Wilde Rose- Kapitel 16

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Medusa hatte Angst. Das lief alles nicht nach Plan. Sie wollte nach Tintagel, um ihre Wurzeln zu finden und ihre Eltern wieder zu treffen. Jetzt war sie auf Camelot, kümmerte sich seit drei Tagen um einen totkranken Knappen und würde ihr Leben verlieren, wenn sie es nicht schaffte, seines zu retten.

Doch sie musste es so hinnehmen, ändern konnte sie es sowieso nicht mehr. Man musste seinen Fokus auf die positiven Dinge lenken. Sie hatte eine Tintagel kennengelernt, die nun ihre Freundin war und sie hatte die Chance auf ein Leben auf Camelot, die wohlhabendste Stadt Britanniens. Hier konnte sie arbeiten, hatte ein Dach über dem Kopf und konnte auf ihre Eltern warten. Außerdem gab es da jemanden, der ihr ins Auge gefallen war. Und dieser Jemand befand sich gerade im Stall.

Sagramor striegelte das schwarze Fell Gawains Stute. Das war im Moment das Einzige, was er machen konnte, um seinem besten Freund, sowie seinem Gewissen zu helfen. Er hörte wie die Tür zu den Ställen behutsam auf und zu gemacht wurde und sich jemand mit leichten Schritten näherte.

„Ist das dein Pferd?"

Sagramor wandte sich der Stimme zu und blickte direkt in die blauen Augen Medusas, die vor der Box stand und ihn erwartungsvoll anschaute.

„Nein, das ist Gawains Stute. Meiner steht da hinten, der Hellbraune mit der Blesse."

Medusas Blick folgte Sagramors Finger zu einer Box, in welcher besagtes Pferd entspannt an seinem Heu knabberte.

„Ist der süß", quickte sie und lachte.

„Ja, das ist er", lächelte Sagramor.

„Was hast du vor?", fragte die Heilerin neugierig.

„Ich habe Gawain versprochen mich um Krauka zu kümmern. Ich bin gerade dabei, sie fertig zu einem Ausritt zu machen."

„Schön. Ich wollte auch in den Wald, um Kräuter zu sammeln, aber ich muss laufen", sagte sie lustlos.

„Oh, wie nervig. Ist es denn weit?"

„Ja ..."

„Also, wenn du möchtest, kann ich dich mitnehmen. Krauka ist manchmal etwas schwierig, aber ich denke ich komme inzwischen mit ihr zurecht."

„Das würdest du tun?" Medusa blickte auf und grinste übers ganze Gesicht und Sagramor konnte nicht anders als ebenfalls zu grinsen.

Er holte schnell das Zaumzeug, doch verzichtete auf den Sattel. Er hoffte, dass König Lott sie nicht sah. Es war schließlich eines seiner Pferde und Sagramor wusste nicht, ob er durfte, was er vorhatte.

„So, fertig." Sagramor führte Krauka aus dem Stall, gefolgt von einer glücklichen Medusa.

„Und wie kommen wir hoch?", fragte sie unsicher.

„Oh", suchend blickte Sagramor sich um. Er entdeckte einen Strohballen und führte Krauka zu ihm.

„Ich werde dich hinaufheben und mich dann einfach vor dich setzten", erklärte er seinen Plan. Medusa stellte ihren Korb ab und trat an das Pferd heran. Sie hielt sich mit ihrer linken Hand an der Mähne fest und legte die rechte auf den Pferderücken.

„Gut, jetzt gib mir dein linkes Bein." Medusa tat was Sagramor sagte. Sie holte Schwung und sprang auf das Pferd auf. Sagramor stützte ihren Fuß dabei, um ihr nochmal Extraschwung zu geben. Dann stellte er sich selbst auf die Heuballen.

„Halt, mein Korb!"

„Stimmt", sagte Sagramor verlegen und sprang nochmals von dem Ballen hinunter, um den Korb zu holen und ihn Medusa zu reichen. Dann stieg er erneut auf den Ballen und schwang sich selbst auf den Rücken der Stute. Glücklich umschloss Medusa seinen Oberkörper, um sich festzuhalten, den Korb in der Armbeuge. Das lief besser als gedacht. Schon ritten sie durch das pompöse Schlosstor in den Wald.

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