Kapitel 5

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Vor mir blinkt ein großes Gebäude in Neonlichtern auf und mehrere knapp angezogene Damen stehen vor dem Laden. „Nein Matteo", sage ich und schaue ihn warnend an.

„Wieso? Unter deinem Niveau?", fragt er und zieht dabei seine Mundwinkel nach oben. „Wenn ich dich daneben stellen würde, würde keiner einen Unterschied sehen", lacht er. „Ich will aber nichts mit Zuhältern zu tun haben", sage ich und überkreuze die Arme vor meiner Brust. „Und woher willst du wissen, dass ich kein Zuhälter bin?", fragt er und beugt sich zu mir. „Es fehlt die Goldkette, der Hut, der Pelzmantel und du bist nicht dick", antworte ich und grinse Matteo an. „So denkst du also sehen Zuhälter aus?", fragt er und zieht dabei eine Augenbraue in die Höhe. „Na dann muss ich dir wohl mal welche zeigen", sagt er und öffnet die Türen des Autos.

In Matteos Schatten laufe ich die engen Gänge entlang und komme an einzelnen Türen vorbei aus denen Geräusche aller Art kommen. An der letzten Tür des Ganges macht Matteo halt und klopft an dieser. Sie geht sofort auf und ein Mann tritt aus dieser, der Matteo eine Waffe in sein Gesicht hält. Als er jedoch Matteos Grinsen erkennt, senkt er diese und steckt sie wieder weg.

„Na wenn das nicht Matteo ist", lacht er und umarmt ihn. „Ich habe dich ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen", sagt er und löst die Umarmung. „Ist dein Boss da?", fragt Matteo und zieht mich neben sich. Bei meinem Anblick grinst der Mann und nickt. Matteo drückt mich in den Raum und schließt die Tür hinter sich.

„Herr Dal Bon", sagt die Person, nach der Matteo gefragt hat und läuft mit offenen Armen auf diesen zu. Nach der langen Umarmung schaut mich Matteo an. „Und so sieht ein richtiger Zuhälter aus", sagt er und deutet auf die Person vor uns. „Neue Ware?", fragt er und deutet auf mich. „Die würde gut zu uns passen", sagt er und kommt mir etwas näher. „Riecht gut und schöne Kleidung, aber etwas zu dünn an den Armen", sagt er und nimmt die Hand von meinem Oberarm.
„Nein die steht nicht zum Verkauf, die gehört mir", sagt er und stellt sich vor mich. „Ja klar, willst du sie etwa heiraten?", fragt der Zuhälter und lacht auf, wobei ich in sein dunkles Lachen einsteige, was Matteo nicht so großartig findet.

„Die Kleine arbeitet für mich und wir brauchen für morgen noch etwas zum anziehen", sagt Matteo und verschränkt die Arme. „Na klar, ich glaube ein String würde dir stehen", sagt der Mann und lacht laut los. Sofort verziehe ich meine Mundwinkel nach oben und halte meine Hand vor meinen Mund. Als Matteo auf mich schaut drehe ich mich sofort um und schaue in eine der dunklen Ecken.

„Sie braucht etwas zum Anziehen", seufzt Matteo. „Hier", sagt der Mann und raschelt in eine der Schränke herum. „Das ist für die besonderen Damen, also passt es zu dir", sagt er und zwinkert mir zu, ehe er mir die Tüten reicht. „Danke schön", grinse ich und streiche mir verlegen eine Strähne hinter mein Ohr. Ein Kompliment eines Zuhälters - Ziel erreicht. „Ich danke dir", sagt Matteo und zusammen verabschieden wir uns. Mit schnellen Schritten schiebt mich Matteo vor sich aus dem Bordell heraus.

„Was sollte das denn?", fragt er deutlich wütend. „Was denn?", frage ich und setze mich in das Auto. „Hätte nicht gedacht, dass du mit einem Zuhälter flirten würdest", sagt er und schnallt sich an.

Stille kehrt ein. Habe ich wirklich mit ihm geflirtet? Nein, wenn ich mit jemanden flirte - haben diese meist Angst vor mir. So sah es aber nicht aus.
„Ich hatte aber mit einer Sache recht", unterbreche ich die Stille, während ich Matteo anschaue, „er war dick."

