37. Feuer

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"You must be ready to burn yourself in your own flame. How could you become new if you haven't first become ashes?" — Friedrich Nietzsche

Nur einen Tag nach dem Treffen in Kellins Haus und nachdem Reed und ich aus der Unterwelt entkommen waren, wurden wir ins Quartier gerufen.

Es ging sicherlich um unser heimliches Treffen mit Rowan, was wir von diesem wollten, was dieser von uns gewollt hatte. Meine Brüder hatten immerhin niemanden etwas über die Unterwelt gesagt. Wüsste das Quartier darüber Bescheid und was wir Rowan als Gegenleistung überreicht hatten, würde es sehr unangenehm werden. Acyn und Riley verstanden, dass der Schaden angerichtet wurde und man nichts mehr ändern könnte. Es brachte nichts, noch mehr Unruhe zu stiften und uns zu verraten. Dennoch mussten wir ins Quartier, immerhin hatten wir vor diesem Deal bereits ein Treffen mit Rowan gehabt, ehe Ramon und dessen Leute alles ruiniert hatten.

Da Kellin immer noch ein Aussätziger war, Elin nicht Teil der Wächter war und Sam nicht an dieser kleinen Konfrontation teilgenommen hatte, wurden nur Reed, Hayden und ich ins Quartier einberufen. Wir hatten gedacht, dass wir uns nun eine Standpauke anhören dürften für das, was geschehen war, aber stattdessen wurden wir eingeladen, an der großen Besprechung der Quartiere teilzunehmen.

Es war wohl Warrens Versuch uns zu vereinen, so dass wir alle nicht länger wahllos hinter seinem Rücken handelten. Es würde nur nichts ändern.

Hier zu sein und alle Anwesenden nur anzusehen, zeigte mir das. So viele Leute aus so vielen Quartieren würden sich nie schnell für irgendwas einigen können. Es würde immer alles zu Politisch bleiben und der eine Monat, den Rowan uns gegeben hatte, näherte sich immer schneller und schneller dem Ende. Ich wünschte mir sehr, wir könnten zusammenarbeiten. Würden wir mit allen Quartieren vereint arbeiten, hätten wir sicher eine Chance auf einen Sieg, aber leider war das mehr ein Wunschdenken. Fürs erste wäre es besser, wir würden uns alle nicht mehr gegenseitig in die Quere kommen, so wie bei der Verhandlung mit Rowan.

Versammelt in einem großen Kreis saßen wir als Teil unseres Quartiers zusammen im Kleinen Saal. Es war eine schaurige Ansammlung mit vielen Anzugträgern und grimmigen Gesichtern.

Aus dem Quartier in Oslo war Ramon da und zwölf weitere Männer und Frauen, die alle finstere Blicke in unsere Richtung warfen. Aus Chicago waren nur drei da, immerhin war das Quartier dort praktisch ausgelöscht. Aus dem Quartier in Kapstadt Südafrika waren zehn Wächter anwesend, die eher gelangweilt wirkten hier sein zu müssen, und aus dem Quartier in Seoul, Südkorea waren ebenfalls zwölf Wächter angereist. In den hinteren Reihen um unseren Kreis herum saßen andere, die nicht direkt von den Quartieren gesandt wurden und auch kein Stimmrecht haben würden. Es waren Adelige, angesehen Bürger und Politiker, die zu den Wächtern gehörten. Jeder, der Rang und Namen oder das passende Geld hatte, war hier und wollte wissen, wie es mit unserer alle Zukunft weitergehen würde.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren beängstigend. Es waren so viele Wachen im Raum, vor der Tür, im ganzen Quartier, dass ich Angst hatte auch nur eine falsche Bewegung zu machen, um am Ende nicht dafür erschossen zu werden.

„Ich bin froh, dass ihr alle gekommen seid. So eine Besprechung in diesem Ausmaß hat es seit 125 Jahren nicht mehr gegeben. So gern ich euch also alle hier auf einmal willkommen heiße und sehe, so ernst ist die Lage und so düster ist der Grund für dieses Treffen", sagte Warren, der auf seinem Stuhl zwischen Mr Spencer und Mr Norbert saß. „Ein Rat der Wächterschaft ist notwendig, wenn eine offizielle Kriegserklärung folgt und da mittlerweile nicht nur die Quartiere in Chicago oder hier in London betroffen sind, müssen wir handeln!"
„Es wäre einfacher zu handeln, wenn man wüsste, dass nicht so enorme Sicherheitslücken vorhanden sind", sagte Ramon und Hayden neben mir schnaubte hörbar.

Avenoir| Band 3 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt