Kapitel 8

3.6K 105 5
                                    

Kurz vor sechs verschwinde ich aus der Wohnung und laufe die Treppen herunter und sofort Matteos Arme.

„Hattest du schon lange warten müssen?", frage ich und laufe mit ihm die letzten Stufen herunter. „Nein, so zehn Minuten vielleicht", antwortet er, ehe er mir die Tür zum Auto aufhält. „Dem kannst du heute mal eine Pause gönnen", sage ich und zeige auf sein Auto. „Bitte?", fragt er und schaut mich verdutzt an.

„Das Restaurant ist am Ende der Straße, wir laufen", sage ich und laufe los. „Das können wir doch auch fahren!", sagt Matteo und steckt seine Hände in die Taschen seiner Anzugshose. „Die drei Meter können wir auch laufen", sage ich und grinse Matteo an.

„Wohin gehen wir genau?", fragt er und schaut sich in meiner Nachbarschaft um. „Zu einem großartigen Italiener", grinse ich. „Sehr witzig." „Habe ich mir auch gedacht", lache ich. „Ich habe mir überlegt, dich mit meinen Fähigkeiten beim Nudeln essen zu traumatisieren", lache ich und halte ihm die Tür des Restaurants auf. „Ladies first", grinse ich. „Ach du Schande", sagt er, sobald er seinen Fuß in den Laden gesetzt hat. „Eine Beleidigung gegenüber deiner Kultur?", frage ich.

Den geschockten Matteo lasse ich erstmal im Raum stehen, mit der Hoffnung das er sofort kehrt macht. Mit der Kellnerin wechsle ich ein paar Worte, bevor sie uns zum Tisch führt.

„Buenas noches, Señoras (Schönen guten Abend, die Damen)", sagt sie auf Spanisch und schlägt sofort die Hand vor ihren Mund. „Falsches Restaurant, Entschuldigung", sagt sie und muss sich ein Grinsen verkneifen. Ich bin kurz davor zu platzen, als ich in das Gesicht von Matteo blicke. Sein Mund ist halboffen und sein Blick spricht für sich.

„Buonasera, Signore, wäre es gewesen", sagt er und schaut auf die Karte. „Wie auch immer - wir sind hier nicht in der Schule", sagt die Kellnerin und ein kurzes Lachen platzt aus meinem Mund. Das ist jetzt schon der beste Abend meines Lebens. „Geben Sie Bescheid, wenn Sie bereit sind!", sagt sie und klappt ihren Block zu. Erst jetzt bemerke ich, dass das ganze Restaurant überfüllt ist, vor allem mit Großfamilien und deren Kindern.

„Gefällt es dir?", frage ich und stütze mein Kinn auf meinen Händen ab. „Es ist fabelhaft!", sagt Matteo und blättert durch die Karte. „Du wolltest etwas einfaches haben", sage ich und grinse ihn an.
„Ich habe ganz vergessen, wie die untere Schicht der Bevölkerung lebt", sagt er und schaut sich mit einem angewiderten Blick im Raum um. „Entspann dich mal", sage ich und klappe die Karte auf.

„Wenn du Spaghetti Bolognese bestellst, bringe ich mich um!", sagt er und schaut mich eindringlich an. „Na dann", grinse ich und klappe die Karte zu.

Er schaut mich nur dunkel an, ehe er ebenfalls die Karte schließt. Sofort taucht die Kellnerin auf und dreht sich zu mir. „Was darf es sein?", fragt sie und ich gebe meine Bestellung durch, bis ich ihr meine Karte in die Hand gebe. „Und bei Ihnen?", fragt sie mit einem genervten Tonfall und dreht sich zu Matteo um. „Welchen Wein haben Sie da?", fragt er. „Roten", antwortet sie. „Perdono? (Pardon)?", fragt Matteo. „Roten Wein", wiederholt sie und betont dabei jeden einzelnen Buchstaben. „Einen Brunello di Montalcino zufälligerweise?", fragt Matteo und ist kurz davor über den Tisch zu springen. „Weiß ich nicht", sagt die Kellnerin. „Dann seien Sie doch bitte so nett und gehen hinten fragen", sagt er und knirscht mit seinen Zähnen.
Sobald die Kellnerin nach hinten verschwunden ist, krempelt er seine Ärmel hoch.

„Wenn Sie jetzt wegen dir in mein Essen spuckt, dann haben wir ein Problem", sage ich und mache mich über den Brotkorb her. „Wir werden gleich noch ein viel größeres Problem haben", knurrt Matteo und tippt ungeduldig mit den Fingerkuppen auf den Holztisch. „Hier nimm etwas Brot", sage ich und lege Matteo ein Stück Brot auf seinen Teller. „Danke", sagt er und greift danach.

NUDES? IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt