Kapitel 30

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„Weil ich keine Lust auf unnütze Worte habe, komme ich gleich zum Punkt", sagt er und wirft mich auf ein Sofa. „Hör einfach zu", sagt er.

„Ich weiß ganz genau, wer Matteo Dal Bon ist, ich bin immerhin im gleichen Business wie er", sagt er und meine Kehle schnürt sich zu. „Also nicht in genau seinem Business, aber auf dem guten Weg dorthin", sagt er und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Sorge dafür, dass sich dieser dreckige Junkie von meinem Club fernhält!", wird er zornig und schlägt auf den Tisch. „Was?", frage ich und schüttle den Kopf.

„Ich weiß nicht wieso, aber seit du mit ihm zusammen bist hängt er immer hier ab und geht in meinem Club seinen Geschäften nach", sagt er und lehnt sich nach hinten. Ich weiß, was Matteo in diesem Club sieht. Die Polizei traut sich schon seit Jahren nicht mehr hierher und die Musik ist stets so laut, dass sie alles übertüncht.

„Wenn Sie sowieso in sein Business übergehen wollen, warum lernen Sie dann nicht von Matteo?", grinse ich und lehne mich nach vorne. „Das ist mein Club", zischt er und sein linkes Auge zuckt. „Ich werde in meinem Club Blut vergießen und nicht Azrael!", schreit er. „Rede dir das nur ein", lache ich und lehne mich nach hinten. „Was erlaubst du dir!", sagt er und steht vom Sessel auf. „Nur weil du mit Azrael fickst, heißt es noch lange nicht, dass du dein Maul so weit aufreißen kannst!", zischt er und kommt vor mir zum Stehen. „Ich kann mein Maul so weit aufreißen wie ich will", brülle ich. „Matteo tötet jeden, den ich tot sehen will", lache ich dunkel und setze mich auf. „Ach wirklich?", fragt er und stemmt seine Hände in die Hüften.
„Na dann schau dir das mal an", lacht er und zieht mich an der Hand aus dem Zimmer.

Vor einem anderen Zimmer kommt er zum Stehen und reißt die Tür auf. In diesem liegt Matteo mit seinem Kopf auf dem Tisch und seine Arme hängen an diesem herunter. Zwei Packungen Kokain liegen neben ihm. Ist er tot?

„Matteo!", rufe ich laut. Kein Muskel zuckt in seinem Körper auf und er bleibt reglos liegen. „Ist er tot?", flüstere ich und der Mann neben mir zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung", sagt er. Mit langsamen Schritten laufe ich auf den Körper von Matteo zu. Ich greife nach seinem Kopf und hebe diesen nach oben. Sein Gesicht ist in weißes Pulver getränkt. Seine Augen sind nach hinten gedreht und seine Mundwinkel hängen nach unten.

„Schau nach seinem Puls", sagt der Mann und stellt sich neben mich. Zögernd lege ich zwei Finger an Matteos Hals und hoffe auf ein Pochen. Doch nichts drückt sich durch meine Finger. Nichts.
„Nichts", flüstere ich und entferne meine Finger. „Tut mir leid", sagt er und legt seine Hand auf meine Schulter. Diese entfernt er auch so schnell wie möglich und läuft aus dem Zimmer.

Nachdem er gegangen ist, rutsche ich von der Leiche weg und stoße gegen jemanden hinter mir. Panisch drehe ich mich um und schaue in die restlichen Überbleibsel eines Mannes. Sein Körper ist durchlöchert und die Hälfte seines Schädels klebt an der Wand hinter ihm. Mir wird schlecht.

Weiter schaue ich mich im Raum um und entdecke das Massaker, was ich am Anfang ausgeblendet habe. Die einst beige geflieste Wand ist in Blut getränkt, sowie die Vorhänge vor den Fenstern. Der Geruch von verrottetem Fleisch steigt mir in die Nase. „Verdammt", flüstere ich und schaue auf Matteo. Was ist hier passiert? Langsam rutsche ich wieder zu Matteo hin und lege meine Hand auf seinen Kopf. „Matteo?", flüstere ich in sein Ohr und sein Körper zuckt unter mir auf. Was zur Hölle? Plötzlich schreckt Matteo auf und hält sich sein Herz.

„Fuck!", stöhnt er laut und streckt sich in die Länge. „Wow", sagt er und lacht. „Was?", flüstere ich und sein Blick legt sich auf mich. „Na, kleines?", fragt er und taumelt mit großen Schritten auf mich zu.
Mit kaltem Schweiß im Nacken rutsche ich nach hinten, doch Matteo zieht mich an meinem Bein zu sich. „Was?", frage ich und Matteo geht vor mir in die Hocke. „Das passiert schon mal beim Kokainkonsum", sagt er grinst mich an. „Das Herz kann da stehenbleiben", lacht er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen, „aber nicht allzu lang."

„Ich dachte du wärst tot", sage ich und schaue Matteo an. „Hast du dir etwa Sorgen gemacht?", fragt er und verstellt dabei gehässig seine Stimme. „Was läuft nur falsch mit dir?", frage ich und ziehe Matteo an seinem Hosenbein zu mir auf den Boden. „Vieles", lacht er und schlitzt eine zweite Packung mit Kokain auf. Das Pulver verteilt er auf seinem Handrücken und zieht es mit einem spitzen Gegenstand in Reihen. „Hör auf damit!", schreie ich und schlage auf seinen Handrücken, sodass das Pulver auf den Boden fällt. „Warum darf ich denn kein Kokain nehmen?", schreit er mich an.

Ich hasse es. Er ist so ein toller Mensch und zerstört sich mit diesem weißen Pulver. Ich hasse Matteo dafür. Ich mache mir doch nur Sorgen um ihn, warum versteht er das nicht?!

„Weil ich dich liebe und dich nicht an diese beschissenen Drogen verlieren will!", presse ich unter Tränen hervor. Matteo schaut mich entsetzt an und seine Augen weiten sich. Ich schaue Matteo durch verschwommene Augen und siehe da.
Eine einzelne Träne bannt sich ihren Weg aus seinem Augenwinkel. Langsam fließt sie sein Gesicht herunter und fällt auf den Boden. Und da eine zweite - dritte - vierte. Er verbirgt sein Gesicht in seine Hände und fällt nach vorne in meine Arme.

„Es tut mir so leid!", schluchzt er quälend.
Ich versuche meine Tränen zu unterdrücken, aber auch ich schluchze tief auf und drück mein Gesicht in seine Haare. Er zieht sich unter mir zusammen und beginnt am ganzen Körper zu zittern. „Lass uns nach Hause fahren", schluchze ich. Er nickt in meinen Armen und wir beide stehen auf.
Ich nehme Matteos Sachen, die überall im Raum verteilt liegen und laufe aus dem widerlichen Zimmer. Ich öffne Matteo die Beifahrertür und er setzt sich benommen hinein.

Als wir schon fast zu Hause sind, bemerke ich das Matteo von dem ganzen Stress eingeschlafen ist. Langsam fahre ich in seine Garage und schließe diese wieder. Den Motor stelle ich ab und falle nach hinten in den Sitz. Verdammt - ich kann nicht mehr. Ich bin fertig. Ich habe seit Wochen nicht richtig geschlafen, wurde gefühlt hundertmal aus dem Schlaf geklingelt und mache mir jeden Tag Sorgen um Matteo. Ich schaffe das nicht.

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