Kapitel 27

2K 60 1
                                    

„Du bist also Matteos jüngerer Bruder?", frage ich und schaue Vittorio an.
Nach vielen Drinks, die wir an der Bar hatten, sind wir beide in einer abgelegenen Ecke in die dritte Etage gegangen und haben es uns dort gemütlich gemacht. „Ja, leider bin ich das", grinst er und nippt an seinem Drink. „So schlimm?", frage ich nach und lehne mich zu Vittorio hin. „Nicht wirklich, aber dieses „Business" ist nicht so meins", erklärt er.

Zustimmend nicke ich, bevor er aufsteht und es sich neben mir auf der Couch gemütlich macht. „Als kleiner Junge fand ich die Idee schön ein eigenes Imperium aufzubauen und viel Geld zu verdienen", erklärt er und ich drehe meinen Oberkörper zu ihm.
„Aber jetzt, wo ich hinter die Kulissen geschaut habe, ist es wirklich nichts für mich", sagt er. „Ich will keine Menschen in Angst versetzen, geschweige denn töten", sagt er und hält sich seine Hand an die Stirn. „Ich kann das nicht so, wie meine Brüder", lacht er, „ich bin denke ich zu emotional."

„Das ist doch aber auch was Schönes", lächle ich ihn an und stelle meinen Drink ab. „Mach das, was dir Spaß macht", grinse ich und fahre durch meine Haare. „Sag das mal meinem Vater", sagt er und lacht los. „Es ist bestimmt schwer in so einer Familie zu leben", sage ich und Vittorio nickt, ohne zu zögern. „Es ist grauenvoll."

„Bald verschwinde ich aber", sagt er nach einigen Minuten der Stille. „Ich kann das alles nicht mehr und mein Vater ist besser dran mit Matteo und Damiano", grinst er enttäuscht von sich selbst, trinkt seinen Drink aus und steht auf. „Mach das", grinse ich Vittorio an und stehe ebenfalls auf. „Es war toll dich kennenzulernen", sagt er und hält seine Arme auf. Mit einem großen Lächeln auf den Lippen laufe ich in seine Arme und erwidere die Umarmung. „Ich hätte dich wirklich gerne als Freundin - ich bin neidisch auf Matteo", sagt er und hält mich vor sich.
„Hier", sagt er und reicht mir seine Visitenkarte. „Wenn du mal Ablenkung brauchst", grinst er und verschwindet.

Nachdem ich die Karte von Vittorio in meine Tasche gesteckt habe, laufe ich auf das Geländer zu und schaue nach unten auf die Tanzfläche. Die „Party" ist voll im Gange. Leute trinken viel, unterhalten sich und tanzen.
Mein Blick schweift in die Ecken der ersten Etage und dort erblicke ich Matteo, mit einer anderen Frau im Arm. Seine Hand legt sich an ihre Schulterblätter, bevor er sich zu Ihr herunterbeugt. Die beiden unterhalten sich innig, bevor sich Matteo von Ihr mit einem Kuss auf die Wange und Handrücken verabschiedet.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaue ich immer noch runter, auf das Spektakel und auf das große Grinsen Matteos. Mistkerl. Wütend schaue ich die beiden immer noch an, ehe sie sich endlich voneinander trennen und Matteos Blick über die Menschenmasse streift. Idiot.

Laut schnaube ich und trinke mein sechstes Glas Champagner aus, was ich wütend auf den kleinen Tisch neben mich stelle und noch einmal nach unten schaue. Matteos Blick geht genau in diesem Moment nach oben, fixiert mich mit seinen grünen Augen und grinst mich an. Seinen Kopf legt er dabei in den Nacken und läuft etwas auf mich zu. Sein Grinsen erwidere ich jedoch nicht, schnaube noch einmal auf und entferne mich vom Geländer. Meine Absätze schlagen hart in den Marmorboden und ich ziehe mein Kleid höher, um schneller laufen zu können. Matteos jüngerer Bruder steht ein paar Meter vor mir, mit einem Shot in der Hand und dreht sich in meine Richtung um. Sein Gesicht erhellt sich bei meinem Anblick und er läuft mit einem zweiten Shot auf mich zu.

„Kann ich mit dir kommen?", frage ich Vittorio. „Na aber gerne doch", grinst er. „Komm nicht auf falsche Gedanken", schnauze ich ihn an und trinke die beiden Shots aus. „Was ist los?", fragt er und hält mich an der Taille fest. „Matteo. Das ist los!", sage ich ernst und Vittorio grinst mich an. „Hat er sich schon wieder an eine Dame rangemacht?", fragt er und schaut mich bemitleidend an. „Schon wieder?", wiederhole ich den Teil seines Satzes und Vittorio nickt mir zu. „Was für ein Mistkerl!", sage ich und schaue an ihm vorbei. „Gibt es auch einen anderen Ausgang?", frage ich schnell und nicke in die Richtung hinter Vittorio.
Matteo kommt mit schnellen Schritten die Treppen zu unserer Etage hoch und drängelt sich durch die Menschenmengen. Sein Blick bleibt dabei auf mir und auf die Hand seines Bruders, die immer noch an meiner Taille liegt. Kurz zuckt seine linke Augenbraue, bevor er die Knöpfe seines Anzugs öffnet und die Fäuste ballt.

„Ja, gibt es", sagt Vittorio, der grinsend über seine Schulter schaut und nach meiner Hand greift. Matteo streckt seinen Arm nach mir aus, bevor mich Vittorio jedoch schon rennend nach hinten zieht. Lachend zieht er mich neben sich her und mein Blick geht nach hinten. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt ist Matteos wütendes Gesicht. Ich steige in Vittorios Lachen ein, drücke seine Hand und ziehe ihn rennend hinter mir her. Sein Tempo zieht er an und rennt mit mir durch schmale Gänge, die auf den Parkplatz führen. „Ich fahre!", gebe ich schnellatmend von mir. „Wie die Prinzessin mir befielt", gibt er von sich, während er mir die Schlüssel zuwirft.

„Coco!", brüllt Matteo meinen Namen und sprintet aus der Holztür, aus der Vittorio und ich zuvorgekommen sind. „Starte den Motor!", lacht Vittorio panisch und zieht mich am Arm in den Wagen. Wie befohlen starte ich das Auto und fahre mit aufheulendem Motor davon. Mit einem Blick in den Außenspiegel schaue ich in Matteos wütendes Gesicht, während er seinen Wagen aufschließt.

„Scheiße!", sagt Vittorio, „der kommt uns hinterher."
„Gib Gas, principessa (Prinzessin)", sagt er und greift nach meinem Gurt, den er für mich festmacht. Mein Fuß drückt auf das Gaspedal, sobald ich Matteos Auto im Rückspiegel erkenne. „Verdammt", lache ich und rase über zahlreiche rote Ampeln. „Mach dir keine Sorgen darum, ich bezahle das schon", sagt Vittorio und beugt sich nach hinten. „Mach schneller - Matteo hat uns bald eingeholt!", schreit er lachend und ich hole das letzte bisschen aus Vittorios Wagen.

„Jetzt rechts", sagt Vittorio und tippt auf seinem Handy herum. Wir haben Matteo abgehängt und fahren nun mit einem etwas gemütlicheren Tempo durch die Straßen. „Hier wohnst du?", frage ich und schaue auf den Wolkenkratzer vor mir. „Ja, oberste Etage", sagt er und ich öffne meinen Mund. Der Mann hat Geld.
„Matteo weiß, wo ich wohne, also lass uns schnell verschwinden", sagt Vittorio und springt förmlich aus dem Wagen. Ich mache es ihm gleich und hüpfe mit in den Fahrstuhl, den er für mich mit einer Hand offenhält.

„Du hast es wirklich hübsch hier - hätte ich nicht gedacht", sage ich, während ich meine hohen Schuhe in die Ecke schmeiße. Mich umgeben dunkle Marmorwände und lange grüne Gardinen an den großen Fenstern. Also Geschmack hat er.
„Danke schön, principessa (Prinzessin), dass schätze ich sehr", sagt er, während er sein Sakko auszieht. „Wieso schätzt du es, wie ich deinen Einrichtungsgeschmack bewerte?", frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Du bist anders als die anderen Damen. Du hast Geschmack. Die meisten Frauen geben nach und stehen mit Ihren Röcken und Schürzen am Herd und warten auf Ihren Mann. Das ist Ihr einziges Ziel und Lebensaufgabe. Ich bin kein Fan von den alten Familientraditionen", sagt er, bevor er seine Erzählung mit einem Zwinkern beendet.

„Ich freue mich schon, dass du neuen Schwung in diese Familie bringst." „Danke, aber ich glaube nicht, dass ich das erreiche - oder auch will", lache ich. „Verständlich, nach unserer Verfolgungsjagd", lacht er und öffnet eine Flasche Wein. „Möchtest du auch ein Glas Wein haben?", fragt er. „Du kennst mich zu gut", lache ich, während ich auf Vittorio zulaufe. „Alkohol löst zwar keine Probleme, aber sie verschwinden kurzzeitig", grinst er.

„Machst du eigentlich auch so krumme Geschäfte wie Matteo?", frage ich nach ein paar Gläsern. „Nein", antwortet Vittorio sofort. „Matteo tötet Menschen", erklärt er und schüttelt den Kopf, „sowas mache ich nicht." „Hast du keine illegale Tätigkeit in deiner Familie?", frage ich und Vittorio lächelt mich an. „Ich hatte mal ein kleines Drogenimperium, aber das habe ich nach kurzer Zeit gelassen", sagt Vittorio und trinkt den Rest aus der Flasche aus. Ich nicke ihm zu und greife nach der nächsten Flasche.

Die Nacht endet nach vielen Flaschen Wein und anderen alkoholischen Sorten, bevor ich stark betrunken in Vittorios Bett zusammenklappe.

NUDES? IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt