33. Drecksarbeit und dubiose Videobotschaften

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-Lily-

Mittwoch 5. November

Erschöpft ließ ich meinen schmerzenden Kopf gegen meine Brust sinken. Ich wusste nicht wie lange ich schon in diesem Verließ festsaß, was ich aber wusste war, dass ich mein Zeitgefühl komplett verloren hatte und mir nicht einmal einfiel, ob es sich schon um Tage, Wochen oder nur Stunden handelte, in denen ich mich in Gefangenschaft dieser Leute befand.

Die schwere Eisentür öffnete sich mit einem Krachen. Ich zuckte zusammen, als das grelle Licht der Lampen am Gang meine Augen trafen, die sich schon an die völlige Dunkelheit gewöhnt hatten. Der silberhaarige Mann betrat den Raum, stellte ein Stativ vor meinem kläglichen Erscheinungsbild auf und trat näher zu mir. Ängstlich wich ich vor ihm zurück.

"So ganz gilts du aber noch nicht als Geisel...", murmelte er gefährlich leise und umfasste mit seiner großen Hand grob mein Kinn und zog meinen Kopf zu sich auf Augenhöhe herauf. Ich wimmerte kaum hörbar und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. 

"Akyla! Drecksarbeit!", bellte er plötzlich und wandte sich zu der noch offenen Tür zu. Eine stumme Träne der Panik rannte mir über die Wange. Wer zur Hölle war Akyla und was war mit "Drecksarbeit" gemeint? 

Der hünenhafte Mann verließ den finsteren Raum und wenige Sekunden später trat eine schlaksige Frau herein. Im hereinleuchtenden Licht des Ganges konnte ich hüftlange, schlohweiße Haare, ein eingefallenes Gesicht und rot funkelnde Augen erkennen. Sie war mir vom ersten Moment an unheimlich. 

"Drecksarbeit sagt mein Bruder...", schnarrte die Frau eher zu sich selbst und schlich um den Stuhl an dem ich festgebunden war herum wie eine Raubkatze um ihre Beute. Genau so fühlte ich mich. Wie ein Beutetier, hilflos seinem Jäger ausgeliefert.

Ich schluckte merklich und zuckte zusammen als die Frau ihre spitzen Fingernägel über mein Haar streichen ließ. "So ein hübsches Gesicht...", wisperte sie als sie sich langsam hinter mich stellte und mir die roten Locken aus der Sicht streifte. "Wirklich schade, dass ich es jetzt verschandeln muss" 

Mir gefror das Blut in den Adern bei diesen Worten. Was hatte sie mit mir vor?

-Diana-

Mein Handy läutete und riss mich damit aus dem Halbschlaf. 
Unbekannte Nummer. Ehe ich abnehmen konnte, hatte die Person schon aufgelegt. Ich war verwirrt. Wie spät war es überhaupt? 3:28. Scheiße. 

Ich musste morgen, beziehungsweise heute wieder um halb sieben aufstehen. Noch drei Stunden Schlaf. Ich ächzte, legte mein Handy wieder auf meinen Nachttisch und drehte mich auf den Bauch um weiterzuschlafen.

Wenige Sekunden später fuhr ich durch einen Benachrichtigungston hoch. Genervt schaute ich auf den Bildschirm und wollte mein Telefon eigentlich nur stummschalten, doch dann verwirrte mich die neue Nachricht doch ein wenig.

Seit wann bekam ich bitte E-Mails die nicht sofort im Spam-Ordner landeten?
armyforthegreatergood@aftgg.com 
Seltsam... Wahrscheinlich ein Streich, diese Typen verschickten keine E-Mails; nur dubiose Videobotschaften.

Geschockt ließ ich mein Handy fallen als ich die Fotos sah, die diese Leute mir geschickt hatten. 
Lily. 
Gefesselt, blutend und mit zerfetzter Kleidung. Ihr Gesicht war zerkratzt, so als ob eine tollwütige Katze über sie hergefallen wäre, über ihre linke Schulter zogen sich mehrere tiefe Schnitte, die ihren dunkelblauen Pullover aufgeschlitzt hatten und ihre Hände und Knöchel waren mit festen Tauen an dem Stuhl festgebunden. Lilys Kopf lag auf ihrer Brust, sie schien bewusstlos.

Unter den Bildern stand eine kurze Nachricht.

"Hol deine kleine Freundin ab, komm allein.
G.O."

Mein Gehirn setzte aus, alles was gerade zählte war Lily. Blitzschnell war ich angezogen, hatte meinem Vater die E-Mail weitergeleitet und gab die angeheftete Adresse auf Google-Maps ein. Über die Feuerleiter schlich ich mich raus und holte mein Fahrrad aus der Tiefgarage. 

Mit rasendem Puls hetzte ich nach Staten Island.

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AC.xx

29. Juni 2023

Forever you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt