Kapitel 32

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Panisch drehe ich mich um und blicke ich die Augen eines Mannes in meinem Alter. „Entschuldigen Sie bitte, aber besteht die Möglichkeit, dass ich mich zu Ihnen setzen könnte?", fragt er und ich verziehe die Augenbrauen. „Ich konnte leider bei Ihrem Aussehen nicht widerstehen, aber wenn Sie nicht wollen", sagt er sanft. „Nein, gerne doch. Etwas Ablenkung schadet ja nicht", grinse ich und die Augen des Manns blitzen auf. Zusammen werden wir zu unserem Tisch geführt.

„Wie heißen Sie?", frage ich und öffne die Karte. „Gabriel", antwortet er und lächelt mich an. „Sie sehen wunderschön aus in Ihrem Anzug", sagt er und schaut mir in die Augen. „Vielen Dank", sage ich, „wir können uns aber gerne duzen."

„Ich hatte noch nie so einen schönen Abend", sage ich und laufe nach dem Dinner mit Gabriel in den Aufzug. „Da kann ich nur zustimmen", grinst er und kommt mir näher. Eine Strähne seiner braunen Haare fällt dabei nach vorne. Die Tür öffnet sich in der dritten Etage und ein älterer Herr steigt ein. „Lasst euch nicht stören, so ein junges Glück darf man nicht aufhalten", lacht dieser durch seine fehlenden Zähne und dreht sich zur Tür um.
„Das sehe ich genauso", sagt Gabriel und legt seine Lippen sanft auf meine. Zögernd erwidere ich den Kuss, löse mich jedoch wieder. Er lächelt mich an, bedankt sich für den schönen Abend und steigt in der sechsten Etage mit dem älteren Herrn aus. Die Tür des Aufzugs schließt sich und eine leichte Röte ziert meine Wangen. Entweder hat mich Gabriel mit seiner Art so aus dem Konzept gebracht, oder es war wie immer der Alkohol, der auch heute nicht zu knapp geflossen ist. Gabriel ist zwar nett und hört einem zu, aber ... ich will nichts von ihm. Zumindest nicht nach dem ersten Abendessen.

Ausatmend lege ich meinen Kopf an das Glas, bis die weibliche Stimme meine Etage ansagt. Die Tür öffnet sich langsam und der Fahrstuhl rüttelt kurz auf. Mein Blick geht von dem Spiegel und in den Flur meiner Etage. Ein Mann, in schwarz gekleidet, steht mit dem Rücken zu mir. Der sieht genauso aus ... wie Matteo.

Sofort stockt mir der Atem und ich bleibe wie angewurzelt im Aufzug stehen, den er noch nicht bemerkt hat. Er steht hinten im Gang und lauscht an den Türen. Er sucht nach mir. Ich laufe einen Schritt nach hinten in den Fahrstuhl und das Klacken meiner Absätze verrät mich. Matteo schaut mich an und seine Augen weiten sich, bevor er mit schnellen Schritten auf mich zukommt. „Coco!", brüllt er meinen Namen und sprintet in einer unmenschlichen Geschwindigkeit auf mich zu. Der Fahrstuhl hat Mitleid mit mir und schließt sich, bevor er mich erreichen kann. Ich muss hier weg.

Der Aufzug ist auf jeden Fall schneller als es Matteo im Treppenhaus ist. Die Tür geht auf und ich renne aus dem Aufzug, durch die leere Rezeption und an den leeren Sesseln vorbei. Eine Tür klackt hinter mir und jemand zieht mich hinein. Eine Hand presst sich auf meinen Mund. Das Licht geht an und ich blicke in das Gesicht der Rezeptionistin, Maja. Sie legt den Zeigefinger auf ihren Mund. Laute Schritte gehen im Foyer herum und ich halte panisch die Luft an und drücke mich an das Regal hinter mir.

„Findet sie!", brüllt Matteo wütend. „Ich weiß zwar nicht was hier los ist und Sie müssen es mir auch nicht erklären - aber ...", stottert Maja, ehe ich die zierliche Gestalt vor mir unterbreche. „Er verflogt mich", antworte ich knapp. „Ah, so einen Stalker hatte ich auch schon", grinst sie und nickt. „Ja..., er ist ein Stalker", lache ich. „Okay, also ich würde sagen wir suchen ein neues Zimmer für dich", grinst sie und schaut mich mit funkelnden Augen an. „Warum tun Sie das für mich?", frage ich. „Frauen müssen sich doch gegenseitig helfen", sagt Sie und tätschelt mir die Schulter. „Wir nehmen den Personalaufzug", sagt Maja und nimmt mich an die Hand. Wir beide steigen ein und sie drückt auf die Taste für das Penthouse. „Hier kommen nur Leute rein, die eine spezielle Karte haben. Das heißt dein Stalker kann nicht hier hoch, sofern er die Karte nicht besitzt", sagt sie und der Aufzug öffnet sich. „Welche Zimmernummer hattet du nochmal?", fragt Maja. „Ich hatte die 301", antworte ich. „Ich hole deine Sachen, bleib währenddessen hier oben."

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