Kapitel 46

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„Kannst du mir noch einmal einen Gefallen tun?", fragt Matteo und kaut dabei auf den Lippen herum. „Na klar, immer doch", antworte ich und setze mich von Matteos Couch auf.

Matteo musste nach unserem Trip ganz schnell in seine gewohnte Umgebung zurück, weswegen ich sofort bei ihm zu Hause gelandet bin.

„Ich bräuchte ein paar Dokumente aus meinem Büro, die sind ganz hinten in dem mittleren Schrank, zwei Fächer unter dem obersten", sagt er und dreht seinen Kopf zu mir. „Okay. Wann sollen sie da sein?", frage ich und schiebe mir einen Kaugummi in den Mund. „Wann immer du magst", grinst er und zieht an seinem Anzug herum. „Also jetzt, sonst vergesse ich deine Beschreibung noch", sage ich und verschwinde aus seinem Zimmer.

Mittlerer Schrank. Zwei Fächer unter dem obersten ... zu viele Infos.

Vor seinem getarnten Bürokomplex steige ich aus der S-Bahn. Seine Arbeit ist gefühlt am Ende der Welt, sodass man 50-mal umsteigen muss, um anzukommen. Ich mache das nie wieder - das war eine halbe Weltreise.

„Wie kann ich Ihnen helfen?", fragt eine ältere Dame am Empfang. „Ich soll etwas aus Herr Dal Bons Büro abholen", antworte ich. „Das ist schön für Sie, haben Sie dafür eine Bescheinigung oder eine Erlaubnis?", fragt sie und schaut dabei durch die Oberseite ihrer Brille. Einen Moment bitte, signalisiere ich und rufe Matteo an.
„Ja, was ist?", fragt Matteo mit hitziger Stimme und ich reiche der Frau am Empfang mein Handy. Sie fängt an mit Matteo zu reden und währenddessen schaue ich mich im Foyer herum. Alles in weiß - kein bisschen Farbe. Nichts. Es sieht aus wie beim Zahnarzt.

„Frau Augustine?", kommt es von der Dame hinter mir. „Mmh?", frage ich, während ich mich langsam umdrehe. „Tut mir leid für die Umstände, ich werde Sie zu seinem Büro begleiten", sagt sie, blickt dabei nach unten und steht auf. „Sie müssen wissen, dass unser Büro sehr komplex und verwirrend ist", sagt sie, während sich der Aufzug öffnet, „wir wollen doch nicht, dass Sie uns noch verloren gehen."
Pure Angst in ihren Augen - Panik.
Panik vor Matteo. Ihre Stimme veränderte sich während des Telefonats. Der Mann hat hier echt jeden unter Kontrolle.

„Da wären wir schon", sagt sie und öffnet mir die Tür zu Matteos Büro. „Vielen Dank für Ihre Mühe", sage ich wobei ein leichter roter Schimmer auf ihren Wangen auftritt. „Nichts zu danken. Wenn etwas ist, geben Sie Bescheid Frau Augustine", sagt sie und verschwindet wieder im Aufzug.
Automatisch schließe ich die Tür von Matteos Büro und nehme seine Schränke auseinander. Seine Beschreibung hat überhaupt nicht hingehauen.
Die Schränke sind fast alle einzeln übereinandergestapelt und nicht geradlinig angeordnet. Matteo hätte das heute ruhig selbst machen können. Nur weil er heute Geld eintreiben gehen muss, muss ich mich damit herumschlagen.

Nach langem wühlen entdecke ich einen Umschlag der wichtig aussieht und stecke ihn in meine Tasche. Das Chaos in seinem Zimmer lasse ich noch verschwinden und korrigiere seinen Wochenkalender.

„Halten Sie bitte die Tür auf!", ruft eine Stimme und ich drücke ungern auf den Knopf. „Danke", schnauft Blondie und kommt vor mir zum Stehen.
„Wie groß bist du eigentlich?", kommt es aus mir herausgeschossen. „Coco, was für eine Freude - ich bin 198m groß", sagt er und drückt auf die Taste für das Erdgeschoss. „Ist die Luft da oben dünner?", frage ich. „Wie witzig", grinst er, „was machst du eigentlich hier?"

„Matteos Pflanzen gießen", antworte ich. „Matt- Ich meine Herr Dal Bon hat Pflanzen in seinem Büro? Ich dachte er ist mehr so der Kakteenen-Typ", sagt Banks und schaut mich verdutzt an. „So täuscht man sich", grinse ich. Zusammen steigen wir aus dem Aufzug aus - ich für meinen Teil verabschiede mich noch bei der Empfangsdame und zusammen laufen wir aus dem Büro.

„Bist du heute nicht mit dem Auto?", fragt er und zeigt auf den leeren Parkplatz. „Nein ich bin heute wie eine ganz normale bodenständige Person hierhergekommen - mit der S-Bahn", zwinkere ich. „Soll ich dich fahren?", fragt er und zieht dabei einen Mundwinkel hoch. „Ich dachte schon du fragst nie", schnaube ich und zusammen laufen wir in die Tiefgarage.

„Wo soll es denn hingehen, Hübsche?", fragt er und wirft dabei seine Waffe in das Handschuhfach. Da gehören Schusswaffen auch hundertprozentig hin. Bevor er jedoch seine Hand wieder an das Lenkrad nimmt, legt er sie vorerst auf meinen Oberschenkel. „Du musst mir schon antworten", grinst er und fährt mit seiner Hand nach oben, bevor er sie wieder wegzieht. Was passiert hier?
„Rathausplatz", antworte ich knapp. „Geht klar", grinst er und drückt auf das Gaspedal.

„Hey, du musst hier anhalten!", sage ich laut, doch Banks riegelt die Tür ab und drückt weiter aufs Gas. „Handy her", sagt er und hält mir seine offene Hand hin. „Du willst wirklich die Frau deines Bosses entführen?", frage ich ihn verspottend. „Ich will sehen, was er an dir findet", grinst er und lässt seine Hand dabei wieder auf meinen Oberschenkel fallen. Diese abzuwimmeln ist anfangs schwer aber nach einem festen Schlag ist sie runter. „Hier hast du mein verdammtes Handy!", sage ich und schlage mein Handy auf seine Hand. „Diesen Ton solltest du zu deinem eigenen Wohl unterlassen", sagt er ernst und fährt auf die Autobahn.

„Aussteigen und keine hastigen Bewegungen", sagt er und läuft mit mir auf ein Motel zu. Der will mich umbringen. Oder mich vergewaltigen. Dann doch lieber das Erste. Mitspielen und die Fresse halten oder seine Fresse polieren, wobei ich bei seiner Größe nicht mal hochkommen würde, um ihn eine zu klatschen.

„Hier ist es", sagt er und öffnet die Tür zu einem schäbigen Doppelzimmer. „Home Sweet Home", grinst er und schließt die Tür hinter uns.

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