Am nächsten Morgen gehe ich meiner Routine nach und bereite mich mental auf das Date vor. Ich hoffe ich überstehe das.

Den ganzen morgen ist Matteo nicht aus seinem Zimmer gekommen. Frühstück und Mittag hatte ich allein und nun stehe ich in meinem Zimmer und gehe die Kleidungsstücke aus den Tüten durch.
Das einzige Stück was nicht wie ein billiger Fummel aussieht, ist ein hellrosanes Satinkleid ohne Ärmel und mit eingebauter Korsage. Es ist zwar für meinen Geschmack etwas zu kurz, aber besser als nichts. Vorsichtig ziehe ich das Kleid an und probiere mich ohne Make-Up oder Haarprodukten etwas herzurichten. Fertig stehe ich vor dem Spiegel und schaue mich nochmal an, ehe die Tür von Matteos Zimmer aufgeht. Sofort laufe ich aus meinem Zimmer und auf Matteo zu, der im Flur steht.

„Na, ausgeschlafen?", frage ich und lache. Matteo schaut mich mit einem kreideweißen Gesicht an und verdreht seine Augen. „Bist du krank geworden?", frage ich und nähere mich seiner Stirn. „Nein", sagt er und schnauft kurz auf. Mein Blick gleitet an seinem Körper herunter und auf eine Seite, die er sich mit seiner Hand hält.

„Wurdest du dort verletzt?", frage ich und schiebe seine Hand weg. Ein kleiner Blutfleck schimmert durch sein T-Shirt und ich greife nach seiner Hand. „Ich schaue mir das mal an", sage ich und schleife Matteo hinter mir her. Er setzt sich im Bad hin und zieht sein T-Shirt aus, welches er kurzerhand in die Badewanne wirft. „Mein Bruder hat sich auch oft verletzt, ich weiß also wie man jemanden vorm Verbluten rettet." „Na wunderbar", gibt Matteo von sich, während ich alle Sachen zurechtlege.

„Hast du die Kugel schon herausgenommen?", frage ich und drehe mich zu Matteo um. „Die Kugel hat mich nur gestreift", antwortet er. „Und da blutest du trotzdem so stark?", lache ich. Ein dunkler Blick seinerseits schnellt nach oben und verschlägt mir sofort die Sprache. Ich knie mich vor ihm hin und desinfiziere die Wunde. Matteo verzieht dabei keine Miene und tippt auf seinem Handy. „Wenn du gleich dein Handy parat hast, kannst du mir ein Taxi rufen?", frage ich. „Wozu?", fragt er. „Ich gehe doch heute auf das Date mit Vadik", antworte ich und ziehe weiße Fetzen aus der Wunde, die durch die Kompresse die Wunde verklebt haben.

„Ganz vergessen", murmelt er und hält sich sein Telefon an sein Ohr. Während Matteo ein Taxi bestellt, drücke ich etwas Gewebekleber auf die kleinen Teile der Wunde und lege Kompresse auf die Fleischwunde. Diese befestige ich und lege einen Verband um Matteos Taille, der alles zusammenhält. Kurz begutachte ich mein Meisterwerk, bevor ich aufstehe.

„Die Kompresse solltest du öfters wechseln und auch vielleicht einen Arzt aufsuchen", sage ich und Matteo legt seinen Kopf nach hinten, um mir in die Augen zu schauen. „Danke", sagt er und stellt sich auf. Ich richte nochmal mein Kleid, bevor ich das Badezimmer verlasse.

„Du siehts gut aus", sagt er und schaut mich von oben bis unten an. „Danke", grinse ich und laufe die Treppen herunter.

„Was soll ich eigentlich von Vadik holen gehen?", frage ich. „In seinem Büro sollte sich eine weiße Mappe befinden, mit einer goldenen Kordel und meinem Familienwappen darauf. Die brauche ich", sagt er. „Geht klar", antworte ich und laufe zur Tür heraus. „Gib dir Mühe!", ruft er und lehnt sich über die Brüstung des Geländers.
Auf in einen anstrengenden Abend.

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