13. Keine Helden

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"Do you remember when we first met? I thought I had wandered into a dream." — J.R.R. Tolkien

„Deine Fähigkeiten sind beeindruckend."

Staunend begutachtete Reed die kleine Höhle, nachdem wir uns irgendwann dazu bewegen konnten, uns voneinander zu lösen und aus ihr herauszukriechen.

„Wenigstens war es die Natur, die reagiert hat. Stell dir vor, wir wären in einer Höhle aus Feuer gelandet", sagte ich grinsend und sammelte währenddessen meine Klamotten ein, ehe ich loslief.

„Wohin so eilig?"
„Zu dem See dort. Ich will irgendwie sauber werden", rief ich ihm zurück und hörte, wie er seine eigenen Klamotten einsammelte und mir folgte, mich schnell einholte.

Der See war klein und war eher wie ein Zwischenbecken eines kleinen Flusses, der auf der einen Seite in ihn hineinfloss und auf der anderen wieder seinen Weg zog.

Ich legte meine Kleidungsstücke ordentlich zur Seite und tapste langsam in das Wasser hinein. Der Sand unter meinen Füßen war so herrlich sauber und das Wasser sah klar genug aus, dass ich nicht vor Furcht umdrehte. Ich mochte keine Seen, aber da es keine Duschen im Wald gab, war das hier besser als nichts.

Das Wasser war oberflächlich von der Sonne erwärmt worden, doch je tiefer ich ins Wasser tapste, ums kälter wurde es. Dennoch war es irgendwie erfrischend und wohltuend. Mein völlig erhitzter Körper konnte sich abkühlen.

„Unsere letzte Erfahrung mit einem See verlief nicht gerade gut", merkte Reed an, der seine Sachen neben meine legte.

„Dieses Mal falle ich auch nicht ins Wasser, und außerdem sieht es hier nicht so gruselig aus."
„Und du haust nicht wütend vor mir ab, weil ich dich gekränkt habe."
„Du warst damals so ein fieser Idiot", zischte ich und funkelte ihn grimmig an, ehe ich mich weiter vorwärts traute.

Das Wasser wurde immer kälter, aber die Sonne über uns schien kräftig und ließ die vom Wasser unbedeckten Stellen an mir fast unerträglich erhitzen, so dass ich mich weiter traute und beschloss, einfach unterzutauchen.

Ich ließ mich unter Wasser fallen. Es war nicht sonderlich tief hier, dennoch ließ ich mir meine Zeit damit, wieder aufzutauchen.

Kaum durchbrach ich wieder die Oberfläche, wurde ich schon von Reed in dessen Arme gezogen und kichernd ließ ich mich von ihm mehr in die Mitte des Sees ziehen.

„Ich war damals nur so gemein zu dir, weil du mich so schrecklich verwirrt hast."
„Wann genau hast du denn angefangen, mich überhaupt zu mögen? Ich war so verwundert, als du mich geküsst hast. Ich hatte damals gedacht, du würdest mich verabscheuen. Du hast kurz zuvor immerhin versucht mich bei einem Autorennen umzubringen."
Er schnaubte. „Ich habe dich nie gehasst", sagte er und ich schlang meine Beine um seine Mitte, sah ihn überrascht an. „Ich war von der ersten Sekunde fasziniert von dir gewesen, als wir uns damals in der Nacht getroffen hatten, wo du wie eine Verrückte gegen mich gerannt bist. Du hast mir nur das Leben erschwert und ich hatte mein Bestes gegeben, dich auf Abstand zu halten."
„Stimmt, ich bin damals vor Colin geflohen", sagte ich belustigt und dachte an den Moment zurück. Dass er mich da für verrückt gehalten hatte, konnte ich ihm kaum übelnehmen.

„Colin... ja... er ist... speziell musst du wissen. Er stammt aus der Linie der Zeit."

„Bitte was?" Irritiert sah ich ihn an. Colin war ein Eingeweihter? Er war ein verfluchter Wächter? Wieso hatte mir das nie irgendwer erzählt? Wieso hatte er nie was gesagt? Wieso war er nie bei Versammlungen gewesen?
„Es wissen nur wenige, weil Colin es selbst nicht einmal weiß."
„Wie kann er es nicht wissen? Er muss paar hundert Jahre alt sein, oder nicht?"

Avenoir| Band 3 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt