt hat. Aber bei mir ist das nicht so, Morgan. Du bist es, die ich will." Morgan hatte ihn die ganze Zeit mit gequältem Blick dabei zugesehen, wie er versuchte, es ihr möglichst schonend zu erklären.
„Meinst du das ernst?", flüsterte sie so leise, dass es für Gawain kaum hörbar war.
„Ja, Morgan, ich meine es ernst. Aber ..."
„Ich verstehe schon. Dein Vater", seufzte sie traurig. „Also ist es vorbei mit uns?"
Sie sah ihn eindringlich an. Gawain schluckte nur schwer und wich ihrem Blick aus. Das war Antwort genug. Morgan brach erneut in Tränen aus und warf sich schluchzend um Gawains Hals.
Er nahm sie fest in seine Arme und auch beim sonst so taffen Knappen begannen die ersten Tränen zu kullern.
Die nächsten Tage waren schrecklich. Die ganze Tafelrunde litt unter der Trennung und auch Medusa fiel es schwer, ihre Freundin so zu sehen. Gawain verließ nur noch zum Training das Zimmer oder ließ sich stundenlang nicht blicken, wenn er mit Krauka raus in den Wald ritt. Morgan verbarrikadierte sich im Baumhaus und sprach mit niemandem mehr.
Auch wachte Gawain inzwischen fast jede Nacht, von Alpträumen geplagt, auf. Es war immer dasselbe Ungeheuer: das pferdeartige Wesen. Oder derselbe Höhleneinsturz. Nur diesmal verwandelte sich die Rose in Morgan, die ihm unter Tränen vorwirft, dass er es ihr nicht früher gesagt hatte.
Eines Morgens sattelte Gawain Krauka gerade ab, während Sagramor, Tristan, Medusa und Guinivere auf dem Trainingsplatz auf den Trainingsbeginn warteten.
„Guten Morgen, Arthur", begrüßte die Prinzessin ihren Freund freudig. Dieser jedoch hatte seinen bösen Blick auf Gawain gerichtet, der mit dem Rücken zu ihnen stand. Mit geballten Fäusten stapfte er auf seinen Kameraden zu. „Arthur, was ist los?", fragte sie verwirrt, doch wurde weiterhin nur ignoriert.
„Gawain!", brüllte der Braunhaarige wütend und baute sich vor dem anderen Knappen auf. „Das ist alles deine Schuld!"
Verwirrt blickte Gawain seinen Freund an, nicht sicher, was er angestellt hatte.
„Sie ist weg und das ist deine Schuld!", schrie Arthur ihm direkt ins Gesicht.
„Morgan", hauchte Gawain nur, als er realisierte, von wem Arthur sprach.
„Arthur, Gawain, das Training hat begonnen, ihr könnt nachher weiter streiten", rief Ulfin genervt, als er auf den Platz trat.
Das ganze Aufwärmen über warf Arthur Gawain finstere Blicke zu.
„So, fangen wir an. Arthur, Gawain, ihr bildet ein Paar. Sagramor und Tristan das andere", verlangte Ulfin, um die neuen Positionen im Schwertkampf mit einem Partner zu üben.
Sie zogen ihre Schwerter und standen sich angespannt gegenüber.
„Position eins!", befahl Ulfin und die Knappen gehorchten. „Position zwei und drei! Sehr gut. Jetzt diese Abfolge im Fluss."
Arthur und Gawain befolgten dieselbe Reihenfolge an Positionen immer wieder und wieder und wurden dabei immer schneller. Die Kraft der Hiebe intensivierten sich auf Arthurs Seite dabei stetig, während er Gawain finster ansah. Er wusste genau, wie er Gawain provozieren konnte.
Tatsächlich reichte es seinem Gegenüber schnell und er hielt sich nicht an die vorgegebene Position seines Hiebes, sodass Arthur sich ernsthaft verteidigen musste.
„Ups", gab er nur trocken von sich, doch Arthur wusste, dass das volle Absicht war.
Mit lautem Kampfgeschrei und gehobenem Schwert rannte er auf seinen Kameraden zu, der den Schlag gerade so mit seiner eigenen Klinge abwehren konnte.
Doch Arthur hörte einfach nicht auf. Er schlug immer und immer wieder mit voller Wucht auf Gawain ein, der bei jedem Hieb Schwierigkeiten hatte, ihn abzuwehren. Er spürte den Schlafmangel jetzt deutlich in den Knochen.
„Arthur, Gawain, hört auf!", brüllte Meister Ulfin sie wütend an. Doch er stieß auf taube Ohren, beide Jungen im Rausch des Schwertkampfes.
Ulfin sah noch einige Augenblicke ungläubig seinen kämpfenden Schützlingen zu, bevor er sich mit einem Satz auf Arthur warf und ihn zu Boden riss und den Kampf so beendete.
„Hoch mit dir. Was ist in euch gefahren?", schimpfte der Lehrer mit hochrotem Kopf, nachdem er sich selbst wieder aufgerappelt hatte. Auch die anderen blickten sie schockiert an.
„Er hat alles kaputt gemacht!", rief Arthur wütend und wehrte sich gegen den festen Griff des Waffenmeisters.
„Schluss jetzt! Fünf Nachtwachen und einen Monat Greifen misten für beide von euch! Gawain, ich werde deinen Vater über dein Benehmen in Kenntnis setzten."
Gawain wich die Farbe aus dem Gesicht, doch hatte nicht die Energie zu diskutieren.
Arthur schmiss wütend sein Schwert in den Dreck. „Herzlichen Glückwunsch, Gawain. Du bist der Erste, der aus der Tafelrunde verbannt wird." Arthur machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zum Baumhaus.
„Das Training ist beendet", verkündete Ulfin immer noch fassungslos über seine beiden Knappen. Sobald er den Satz beendet hatte, zog auch Gawain sich schnell zurück.
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Wilde Rose
ספרות חובביםRitter werden! Das ist Gawains Ziel, welchem er, zusammen mit seinen Freunden, in der Ritterschule auf Camelot immer näher kommt. Zusammen mit Sagramor, Tristan, Arthur und Guinivere bildet er die Tafelrunde, die vor bald drei Jahren von ihnen gegrü...