10. Nachbarskatze und Tote, über die man weinen darf

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-Diana-

Dienstag 2. September

"Iv gottverdammte scheiße, hilf mir!", brüllte ich im Flüsterton in mein Handy, während ich darauf achtete, dass niemand zur Klotür hereinkam. "Was zur Hölle Didi?", Ivys Stimme klang verschlafen, so als hätte ich sie gerade aufgeweckt. "Wann war die Französische Revolution?", meine Hysterie war, angesichts des Themas vielleicht etwas übertrieben, aber was sollte ich machen? Ich war schlicht und einfach überfordert.

Ich spürte förmlich, wie meine beste Freundin am anderen Ende der Leitung vom Glauben abfiel. "Dafür hast du mich geweckt?", meckerte sie. Ich verdrehte die Augen. "Ja! Es ist wichtig" "Schonmal was von Google gehört, du Schlauheit?", fauchte Ivy gereizt. "Du hörst dich an wie unsere Nachbarskatze", bemerkte ich trocken. "Ha. Ha. Witzig. Entschuldige, dass ich schlafen will" "Jaja, Entschuldigung angenommen. Zurück zum Thema: Französische Revolution."

Ivy schnaubte. "Bist du nicht das Geschichte-Ass? Und außerdem: Wozu brauchst du das?" "Ja, bin ich, aber auch einem Ass kann mal ein Fakt entfallen... Die Geschichte-Professorin hat gemeint, sie müsste direkt in der ersten Stunde ein "Blitz-Quiz" machen, um unser Können zu prüfen", äffte ich Mrs. Tanner nach.

"Wie gesagt, Google würde helfen", meinte Ivy nur. "Weißt du es nicht?", fragte ich flehend. "Nein" Ich zog eine Grimasse. "Aber-", ein Tuten. Sie hatte aufgelegt. "Mistviech", fluchte ich und öffnete den Internetbrowser.

-Lily-

Ich mochte Diana irgendwie... Sie war ein wenig seltsam, aber mal ehrlich, wer war das nicht? Ihre krausen Locken und die funkelnden Braunen Augen faszinierten mich...

"Miss Morgan, haben Sie auch etwas zur heutigen Stunde zu sagen?", Mrs. Fisher, meine Physiklehrerin stand mit strengen Blick vor meinem Tisch und schaute durch ihre dicke Brille auf mich hinunter. Ich fuhr zusammen. "Also, ich ähm...", ich gab es auf. "Nein, habe ich nicht. Tut mir leid" "Dann passen Sie das nächste Mal besser auf!", schnauzte sie mich an. 
Ich schaute betreten zu Boden.

-Diana-

Nachdem ich das sogenannte "Blitz-Quiz", die restlichen zwei Schulstunden und die Mittagspause überstanden hatte, lief ich nach Hause. Lily hatte eine Stunde später aus als ich. 

Ein schrilles, aber viel zu lautes Katzenkreischen. Erschrocken quietschend sprang ich zur Seite. Tiger, die Nachbarskatze fauchte mich noch einmal an, ehe er mich links liegen ließ und in den Büschen verschwand. "Mistviech!", fluchte ich zum Zweiten Mal an diesem Tag.

Abends

"Češnjak" Mum schaute von ihrem Teller auf. "Gesundheit?" "Nein, das heißt Knoblauch auf Kroatisch" Der ganze Tisch schaute mich verwirrt an. "Was?", verteidigte ich mich sofort. "Ist ein Fakt"

Lily mischte sich ein. "Stimmt ja, aber in welchem Kontext hast du das jetzt gesagt?" "Ich hab' mir Knoblauchbutter aufs Brot geschmiert... Und warum weißt du überhaupt, dass das stimmt? Ich könnte ja auch Blödsinn faseln...", fragte ich skeptisch. "Meine Mum ist Kroatin, daher spreche ich es"

Das brachte mich zum Überlegen. "Wo ist deine Mutter überhaupt? Dein Vater ist ja im Krankenhaus, aber wo ist sie?" "Diana...", ein warnender Blick meiner Mum. Ich hob defensiv die Arme. "Ist ja nur ne Frage"

Lily sagte nichts mehr und starrte stur auf ihren noch fast vollen Teller. 

Später, als Lily und ich beide im Bett lagen, flüsterte ich ihr leise zu. "Hey, schläfst du schon?" "Ja..." Lilys Stimme klang müde. "Sorry nochmal, wenn du nicht über deine Mum reden willst, ist das natürlich okay. War dumm von mir...", entschuldigte ich mich bei der Rothaarigen. "Ist okay..."

Stille.

"Meine Mum ist tot"
"Oh... Das tut mir leid"
"Schon okay"

Wieder Stille.
Leises Schluchzen.

"Weinst du?"
"Nein"
"Okay"

Ich hörte Lily einige Zeit beim Weinen zu, bevor es mir reichte. Ich musste was tun. Um nicht bei meinem Vorhaben auf Lily draufzufallen, schaltete ich meine Nachttischlampe an. Ich schlug meine Decke zurück, ignorierte Lilys verwirrten aber auch verweinten Blick von ihrer Matratze aus und ließ meine Füße auf den kalten Boden sinken. 

Ohne weiter darüber nachzudenken, kniete ich mich neben Lily auf den Boden, bedeutete ihr, zur Seite zu rutschen und legte mich kurzerhand neben sie. Wir hatten zwar wenig Platz, aber kamen zurecht. "Was machst du da?", fragte die Ältere, sichtlich verwirrt.

Erst nachdem ich vorsichtig meine Arme um Lily gelegt hatte und sie etwas näher an mich gezogen hatte -sie wehrte sich nicht -ein innerlicher Freudenschrei meinerseits- antwortete ich. "Tut mir leid... Und es ist okay zu weinen. Über Tote darf man weinen"

Ich hörte Lily leise kichern, bevor sie den Kopf in meiner Halsbeuge vergrub. "Was denn?" Lilys warmer Atem an meiner Haut jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Sie blickte auf. "Nichts..." Unsere Blicke verhakten sich ineinander.

Lilys eisblaue Augen glänzten noch immer von den Tränen, doch das Funkeln darin war immer noch zu sehen. Ihr Atem ging langsam, ihr Mund stand leicht offen und ich spürte, wie sich ihre Brust leicht hob und senkte. 

Ich atmete ebenfalls durch den Mund. Mein Blick hing an ihren Augen, doch ohne wirklich darüber nachzudenken, wanderte er hinunter zu ihren kirschroten Lippen. Sie waren wirklich rot. Und sie sahen weich aus. Sehr weich. 

"Darf ich dich küssen?", hauchte Lily plötzlich. Überrumpelt riss ich meinen Blick wieder zurück zu ihren Augen. "J-ja", wisperte ich zögerlich. Unsere Lippen trafen sich.

Lilys Lippen waren noch weicher, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie schmeckten süßlich und bewegten sich mit stetigem Druck gegen meine. Ich erwiderte den Kuss etwas unbeholfen- immerhin war es mein Erster. 

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They kissed omg I wanna cry... Ich weiß noch, als sich Peylen zum ersten Mal geküsst hat *wird sentimental*

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Byeee
All the love
AC.xx

15. August 2022

Forever you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt