Kapitel 16

2.6K 71 4
                                    

Benommen öffne ich die Augen und schaue mich in dem dunklen Zimmer um. Mit einem Blick nach unten sehe ich Matteos Arme fest um mich geschlungen und spüre seine Lippen an meinem Nacken. Wie kann man nur so schlafen?

Meinen Kopf lasse ich wieder zurück auf das Kissen fallen und schaue mich weiter um, in der Hoffnung wieder müde zu werden. Vorbei an seinem Kleiderschrank, vorbei am überteuerten Teppich und bis zu seinem Ledersessel, auf dem ich meine Klamotten abgelegt habe. Zumindest hoffe ich, dass das meine Klamotten sind. Die schwarze Figur bewegt sich jedoch und mein Atem stockt.
Heilige Scheiße.

Da ist jemand in unserem Zimmer - ich werde sterben. Langsam drehe ich mich um und fixiere Matteos Gesicht. Er schläft - dieser Idiot. Sonst hat er einen so guten Instinkt, aber wenn jemand in unserem Zimmer sitzt, bewegt er sich keinen Millimeter.

„Matteo", flüstere ich leise und forme dabei seinen Namen mit meinen Lippen, die schon ganz trocken sind. Ich habe Angst. Matteo, du mieses Stück.
Ich kneife ihn in seinen Hals und er zuckt kurz auf, aber verstärkt nur seinen Griff um meine Taille. Jetzt reicht es. Ich flüstere seinen Namen nun lauter und kneife ihm gleichzeitig in die Wange. Seine Augen gehen blinzelnd auf und er rümpft die Nase.
„W-", fängt er an, doch ich lege meine Lippen auf seine was ihn sofort aufwacht.

„Da ist jemand in unserem Zimmer", flüstere ich mit ängstlicher Stimme. Matteo drückt mich instinktiv an sich. Vorsichtig zieht er seinen silbernen Revolver unter dem Kissen hervor. Auf einmal drückt er seinen Körper blitzschnell nach oben, entsichert seine Waffe und zielt auf den grauen Sessel in der Ecke. Die Person auf dem Sessel springt mit einem Laut auf und rennt aus dem Zimmer. Matteo schießt hinterher, trifft aber nur den nun leeren Sessel und die Wand dahinter. Er springt auf und rennt nur mit Boxershorts aus dem Zimmer. Laut atmend schaue ich zur Tür, aus der die beiden gerannt sind. Schüsse lassen mich aufschrecken.

Polternde Schritte kommen die Treppen wieder hoch und die Panik fängt wieder an hochzukommen.
Schwer atmend kommt Matteo durch die Tür gestürzt, öffnet eine der Schubladen und kramt in dieser nach neuen Kugeln. Das Fenster reißt er auf und schießt nach draußen. „Verdammt!", brüllt er.
Die Waffe wirft er wütend auf den Boden und schaut genervt vom Fenster weg.

„Was machen wir jetzt?", flüstere ich in die Stille. Matteo setzt sich neben mich und drückt mich mit nach hinten auf die Matratze. „Tut mir leid, ich habe ihn verloren - sein Gesicht hat mir auch nichts gesagt. Ich habe keine Ahnung, wer das war und was er wollte", gibt er quälend von sich.

„Alles gut bei dir?", fragt er, während er sich hochdrückt und sich über mich lehnt. Ich nicke langsam und wispere ein kleines „Danke" über meine Lippen. Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und er zieht mich in eine feste Umarmung. „Schlafen wir weiter?", nuschelt er in meinen Halsbeuge. Stirnrunzelnd drücke ich Matteo hoch und schaue ihn mit zusammengezogenen
Augenbrauen an. „Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht - ich kann nicht mehr schlafen!", sage ich. „Verständlich".

„Ich habe Hunger", flüstere ich. Matteos Lachen schallt durch den Raum und er zieht mich mit nach oben. „Na los, dann gehen wir uns was zu essen holen", lacht er. Warum ist er so drauf? Ist das normal für ihn? Der Mann wird mir für immer ein Rätsel bleiben.

„Ich geh mal kurz ins Bad", sage ich und lege mein Sandwich nieder. Matteo nickt nur und beißt in seinen Wrap. Ich will nicht allein gehen. Jetzt habe ich sogar Angst, allein auf die Toilette zu gehen. Ich bitte dich... Wie kann Matteo so etwas fast tagtäglich durchmachen?

„Hast du dein Geschäft schon erledigt?", fragt Matteo lachend. „Kannst du mit mir ins Bad kommen?", frage ich beschämt. Er schaut mich lächelnd an und nickt. „Komm", sagt er und hält mir seine Hand hin.

„Ihr habt es echt schön", sagt Matteo, „hier riecht es besser als bei uns." Kichernd komme ich aus der Kabine und wasche meine Hände. „Was machen wir jetzt?", frage ich und werfe das Papier in den Mülleimer. „Kameras überprüfen, Gesichtserkennung und Nachforschungen", zählt Matteo auf und zieht mich in seine Arme. „Es gibt keinen Grund Angst zu haben", sagt er und streichelt über meinen Scheitel, „ich werde auf dich aufpassen."

„Ich habe auch schon so einige Vermutungen, aber - ich weiß nicht, ob ich dabei Recht habe", erklärt er mir und ich löse mich aus seinem Griff. „Alles klar", antworte ich und nehme meine Jacke aus Matteos Armen.

„Ich vertraue dir - also, lass mich nicht sterben", lache ich schief. „Das würde ich niemals zulassen", sagt er.

NUDES? IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt