Wilde Rose- Kapitel 40

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„Es ist schön, dass du wieder da bist." Merlin grinste Morgan fröhlich an, er hatte seine Schülerin wahrlich vermisst.

„Das finde ich auch."

„Morgan!" Die beiden Magier zuckten erschrocken zusammen, als die Tür aufsprang und Arthur, gefolgt von Guinivere, Tristan und Sagramor, hereinstürmte.

„Arthur!", rief sie freudig aus und sprang ihrem Bruder im Herzen in die Arme. Beide lachten fröhlich und auch der Rest wurde anschließend lachend begrüßt.

„Wo warst du?", wollte Guinivere wissen.

„Bei meinen Schwestern."

„Oh, das muss ja schön gewesen sein", erwiderte die Prinzessin sarkastisch.

„War es wirklich. Igraine hat mir neue Hoffnung gemacht."

Bei diesen Worten blickten sie alle ungläubig mit offenen Mündern an.

„Guckt nicht so, sieht dumm aus", lachte die Tintagel.

„Wie? ... Was? ...", versuchte Arthur seine Verwirrung in Worte zu fassen.

„Ihr werdet schon sehen", antwortete Morgan selbstbewusst.

„Wenn wir dich schon hier haben, Morgan, willst du uns vielleicht erzählen, was zwischen dir und Gawain vorgefallen ist?", fragte Tristan geradeheraus, in der Hoffnung, den Streit zwischen seinen Freunden so schlichten zu können.

Morgans Lächeln verschwand augenblicklich und sie sah traurig zu Boden. „Das kann ich euch nicht erzählen."

„Wieso nicht?", wollte Guinivere wissen und legte tröstend einen Arm um ihre Schultern.

„Weil ... das muss Gawain machen."

„Wieso?", war es nun Arthur, der genauer nachfragte.

„Bitte, ich will nicht drüber reden." Schützend hob Morgan beide Hände, um der Fragerei ein Ende zu setzten.

Gawain saß, wie so oft, allein im Zimmer der Knappen auf seinem Bett und sah aus dem Fenster. Er sah gerade noch, wie Guinivere und Arthur aus dem Tor ritten, als er hörte, wie die Tür aufsprang.

Er fuhr herum und erblickte, wie Sagramor und Tristan eintraten. Gerade als er sich wieder abwenden wollte, räusperte sich der Grieche und beide Knappen sahen ihn auffordernd an.

„Gawain, raus mit der Sprache", forderte Sagramor und verschränkte die Arme.

„Was meinst du?"

„Du weißt es genau! Jetzt tu nicht so, als ..."

„Sagramor, halte ein", unterbrach Tristan den aufgebrachten Griechen ruhig. „Gawain, mein Freund, wir sind gekommen, um zu erfahren, was nun wirklich zwischen dir und Morgan geschehen ist, sodass Arthur dir verzeiht und die Tafelrunde sich wieder vereint."

Gawain sah ihn noch eine Weile mit starrer Miene an, als wüsste er nicht so recht, ob Tristan mit seiner Ansprache fertig war.

„Nein, danke", erwiderte er schließlich, verschränkte die Arme vor der Brust und sah wieder aus dem Fenster.

„Du Sturkopf!", regte sich Sagramor sogleich auf und stampfte wütend auf den Boden, doch Tristan hielt ihn mit erhobenem Zeigefinger zurück.

„Gawain", begann er erneut und trat an das Bett heran, „wir kennen uns doch jetzt schon so lange, haben schon so viel erlebt, wir teilen uns ein Zimmer, wissen so viel übereinander. Du kannst uns alles erzählen. In aller Ruhe."

„Willst du noch ein paar Kerzen aufstellen für die richtige Stimmung?"

Überrascht und etwas verwirrt sah Tristan seinen Kameraden an. „Ähm, ja, wenn dir das hilft."

„Nein!" Aufgebracht drehte er sich von seinen Freunden weg. Er wollte nicht reden und das sollten sie endlich akzeptieren. Er brauchte ihr Mitleid nicht.

„Komm schon. Wir sind hier, um dir zu helfen. Wir sehen doch, dass es dir nicht gut geht. Niemand wird darüber urteilen, egal was du gemacht hast", versicherte der blonde Knappe und sah seinen Freund - oder eher dessen Hinterkopf - einfühlsam an.

Verzweifelt und genervt rieb Gawain sich die Augen. Sie würden ihm ja doch keine Ruhe lassen.

„Tristan, es ist schön, dass ihr euch Gedanken macht, aber ihr könnt mir nicht helfen." Endlich wandte er sich seinen Freunden zu und blickte sie bedauernswert an.

„Sag uns, was los ist und wir entscheiden selbst, ob wir dir helfen können oder nicht", mischte sich Sagramor wieder ein.

„Also gut", gab Gawain endlich nach und atmete laut aus. Die anderen beiden Knappen warfen sich triumphierende Blicke zu, bevor sie ihre ganze Aufmerksamkeit Gawain widmeten.

„Kurzfassung: Mein Vater will mich bald verheiraten und würde einer Beziehung mit Morgan eh nicht zustimmen, weil sie eine Tintagel ist", platze es förmlich aus Gawain heraus. Er war schon etwas froh, das Geheimnis nicht mehr mit sich herumtragen zu müssen.

Tristan und Sagramor sahen ihn nur mit offenem Mund an und wussten nicht, was sie sagen sollen.

„Seht ihr, ihr könnt mir nicht helfen." Resigniert zupfte Gawain an seiner Bettdecke.

„Wann? Und mit wem?", fand Sagramor schließlich seine Stimme wieder.

„Kein Ahnung, erst in so zwei Jahren, denke ich. Mit Amora."

„Amora? Deiner guten Freundin Amora?", fragte der Grieche schockiert, während Tristan nur verwirrt zwischen den beiden hin und her sah.

„Ja", antwortete Gawain knapp.

„Greifendreck!", rief Sagramor aus und trat gegen die Truhe, als sich Wut in ihm breit machte. Er war wütend auf König Lott und wütend auf sich selbst, dass er seinem besten Freund tatsächlich nicht helfen konnte.

„Es tut mir so leid, mein Freund." Tröstend legte Tristan Gawain eine Hand auf die Schulter. „Damit können wir dir wirklich nicht helfen. Jedoch, in der Sache mit Arthur bin ich mir sicher, dass er das verstehen wird."

„Dafür müsste er mir erstmal zuhören", entgegnete sein Kamerad pessimistisch.

Eine Weile überlegte Tristan. Es musste doch eine Lösung geben. Gawain würde er sicherlich nicht dazu bringen, den ersten Schritt zu machen, dafür war er viel zu stolz.

Jedoch ...

Seine Miene leuchtete förmlich auf, als er vom Bett aufsprang und sich seine Laute schnappte.

Als er schon fast zur Tür hinausgestürmt war, hielt er inne und wandte sich seinen Freunden noch einmal zu.

„Ich habe eine Idee! Wenn er nicht freiwillig zuhören will, dann zwingen wir ihn eben!"

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