Kapitel 31

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„Matteo es tut mir leid dir das zu sagen und auch deine jetzige Situation ist fraglich, aber ich kann nicht mehr", sage ich. „Psychisch und physisch. Ich kann nicht auf uns beide aufpassen. Ich will es wirklich, aber ich schaffe es einfach nicht. Es tut mir leid, aber ich denke wir sollten uns trennen, bis ich wieder gesund bin und mich voll und ganz auf dich konzentrieren kann", stoße ich hervor mit der Panik auf seine Reaktion.

„Verstehe", kommt es knapp von Matteo und er schaut mich düster an. „Jetzt wo es ernst wird, kneifst du?", fragt er. Gehässig zischt er und dreht seinen Kopf um.

Was soll das? Ich liebe - ich habe - ich habe mich so um ihn gekümmert und ihm meine Liebe gestanden und so reagiert er jetzt darauf?

„Vor drei Sekunden hast du noch flennend an mir gehangen, was soll das jetzt?", schreie ich ihn an, wobei er zusammenzuckt. „Ich habe mir es ja nicht ausgesucht hier zu sein. Du hast mich gekidnappt und mir alles weggenommen!", zische ich Matteo an, während ich die Handfläche auf den Tisch schlage, wobei eine Vase herunterfällt.
„Es reicht mir Matteo."

„Ich habe auch noch ein Leben, falls es dich überhaupt interessiert. Ich habe eine Familie und eine Zukunft vor mir. Ich lasse nicht alles sofort fallen, nur weil du wieder nach mir rufst!", schreie ich, bevor ich schwer atmend aufhöre. Vor lauter Rage habe ich nicht bemerkt, dass Matteo mit ausgeholtem Arm vor mir steht. Es fühlt sich an wie in Zeitlupe. Sein rechter Arm schnellt nach vorne und sein Handrücken trifft mich an der Wange. Mein Kopf fliegt zur Seite und die Ringe an Matteos Fingern schneiden mir in das Fleisch. Ein stechender Schmerz durchzieht meine Wange und Blut tropft meine Wange herunter. „Was fällt dir ein!", schreie ich Matteo an, während ich das Blut vom Gesicht wische. Geschockt steht er vor mir. „Ich wollte das nicht - es tut mir -", weiter kommt er nicht, da schupse ich ihn gegen den Tisch und er fällt auf den Marmorboden.

Doch bevor er aufstehen kann, setze ich mich auf seinen Oberkörper und verpasse ihm eine. Sein Kopf schnellt zur Seite und Blut läuft aus seinem Mund. Langsam bewegt er seine Finger zu seinem Mund und ertastet das Blut. Seine Augen verdunkeln sich und ich springe sofort auf. An seinem Schlafzimmer vorbei renne ich die Treppenstufen herunter und höre Matteo hinter mir. Scheiße - ich werde sterben.

Schnell erreiche ich die letzte Stufe und renne zur Tür. Triumphierend grinse ich, bevor ich wieder nach hinten gezogen werden. Die Tür vor mir wird zugeschlagen und Matteo zieht mich von dieser weg. Verdammt. In seinem festen Griff, habe ich keine Chance mich zu befreien, geschweige denn richtig atmen zu können. Die ganze Situation kommt mir bekannt vor.
Umso weiter ich mich winde, umso stärker verfestigt sich sein Griff. Ich glaube, er bricht mir gleich die Rippen. „Matteo", ächze ich außer Atem. „Du tust mir weh", japse ich und sein Griff lockert sich reflexartig. Das ist meine Chance.
Ich schlage mit aller Kraft in seine Seite und er löst sich nun endgültig von mir. Ich renne aus der Tür und steige in sein Auto. Bevor ich aus der Einfahrt bin, schreit er mir noch ein paar Worte hinterher. „Ich komme dich holen."

Mit schwitzenden Händen umklammere ich das Lenkrad von Matteos Wagen und fahre durch die Straßen. Wo soll ich hin? Nach Hause? Nein. Matteo wird mich dort auf jeden Fall suchen kommen.
Zu Aven? Nein. Ich will Sie da nicht hineinziehen.
In ein Hotel in der Stadt? Nein. Matteo wird alles absuchen werden.

Unwissend fahre ich auf die Autobahn und nehme eine Ausfahrt nach der anderen. In einem komplett anderen Ort, der circa zwei Stunden von meinem zu Hause entfernt ist komme ich vor einem teuren Hotel zum Stehen und parke den Wagen.
Verdammt. Ich habe mein Portemonnaie nicht mitgenommen. Panisch nehme ich Matteos Wagen auseinander und finde einen großen Stapel Geld im Handschuhfach. Mit großen Augen nehme ich die Scheine heraus und zähle. 2.500€.

Mit schnellen Schritten laufe ich durch die Schiebetür und schaue in das Gesicht der wartenden Rezeptionistin. „Ich hätte gerne ein Zimmer", keuche ich außer Atem. „Aber sehr gerne, halten Sie die Karte bitte dort ran", zwinkert sie mich an und hält mir das Lesegerät vor die Nase. „Kann ich auch in bar zahlen?", frage ich und Sie nickt. „Aber gerne. Bar nehmen wir lieber an", lacht Sie und nennt mir die zu zahlende Summe von 467€ pro Nacht. Ich gebe Ihr 500€ und bedanke mich, ehe ich die Zimmerkarte annehme. Mit Tempo laufe ich auf den Aufzug zu.

Ob Matteo schon unterwegs ist und mich sucht? Ich hoffe nicht. Nachdem sich der Aufzug öffnet, breche ich durch diesen, renne den Gang runter und entriegle die Tür meines vorübergehenden zu Hause. Kekse liegen auf dem Bett und das Badezimmer ist sogar mit Zahnbürsten und Co. ausgestattet. Das Einzige, was mir fehlt ist Kleidung, aber darum kümmere ich mich morgen.

„Ich würde gerne einen Tisch für heute Abend reservieren", sage ich der Rezeptionistin von gestern und Sie tippt es auf Ihrem Tablet ein. „Sehr gerne", sagt Sie und lächelt mich an.
„Haben Sie einen Fahrer?", frage ich und Sie nickt. „Wo müssen Sie denn hin?", fragt Sie. „Ich brauche ein paar neue Anziehsachen", antworte ich. „Der Fahrer steht schon draußen", sagt Sie und zeigt auf den älteren Herrn im Anzug, der vor einem großen Wagen steht. Der Mann lächelt mir zu und öffnet mir die Tür des Wagens.

„Dürfte ich Sie begleiten?", fragt der Mann und hält mir seinen Arm hin. „Das wäre sehr freundlich", lache ich und laufe mit Ihm in eines der vielen Geschäfte. Die Tüten bringt der ältere Herr - Edgar auf mein Zimmer, bevor ich ihm ein hohes Trinkgeld in die Hand drücke. „Wenn Sie noch etwas brauchen, geben Sie einfach Bescheid Frau Augustine", bedankt er sich und schließt die Tür für mich. Grinsend blicke ich über meine heutige Ausbeute. Ich habe neue Unterwäsche, Hygieneartikel, Hosen, Kleider, Blusen, Schuhe und einige Snacks ergattern können. Ich habe zwar rund 700€ ausgegeben, aber dafür kann ich erstmal beruhigt im Hotel bleiben.

Gestylt und in einem hellbraunen Anzug stehe ich vor meinem Spiegel, bevor ich den Aufzug nach unten zum Speisesaal nehme. „Ich habe auf den Namen Augustine reserviert", lächle ich und der Herr am Empfang nickt mir zu. „Folgen Sie mir bitte", sagt er, doch eine Hand auf meiner Schulter hält mich auf. Nein.

NUDES? IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt