Kapitel 36

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Oh Mann, ich war schon lange nicht mehr so aufgeregt. Es überrascht mich immer noch, dass mich Gabriel angeschrieben hat. Wir haben uns für heute verabredet und ich habe mich dafür in Schale geworfen. Ich trage ein enges schwarzes Kleid, eine große goldene Kette und meine Haare sind in Lockenwickler gedreht.
Will ich was von Gabriel? Nein.
Brauche ich Ablenkung, weil ich in jeder freien Sekunde an Matteo denke? Ja.

Ein Klingeln an der Tür bringt mich aus meinen Gedankengängen. „Kannst du mal aufmachen gehen?", schreie ich nach meinem Bruder. Sofort poltert er die Treppe herunter. „Danke!", schreie ich und widme mich meinen Haaren.

Milosh's POV.
Immer ruhig die Kinder schicken zu so später Stunde. Ich öffne die Tür mit Schwung und erblicke einen großen Mann im Anzug, der seinen Blick nach unten wirft. „Hey kleiner, ist deine Schwester da?", fragt er mit seiner tiefen Stimme. „Wer bist du?", frage ich sofort und ziehe die Tür etwas näher an mich ran. „Ich heiße Matteo", sagt er und grinst mich an. Von dem hat meine Schwester, Aven erzählt.

„Ich kenne keinen Matteo", sage ich. „Bitte was?", fragt er und lacht kurzzeitig auf. „Du hast mich schon verstanden!", sage ich und baue mich so gut wie ich kann vor dem Mann auf.
Genervt rollt er mit den Augen und presst die Tür, die ich schon halb geschlossen habe auf. „Ich muss mit deiner Schwester sprechen - jetzt, wo ist sie?", fragt er und wirkt genervt. „Wegen dir hat meine Schwester geweint. Geh weg!", sage ich und stemme mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür.

„Was hast du gerade gesagt?", sagt er und schlägt die Tür auf, sodass sie in die Wand schlägt. „Coco hat geweint - wegen mir?", fragt er und Wasser sammelt sich in seinen Augen. „Ja, aber das macht sie nie wieder - keiner bringt meine Schwester zum Weinen, nur Mama darf das!", schreie ich und werfe meinen Legodrachen in sein Schmuckbäumchen.
Er lässt sofort die Tür los und fällt auf die Knie. Die Chance nutze ich und werfe die Tür ins Schloss.

Coco's POV.
„Wer war das an der Tür?", frage ich Milosh, als er sich wieder auf den Weg in sein Zimmer macht. „Zeugen Jehovas", antwortet er und rennt die Treppen hoch. Die klingeln noch zu so einer späten Uhrzeit? „Ich mach jetzt los!", schreie ich nach oben. Ein dumpfes „Ja" kommt nach unten zurück und die Tür klingelt erneut. Was ist denn jetzt schon wieder?

Genervt laufe ich auf die Tür zu und merke nicht wie sich Milosh vor mich und die Tür gestellt hat „Nicht", sagt er aus der Puste. „Sei nicht blöd", sage ich und öffne die Tür und schiebe ihn weg. „Jemand muss ja auf dich aufpassen", sage ich und blicke in das Gesicht von Karina. „Danke, dass du so kurzfristig noch Zeit hattest", sage ich und lasse die kleine Brünette eintreten.
„Hallo kleiner. Hast du Lust etwas zu spielen oder wollen wir was basteln oder magst du etwas singen, tanzen, kneten?", fragt Sie und schaut erwartungsvoll in das verstörte Gesicht meines Bruders. „Viel Spaß euch zweien", lache ich, ehe ich mich aus dem Staub mache, sonst muss ich noch mit kneten.

Aufgeregt komme ich vor dem Restaurant zum Stehen und steige aus Matteos Wagen aus. Wieso wollte sich Gabriel eigentlich mit mir treffen? Ich würde mich nicht mit der Person treffen, wessen Exfreund mich vermöbelt hat.

„Na?", sagt dieser, der vor dem Restaurants steht und seine Zigarette auf den Boden wirft. „Wie geht es dir?", frage ich und schließe meine Arme um seinen Körper, was er erwidert. „Bei deinem Anblick gleich noch viel besser", lacht er und zieht mich an der Hand durch die Tür.

„Danke nochmal für den schönen Abend", flüstere ich zurückhaltend. „Ich danke dir", sagt er und verabschiedet sich. „Komm gut nach Hause", lacht er und läuft zu seinem Auto. Nachdem er weggefahren ist, mache ich mich auch auf den Weg zu meinem Wagen und laufe über den dunklen Parkplatz. Er hätte mich noch ruhig zu meinem Auto begleiten können.

Ich liebe es abends zu fahren. Die Straßen sind leer und alle Reklamen scheinen im grellen Neonlicht. Das war, um ehrlich zu sein, ein wirklich toller Abend. Gabriel hat mich natürlich über Matteo ausgequetscht, was ich jedoch in eine andere Richtung lenken konnte. Er hat sich gut von Matteos Schlägen und von denen seiner Leute erholt und trägt nur noch kleine Kratzer am Körper.
Bevor wir jedoch aus dem Restaurant gegangen sind, habe ich noch mal klargestellt, dass ich keine zu schnelle Beziehung eingehen möchte. Er hat dies verstanden und mir zugesprochen.
Der Mann versteht einen.

Auf der Hauptstraße überfahre ich hier und da ein paar rote Ampeln, um rechtzeitig zu Hause zu sein. Milosh hat sich bestimmt schon vor Karina versteckt aus lauter Panik vor Ihrer Aufdringlichkeit. Obwohl er jetzt schon schlafen sollte, denn es ist ja schon zwei Uhr morgens. Zwei Uhr morgens?!
Was? Nein - so spät?

Panisch fische ich in meiner Tasche nach meinem Handy und bekomme zahlreiche Nachrichten von Karina auf den Bildschirm. Oh verdammt.

„Es tut mir so leid", sage ich und stürme durch die Haustür. „Alles gut", sagt Karina und steht in Hut und Mantel da. „War es wenigstens ein schöner Abend?", fragt Sie, was ich bejahe. „Hier", sage ich und drücke Ihr einen Fünfziger in die Hand. „Nein, bitte nicht - es ist alles gut so", sagt Karina und drückt den Schein weg.
Nachdem ich Sie jedoch dazu überredet habe den Schein anzunehmen ist Sie mit einem großen Grinsen aus der Tür heraus. Meinen Mantel lege ich auf den Stuhl, die Schuhe in die Ecke und die Tasche auf die Kücheninsel. Einen kleinen Stopp mache ich noch vor Miloshs Zimmer und schaue in sein schlafendes Gesicht. Leise schließe ich seine Tür und lege mich erschöpft in mein Bett.

Heute früh bin ich schon zeitig aufgestanden, was meiner Natur so gar nicht entspricht. Aber Dank meiner Mutter musste ich es tuen. Sie hat mal wieder ihre kleine Dose mit Kleingeld gefüllt, die ich wie immer zur Bank bringen muss. Wenn ich wenigstens etwas von dem Geld behalten könnte, dann wäre es auch akzeptabel, aber nicht einmal einen Cent darf ich haben.

Erneut fahre ich mit Matteos Wagen vor und laufe auf die Bank zu. Umso schneller dies vorüber ist, umso schneller kann ich wieder in mein Bett. Nach langem Anstehen komme ich endlich an den Schalter und schiebe die Dose über den Tisch „Geben Sie mir einen Moment", sagt die Dame und verschwindet nach hinten. Mit meinen Nägeln tippe ich auf dem Tisch herum und stecke mir den Kugelschreiber der Bank in meine Tasche.

„Hände hoch!", schreit auf einmal jemand und panisch lege ich den Stift wieder zurück.

NUDES? IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt