20. Blutlache und Hysterie

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-Diana-

Donnerstag 16. Oktober 

"Lils?", rief ich in den leeren Raum in der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen. Doch nichts. Keine Spur von ihr. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es war klein, doch es passte zu Lily.

Das weiße Bett mit dem Metallgestell, der weiß lackierte schmale Schrank und dazu der ebenfalls weiße Schreibtisch. Das was mich am meisten faszinierte, war doch das Eckfenster. Es war schmal, doch groß genug, dass man darauf sitzen konnte. Ein geblümtes Kissen lag darauf und ein Buch, welches offen mit dem Cover nach oben dalag. Ich schnaubte. Eine Sünde, sein Buch so zu behandeln...

Das Fenster in der Nische war gekippt und man konnte dadurch leicht hinunter auf die bewegten Straßen von Queens sehen. Eine zierliche Lichterkette war um die Vorhangstange gewickelt und begann in dem Moment, in dem ich sie musterte, zu leuchten. Ich schaute auf die Uhr. 20 Uhr. Offensichtlich war eine Zeit Schaltuhr installiert worden. 

In 15 Minuten würde mein Bus gehen. Mit einem letzten Blick durch den leeren Raum verließ ich Lilys Zimmer und ging, ohne mich von Lilys -zugegeben etwas gruseligem- Vater zu verabschieden. 

Die Busfahrt zog an mir vorbei und ich nahm sie gar nicht richtig wahr, doch als ich die Wohnungstür bei mir zu Hause wieder aufschloss, kam wieder Leben in mich. 

Denn als ich die Küche betrat zeigte sich mir ein schockierendes Bild auf. 

"Scheiße Dad, was zur Hölle ist passiert?"
"Ein Ladendieb war nicht so ganz damit einverstanden, erwischt zu werden und hat mir ein Küchenmesser -Ah, Fuck- in die Seite gerammt, sehr angenehm also", presste mein Dad, gezwungen lachend hervor. 

"Und warum verdammt bist du nicht ins Krankenhaus?", fragte ich entgeistert, während ich in Eile unseren Verbandskasten aus einem Küchenschrank rausholte und tonnenweise Mullbinden auf die stark blutende Wunde drückte. Mein Vater zischte auf vor Schmerzen.

"Geheime Identität und so", versuchte er es abwehrend. "Ach komm, die Ausrede zieht nicht mehr, jeder weiß inzwischen wer du bist!", fauchte ich ungehalten "Und wo ist Mum überhaupt?"
"Was fragst du mich? Sie war nicht da, als ich nach Hause gekommen bin" 

Ich verzog das Gesicht, als Blut durch das Verbandszeug und auf meine Hand tropfte. "Drück die Mullbinden stärker drauf, ich ruf Mum an" Ich hastete in mein Zimmer, um mein Handy zu holen, welches ich mit meiner Jacke auf mein Bett geschmissen hatte. Mit zitternden Händen wählte ich die Nummer meiner Mutter.

"Ja?", ertönte Mums helle Stimme am anderen Ende der Leitung. "Wo bist du?", meine Stimme war gefühlte drei Oktaven höher. "Ich bin gleich zu Hause, wieso denn?" Sie klang verwirrt. "Dann mach aus dem gleich ein jetzt, Dad verblutet hier fast!", fauchte ich hysterisch ins Telefon. "Bitte was? Ich bin in drei Minuten da" Dann legte sie auf.

Ich atmete erleichtert aus. Mum würde wissen was zu tun wäre und Dad hörte auf sie. Wenn sie es sagte, würde er sich bestimmt ins Krankenhaus bringen lassen. Hastig rannte ich zurück in die Küche, wo mein Vater noch immer den Boden vollblutete. 

"Ich will dich ja nicht in Panik versetzen, aber das Verbandszeug ist nicht mehr ganz so weiß, wie es mal war", bemerkte mein Dad nach wenigen schweigsamen Sekunden in denen ich verstört auf die Blutlache am Boden gestarrt hatte. Tatsächlich, die ehemals schneeweißen Mullbinden waren nun dunkelrot gefärbt. 

Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen. Innerlich atmete ich erleichtert auf. 

"Scheiße, Peter! Dee, du hast nicht gesagt, dass es so schlimm ist", fuhr mich meine Mutter an. Ich zuckte zusammen. "Weil du sofort aufgelegt hast, deshalb", schnappte ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. 

Mum ignorierte meine Bemerkung und kniete sich neben Dad auf den Boden. Mein Vater war mittlerweile in sich zusammengesunken, sein Anzug, Hände und Oberkörper waren blutüberströmt und ich konnte erkennen, wie sich seine Augen verdrehten und er drohte, das Bewusstsein zu verlieren. 

Mum manövrierte seinen Körper auf sich, sodass er sich an ihr anlehnen konnte. Ihre Hand strich fahrig durch Dads Haar, während sie mit der anderen Hand verzweifelt die blutgetränkten Mullbingen auf die tiefe Einstichwunde presste. 

Ich stand da wie versteinert, unfähig mich zu rühren. "Diana ruf den Krankenwagen verdammt, es ist mir egal was er dazu gesagt hat", rief meine Mutter hysterisch und ließ das Verbandszeug achtlos auf dem Boden liegen, so als hätte sie jetzt erst begriffen, dass es nichts mehr brachte.

-Eylen-

"Pete, bleib bei mir, okay? Du schaffst das, Hilfe ist unterwegs", wisperte ich verzweifelt und strich dem Lockenkopf die verschwitzten Strähnen aus der Stirn. 

Peters Kopf sank zurück und ich konnte sehen, wie das letzte Stück Bewusstsein von ihm wich. Ich klammerte mich an seiner Hand fest und spürte gerade noch, wie sein Herz langsam schlug. Er hatte so viel Blut verloren...

"Mum, der Krankenwagen kommt nicht durch die Stadt, zu viel Verkehr"

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Ayyy Dramaaa (Have u seen Tommys new instapost???? Istg I love this dude sm)

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Byee
All the love
AC.xx

30. Oktober 2022

Forever you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt