15-Vertrauen?

5.5K 409 19
                                    

Hermine POV

Nun sitze ich stumm da und gucke zu wie Annie langsam eine Träne nach der anderen die Wange runterläuft. Ich möchte etwas sagen doch ich weiß nicht was. Anders als im Unterricht sitze ich da und es hat mir die Sprache verschlagen. Ich räuspere mich und sie zuckt zusammen. Wieder eine untypische Reaktion für eine Malfoy. Malfoys haben ihren Stolz und lassen sich nicht erschrecken, nicht von jemandem wie mir.
Ich setze an etwas zu sagen doch breche dann ab weil ich sowieso nicht weiß was ich sagen soll. Doch dann fängt Annie plötzlich an zu reden.

"Weißt du, ich würde es dir ja vielleicht sagen, aber du hast mich sonst immer ignoriert. Ich weiß nicht ob ich dir vertrauen kann. Im Moment gehe ich davon aus dass du sofort zu Potter und Weasley rennen würdest und es ihnen erzählen würdest."

"Ich weiß, dass du das denkst aber ich war halt die ganze Zeit so misstrauisch", ich schaue auf ihre Bettdecke und fahre mit dem Zeigefinger das Muster nach.

Sie zieht die Augenbrauen hoch
"Du warst also misstrauisch? Nein Hermine", man merkt dass es komisch für sie ist meinen Vornamen auszusprechen, "du BIST misstrauisch! Weil ich eine Malfoy bin!?!" Ich kann nicht direkt definieren, ob das jetzt eine Frage oder eine Aussage ist.

"Naja nicht direkt", setzte ich an.

"Der Punkt ist, dass wir uns nicht vertrauen. Ich denke, dass du alles Potter und Weasley weiter erzählst und du denkst dass ich irgendwas im Schilde führe. Und halt einfach der Fakt, dass ich eine Malfoy bin und deswegen sofort unsympathisch bin.", sie guckt immer noch traurig, hat aber wenigstens hat sie aufgehört zu weinen. "Entweder machen wir dann jetzt so weiter und schweigen uns weiterhin an oder-", sie stockt und ich führe ihren Satz weiter, "wir brechen das Eis, lernen uns richtig kennen und-", doch dann breche ich ab. Das "und werden Freunde" konnte ich einfach nicht über die Lippen bringen.

Sie verdrillt in Gedanken verloren eine Haarsträhne nach der anderen. sie ist allgemein die ganze Zeit mit der Hand in ihren Haaren und zwirbelt an ihnen herum. Sie scheint nervös zu sein. Wir schweigen uns schon wieder an, aber ich weiß auch wieder nicht was ich sagen soll. Ich beobachte sie nur und unbewusst gucke ich was an ihrem Aussehen typisch Malfoy ist. Die hellblonden Haare und die graublauen Augen sind sehr typisch. Auch die helle Hautfarbe, doch irgendwie wirkt das alles trotzdem nicht so kalt wie bei dem Rest ihrer Familie. Sie hat ein fröhliches Gesicht und diese fröhliche Art wendet sie normalerweise auch gerne an. Ich habe sie schon oft zusammen mit Dean und ihrer französischen Freundin lachen gesehen. Eher untypisch für eine Malfoy. Draco Malfoy habe ich bisher nur spöttisch lachen gesehen und ich bezweifle auch, dass er anders lachen kann.

Auch als an ihr heruntergucke fallen mir nur untypische Sachen auf. Malfoys sind dünn sie aber nicht. Das soll jetzt nicht heißen dass sie kräftig ist, aber einfach normal. So wie ich. Außerdem zieht sie sich auch nicht so formell an. Für eine Malfoy ist ein Pyjama mit fröhlichen Farben ungewöhnlich. Jedenfalls für mich. Aber der größte Grund ist, dass sie bei Gryffindor ist. Man kann den sprechenden Hut mit keinem Trick beeinflussen, wirklich keinem, das habe ich nachgelesen. Und eine Malfoy in Gryffindor ist genauso so ungewöhnlich wie ein Weasley in Slytherin.

"Ähm-", fange ich an dich ich werde von jemandem unterbrochen, der mit voller Wucht die Tür zum Schlafsaal aufreißt. Wir zucken beide zusammen, doch es ist nur Annies französische Freundin aus Beauxbaton. Sie guckt leicht verwirrt, als sie mich auf Annies Bettkante sitzen sieht, anscheinend hat Annie ihr erzählt, dass zwischen uns Funkstille herrscht, fängt dann aber an zu sprechen.

"Annie, isch 'abe es geschafft an diese Porträts vorbeizukommen. Das 'hat escht lange gedauert aber irgendwann 'at einer es so laut gesagt dass isch es ge'ört 'abe. Diese fette Frau 'at misch komisch angeguckt, aber dann irgendwann durschgelassen", sie lächelt und ich sehe, dass auch Annie etwas lächelt. Das ärgert mich ein bisschen. Naja ein bisschen? Ein bisschen viel! Diese Gabriella, oder wie sie auch immer heißt, hat alles zerstört. Sie hätte es mir doch fast gesagt. Sie hat doch schon von Vertrauen geredet und dann kommt sie einfach und ändert alles.

Doch dann sagt Annie etwas was mich sehr verwundert.

Annie's POV

Ich weiß nicht was in dem Moment in mich gefahren ist, ich möchte alles immer friedlich lösen und deshalb konnte ich das jetzt alles nicht auf sich belassen. hätte ich mich jetzt mit Gabrielle abgegrenzt und Hermine wieder in ignoriert, wäre das garantiert nicht der friedliche Weg gewesen. Oder vielleicht doch? Jedenfalls rutschte es mir dann einfach raus.

"Gabrielle, so leid es mir tut, aber es ist gerade unpassend. Könntest du vielleicht runter in den Gemeinschaftsraum gehen und warten bis ich runterkomme ich hab wirklich was mit ihr zu besprechen.", Gabrielle nickt verständlich und in meinen Augenwinkeln sehe ich Hermine irritiert guckt. Sie hätte nicht gedacht dass ich so reagiere. Doch ich kann sie verstehen, ich hätte es auch nicht gedacht. Gabrielle verlässt den Raum, doch sie guckt nicht beleidigt, sondern lächelt, und es ist ein richtiges Lächeln.
Kaum ist sie weg, beschäftigt mich wieder die Frage, ob ich es Hermine wirklich sagen soll. Schließlich aber fange ich dann an zu reden.

Ich erzähle von meinem ersten Treffen mit Hagrid, davon wie es war nach Gryffindor zu kommen. Dean kennen zu lernen und Freundschaft mit ihm zu schließen. Sowie auch mit Lavender und Parvati. Wie ich nicht wusste wie ich damit umgehen soll, von ihr, Potter und Weasley total ignoriert zu werden und dass ich mich nicht getraut habe mit Draco zu reden. Bis heute. Ich erzähle ihr von dem Erlebnis im Eulenturm und merke wie mir wieder die Tränen kommen. Ich merke dass sie mit fühlt aber auch nicht recht weiß was ich sagen soll. Und dann macht sie etwas wovon ich vor einer Stunde nicht gedacht hätte, dass sie so etwas jemals machen würde. Sie umarmt mich. Es ist eine herzliche Umarmung. Sie steckt voller Freundschaft und nicht voller Neugierde. Sie wird nach diesem Gespräch nicht zu Potter und Weasley rennen und alles ihnen erzählen. Irgendwie fühle ich vertrauen, das Eis ist gebrochen, jedenfalls für mich.

Die falsche MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt