14. Hilferuf

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"She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell." — Nikita Gill

Fuck.

Fuck, Fuck, Fuck.

Ich hörte Schritte hinter mir und ich versuchte nicht vor Angst durchzudrehen, als ich mich langsam umdrehte, als ich mich langsam zu der Person drehte, die gesprochen hatte.

„Ist mir egal, was irgendwer gesagt hat, du hast einen Auftrag zu erledigen!"

Ich presste mich so flach wie es nur möglich war gegen die Wand, als ein Mann in Anzug die Treppe hochlief, nicht mit mir gesprochen hatte, da er wohl am Telefonieren war. Es bestand nur leider die blöde Gefahr, dass er mich jeden Moment sehen könnte.

Entweder würde ich Glück haben und er würde in die andere Richtung gehen oder er biegt gleich zu mir ab, und so wie ich an der Wand gepresst dastand, konnte man mich leider nach wie vor deutlich erkennen.

Ich ergriff also die Flucht. Ich handelte instinktiv, öffnete die Türe neben mir und schlüpfte in das Zimmer hinein, wo ich beinahe erleichtert aufgeatmet hätte, dass es nicht nur verlassen war, sondern auch Malias Zimmer sein müsste.

Ich erkannte diese Art von Zimmer mittlerweile gut. Die Zimmer, die seit Jahren unberührt waren, die wie ein Grab mitten im Haus lagen.

Es gab ein großes, helles Himmelbett, dessen Laken wohl ständig gewechselt wurden, zumindest waren sie nicht so staubig wie alles andere im Raum. Das Zimmer war groß, offen und sah traumhaft schön aus. Die Gefangenschaft hier wurde einem wohl sehr märchenhaft gestaltet. Das Zimmer besaß gewaltige Fenster und das wirklich faszinierende waren die vielen Bilder, die den Raum schmückten. Da waren Staffeleien neben dem Fenster aufgestellt, auf denen unzählige Kunstwerke Malias zu sehen waren. Viele fertig, viele nie vollendet. Pinsel und Farben lagen am Boden um diese Bilder herum, als ob Malia jeden Moment zurückkommen würde, um sie zu vollenden, aber wenn man die eingetrocknete Farbe und das längst verdunstete Wasserglas betrachtete, erkannte man schnell, dass das alles schon eine sehr lange Zeit in diesem eingefrorenen Zustand da lag.

Ich näherte mich zaghaft den Bildern und war bestürzt, wie düster sie waren. Sie sahen aus wie ein Einblick ihrer Seele und ich konnte mir vorstellen, wie traurig und schrecklich es ihr hier ergangen sein musste. Jede Begegnung mit Rowan war wie ein Albtraum für mich gewesen. Wenn ich versuchte mir vorzustellen, hier zu leben und das mit ihm zusammen, wo er sich immer und immer wieder von einem nährt bis man nur noch zerbrochen war... es war eine schreckliche Vorstellung. Es war eine ganz schreckliche Vorstellung.

Die Bilder zeigten nichts anderes. Sie waren alle in dunklen Farben gehalten, zeigten düstere Wälder; Kreaturen, die wie Monster aussahen. Ich sah Bilder, die ganze Blutbäder darstellen sollten. Wollte ich überhaupt wissen, was meine Cousine alles erlebt hatte?

Ich wandte mich ab. Ich müsste den Gegenstand suchen und abhauen, sonst würde ich bald so enden, sonst würde ich nie wieder aus diesem Haus herauskommen.

Bisher hörte ich keinen Krach im Haus, also war Reed irgendwie diskret bisher. Gut, eine Sorge weniger.

Suchend blickte ich mich um. Ich begutachtete jedes Bild, jeden Pinsel. Ich schaute unter das Bett, hob Kissen an und öffnete den Kleiderschrank, der überfüllt mit teuren Klamotten war, viele noch mit Preisschildern dran, die nie getragen wurden. Das wirkte fast, als ob Malia Rowans persönliche Barbiepuppe gewesen wäre. Seine persönliche halbnackte Barbiepuppe. Kaum ei Kleidungsstück würde viel von einem verbergen.

Die Vorstellung widerte mich so sehr an, dass ich den Schrank hastig wieder schloss.

„Es ist nicht hier."

Avenoir| Band 3 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt