Kapitel 13

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Hitze. Alles brennt.

Zitternd drücke ich mich nach oben und setze mich auf. Mein Blick gleitet durch die Gasse - eher gesagt durch das Flammenmeer.

Die Person neben mir zieht mich an den Armen auf die Beine, schmeißt mich über deren Schultern und läuft mit mir los. Das Auto explodiert weiterhin und vereinzelte Teile lösen sich von diesem und werden durch die Gasse geschleudert. Aus der Gasse raus und gegen eine danebenliegende Wand werde ich heruntergelassen und dagegen gedrückt. Das schrille Fiepen in meinem Ohr, will auch nicht weniger werden. Wann hört das endlich auf?

Die Person vor mir drückt mein Kinn nach oben. Ich blicke in Matteos blutiges Gesicht. Mein Blick gleitet zu seinen Lippen, welche für mich nicht hörende Inhalte formen. Ich tippe auf meine Ohren und schüttle meinen Kopf. Er nickt, nimmt mich wieder in seine Arme und wirf mich auf den Beifahrersitz von seinem Auto. Mit schnellen Schritten geht er am Auto vorbei, nimmt neben mir Platz und fährt los - in einem unmenschlichen Tempo.

„Musst du so schnell fahren!", schreie ich, mit meiner Hand am Sicherheitsgriff und schnalle mich mit der anderen an. „Willst du etwa das die Cops uns einholen und verhaften?", ermahnt er mich, „alles gut bei d- ?" „Hast du schonmal in den Spiegel geschaut?", unterbreche ich ihn und wische das Blut von seiner Augenbraue weg. Meine blutigen Hände halte ich demonstrativ nach oben und wische sie an seiner Hose ab.

„Blute ich stark?", fragt er. „Willst du eine ehrliche Antwort?", frage ich zurück. Er gibt mir einen genervten Blick. „Was hast du dort eigentlich gemacht?" frage ich. „Nach dem Telefonat habe ich mir Sorgen gemacht und alles liegen gelassen", antwortet er ohne zu zögern.
Das ist irgendwie nett ...

„Kannst du meine Hand bitte sauber machen?", fragt er, während er mit diesen auf die Taschentücher und Desinfektionsmittel in seinem Handschuhfach zeigt. Ich nicke nur und lege seine Hand auf meinen Oberschenkel und fange an die einzelnen Schnitte zu behandeln und das Blut wegzuwischen. Ich tippe seine Hand zweimal an, um Matteo zu signalisieren, dass er sie wieder an sein Lenkrad legen kann.
Doch wie erwartet bleibt sie genau dort liegen, wo ich sie platziert habe. Dumm grinst er mich an und verstärkt seinen Griff um meinen Oberschenkel.

„Dein Gesicht mache ich zu Hause sauber", sage ich und nehme seine Hand perplex in meine. „Ich mag es, wenn du es „zu Hause" nennst", gibt er fröhlich von sich. Der Mann wurde von Autoteilen erschlagen, hat Glassplitter im Gesicht stecken und flirtet immer noch.

„Matteo, wir sollten wirklich ins Krankenhaus gehen", ermutige ich ihn und ziehe den letzten Glassplitter aus seiner Wange. „Du bist aber meine Lieblingskrankenschwester", grinst er schief und zieht mich an der Hüfte näher. „Ich mache keine Rollenspiele mit dir", grinse ich und klebe das letzte Pflaster auf sein Gesicht. Schade", lacht er und setzt sich vom Wannenrand auf.

„Du wärst heiß in so einem kurzen Kleid", sagt er und starrt auf meinen Körper. „Ruhig", sage ich und halte die Hände vor mich. Mit großen Schritten verlasse ich das Badezimmer mit Matteo im Nacken. „Kommst du mit?", fragt er und deutet auf das Bett in seinem Schlafzimmer. „Du bist ein großer Junge", antworte ich, „du kannst das allein." „Wenn was ist, ruf mich an", grinse ich und winke Matteo zu, ehe wir uns beide verabschieden. „Nimm meinen Wagen!", ruft er mir noch hinterher, bevor die Tür ins Schloss fällt.

„Wo warst du?", fragt meine Mutter mit verschränkten Armen. „In der Stadt. Ich habe mich in einem Reisebüro über unsere Reise nach Griechenland beraten lassen", lüge ich. Ich muss damit aufhören. Das ist so respektlos, was ich hier mache. Ich hasse mich dafür, aber es macht auch echt Spaß.
„Und was ist das?", fragt sie und zeigt auf das große Loch in meiner Jeans. „Ich bin in der Stadt hingefallen", sage ich und schließe die Tür hinter mir. „Hast du wieder auf dein Handy geschaut?", fragt meine Mutter und schüttelt mit dem Kopf. Ich nicke erneut und laufe die Treppen hoch in mein Zimmer. „Und was kam nun im Reisebüro raus?", fragt sie und stellt sich vor die Treppe. „Es kam heraus, dass es viel zu teuer ist und dass wir besser kommen, wenn wir selbst buchen", erkläre ich ihr, „ich schaue mich schon einmal nach ein paar Flügen um." „Lieb von dir", grinst sie und schnappt sich Milosh aus seinem Zimmer.

„Du kannst nicht jeden Tag hier drin sein", wird sie wütend und zieht meinem quengelnden Bruder die Jacke an. „Rette mich!", schreit er und hält sich am Türrahmen fest. „Wir gehen jetzt spazieren, dass wird dich schon nicht umbringen", sagt meine Mutter und geht mit Milosh aus der Tür. „Du bist nicht mehr meine Schwester!", schreit dieser noch, bevor die Tür zufällt. Das Klingeln meines Handys bringt mich aus meiner Trance. Aven.

„Kommst du jetzt endlich mit?", fragt sie. „Wohin?", frage ich zurück. „Zu der Veranstaltung unserer Uni", erklärt sie mir erneut und ich lache auf. „Denkst du ich bin lebensmüde?", frage ich und Aven stöhnt genervt auf.

„Du kannst mich da nicht allein lassen!", schreit sie. „Du kannst ja auch zu Hause bleiben und wir gehen ins Kino", erkläre ich ihr. „Ne, ich hoffe dort auf heiße Typen zutreffen", sagt meine Freundin und ihre Stimme verstellt sich automatisch eine Oktave höher. „Viel Spaß", sage ich und bin kurz davor aufzulegen. „Das werde ich dir bis zu deinem Tode übelnehmen", sagt Aven und legt auf.

„Wie ist es so?", frage ich mit einem Grinsen durch den Hörer. „Grauenvoll", jault Aven am anderen Ende, „sei froh, dass du nicht da bist." „Die Musik ist grauenvoll und man muss für das Essen bezahlen -", sagt sie und japst dabei hörbar nach Luft. „Die Jungs sehen aus wie aus der fünften Klasse und ich vermisse dich", sagt meine Freundin zaghaft. „Tja du wolltest ja daran teilnehmen, ich habe dir gesagt, dass es dumm wird", tadle ich sie. „Aber man muss doch seine sozialen Kontakte pflegen, nicht alle sind so introvertiert wie du", antwortet sie und die Musik donnert jetzt hörbar durch den Hörer. „Jemand hat nach dir gef-", kommt es nur stotternd durch den Hörer.

„Was? Wer?", frage ich. „Ein Ma-", sagt sie.

„Matteo?", frage ich laut. „J- er ist auf dem Weg zu dir", erzählt Aven, bis die Verbindung komplett abbricht und ein Tuten erklingt. Was will er denn hier? Während ich darüber nachdenke, fährt ein Wagen in meine Einfahrt.
Es klingelt an der Tür und ich sprinte die Treppen herunter, doch meine Mutter kommt mir zuvor und öffnet Matteo die Tür. Verdammt.

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