Wilde Rose- Kapitel 35

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Als Gawain Krauka versorgt hatte, hastete er ins Zimmer der Knappen, um dort auf Morgan zu warten. Er bemerkte, dass die Post da war und zwei Rollen auf seinem Bett lagen. Die waren wohl für ihn.

Da Morgan noch nicht da war, setzte er sich auf sein Bett und beäugte die Briefe. Ihm huschte ein freudiges Lächeln über das Gesicht, als er bemerkte, dass der erste Brief von Korena war.

Behutsam legte er ihn zur Seite, um ihn später in Ruhe lesen zu können. Als er den zweiten Brief betrachtete, verschwand das Lächeln wieder. Er war doch nicht etwa von ...?

Gawain zuckte fürchterlich zusammen, als die Tür aufsprang und Morgan das Zimmer betrat. Hastig versteckte er den Brief unter seinem Kissen.

„Oh, hast du Post bekommen?", fragte Morgan und trat zu ihm an das Bett.

„Ja", antwortete Gawain nervös. Er fühlte sich ertappt.

„Von wem denn?", erkundigte die Zauberschülerin sich neugierig.

„Korena." Gawain hielt den Brief seiner Schwester in die Höhe und setzte ein Lächeln auf, was Morgan nicht entging.

Sie setzte sich zu ihm auf das Bett und ihre Miene wurde ernst. Sie seufzte und schloss kurz ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie direkt in die grauen Augen ihres Freundes. Sie erkannte in ihnen seine Anspannung, doch auch Angst.

„Gawain, was ist los mit dir?", begann sie zögerlich.

„Was meinst du?" Der Knappe musste schwer schlucken, als sich bereits ein Kloß in seinem Hals bildete.

„Du weißt, von was ich rede. Seit du aus den Ferien gekommen bist, bist du so anders. Du kannst mir alles sagen, Gawain." Morgans Stimme wurde immer leiser und sie merkte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen schossen.

Schnell wandte sie sich ab, um die Tränen wegzublinzeln und sie vor Gawain zu verstecken. Sie wollte kein Mitleid, sie wollte Antworten.

„Morgan, ich ... wie soll ich das sagen?" Verzweifelt spielte er mit seinen schwitzige Händen. Er suchte nach den richtigen Worten, doch fand sie nicht. Erwartungsvoll sah sie zu ihm auf, die Augen immer noch rot von den unfreiwilligen Tränen.

Gawain atmete noch einmal tief durch und begann von Neuem: „Mein Vater ... wir haben uns gestritten. Er war es, der das Säckchen verbrannt hat."

„Was?" Die Zauberin sah ihn mit großen Augen an. „Weiß er von uns?"

„Ich bin mir nicht sicher. Er wollte mir wahrscheinlich den Kontakt nach Camelot unterbinden, dass ich mich auf die, seiner Meinung nach, wichtigen Dinge konzentriere."

„Welche Dinge?"

„Nun ja, also ..."

„Hey, störe ich?" Gerade als Gawain mit der Wahrheit rausrücken wollte, kam Tristan in das Zimmer.

„Nein." Stellte Morgan kurz klar, bevor sie sich wieder ihrem Freund zuwandte. „Was ist es denn jetzt Gawain?"

Gawain sah nervös zwischen Morgan und Tristan hin und her, der mitten im Raum stehen geblieben war und seinen Kameraden verwundert ansah.

„Nichts, es ist nichts." Der Mut hatte Gawain verlassen und er blickte, beschämt über diese Lüge, zu Boden.

„Okay." Ohne ein weiteres Wort sprang Morgan auf und stürmte aus dem Zimmer.

„Ja, ich habe gestört", murmelte Tristan, schnappte sich schnell seine Laute und hastete ebenfalls auf den Gang.

„Morgan, wie lief das ... Gespräch?" Als Morgan Guinivere auf dem Gang entgegenkam, hörte diese ihr nicht einmal zu, sondern stürmte wortlos an ihr vorbei. Damit hatte sich ihre Frage von selbst geklärt.

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