30. Kleinkind, Pädophile und Kontrolle

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-Lily-

Dienstag 4. November

Die Klingel läutete. Ich zog die Stirn in Falten und hüpfte von meinem Fenstersims, mein Vater würde wohl kaum aufmachen. Als ich durch den Flur lief, hörte ich die Stimme meines Vaters aus dem Wohnzimmer. "Wer ist das Lillian?" "Ich weiß es nicht, ich mach auf"

Die Wohnungstür öffnete sich mit einem hohen Quietschen und ich war überrascht als ich Diana an der anderen Seite der Türschwelle erblickt. "Hi- was machst du hier?" Diana beantwortete mir die Frage nicht, sondern hastete nach einem halbherzigen "kann ich reinkommen?", an mir vorbei. Perplex schaute ich ihr nach -immer noch die Türe aufhaltend-. 

"Lillian, wer ist das nun?", rief mein Vater scharf. "Nur eine Freundin, ich hatte vergessen dass wir gemeinsam lernen wollten!", rief ich zurück und eilte Diana nach. Das "Seid ja still" meines Vaters konnte ich noch hören bevor ich die weißlackierte Zimmertür hinter mir schloss.

"Was sollte da-?", ehe ich den Satz zu Ende sprechen konnte, wurde mein Protest von Dianas Lippen auf meinen verstummt. Ich beschloss, die Fragerei auf später zu verschieben und ließ mich auf mein Bett fallen.

-Diana-

Neben mir konnte ich Lilys gleichmäßigen Atem vernehmen während ich an die abbröckelnde Zimmerdecke starrte. 
"Was war das jetzt wenn ich fragen darf?", durchbrach die Rothaarige letztendlich die Stille. Ich atmete tief aus und meinte nur trocken: "Nein, darfst du nicht" 

Ruckartig setzte Lily sich auf und zog mir damit die Decke vom nackten Oberkörper. Ich verzog das Gesicht. "Ernsthaft, was sollte das? Du kannst nicht einfach bei mir zu Hause aufkreuzen und über mich herfallen, das macht man nicht!"

"Erstens, kann ich wohl, hast du ja gesehen und zweitens bin ich nicht über dich hergefallen, du hast mitgemacht", gab ich trotzig zurück. Lily verdrehte die Augen. "Kleinkind", maulte sie.

Ich verzog verstört das Gesicht. "Das macht dich aber zu einer Pädophilen und das ist echt ekelhaft" Sie verdrehte abermals die Augen. 

"Aber wirklich, was machst du unangekündigt hier?"

Ich schloss resigniert die Augen. "Hab' Stress mit meiner Mutter...", gab ich schließlich leise zu und zog Lily einen Teil der Decke weg. "Weiß ich, deswegen hast du ja auch Hausarrest und genau deshalb würde ich gerne wissen, wie du hierher kommst" Sie ließ nicht locker.

"Ich hab' mich über die Feuertreppe rausgeschlichen", murmelte ich leise und drehte mich auf den Bauch in der Hoffnung, einfach zu ersticken. Lily schnaufte amüsiert, wurde dann aber abrupt still. "Hat dein Vater was verraten?" 

Ich hob den Kopf etwas und drehte mich zur Seite. "Nein, wird er auch nicht"
"Bist du sicher?", Sorge schwang in Lilys Stimme mit. Ich nickte -mehr oder weniger- zuversichtlich. 

"Du bist doch so viel wie geoutet, oder etwa nicht? Was wäre dann das Problem?", hinterfragte ich Lilys Sorgen nach einigen Minuten der Stille vorsichtig. "Das ist es nicht... Ich will einfach nicht, dass jemand das mit uns erfährt"

Ich schaute weg. Stimmt... Das wollte ich ja irgendwie auch nicht. Ich hatte es nicht mal Ivy erzählt, die sonst so etwas wie mein wandelndes Tagebuch war und dass mein Dad die ganze Sache herausgefunden hatte war ja nur ein unglücklicher Zufall.

"Ich muss gehen", sagte ich plötzlich, stand auf, zog mich wieder an, hörte nicht auf Lilys Fragen oder Proteste und verließ die Wohnung.

Okay, das war schon ziemlich scheiße von mir. 
Egal, ich war einfach scheiße, Lily würde es überleben. Unschlüssig lief ich durch die Straßen zur nächsten Bushaltestelle. 

Die kurze Busfahrt zu mir nach Hause verlief ereignislos.

Als ich zu Hause ankam, war mir eigentlich alles egal. Ich wollte nur in mein Zimmer und mir selbst aus unerfindlichen Gründen leid tun.

Als ich die Wohnungstür aufschloss, fegte mich die Wut meiner Mutter beinahe von den Füßen.

"Sag mal was fällt dir eigentlich ein? Zuerst besäufst du dich mit deinen 15 Jahren, kassierst dafür schon Hausarrest, besitzt aber dann noch die Dreistigkeit dich trotzdem davonzuschleichen und kommst jetzt so mir nichts dir nichts wieder hereinspaziert als wäre nichts?" Oh Shit. So wütend war sie das letzte Mal, als ich mit ihrer Pistole das Fenster eingeschossen hatte und da war ich sieben. 

"Tut mir leid", sagte ich nur leise und wollte in mein Zimmer verschwinden, wurde aber von der Hand meiner Mutter an meinem Unterarm davon abgehalten. "Nichts da, zwei Wochen Hausarrest mehr und wage es nicht, dich noch einmal davonzuschleichen!", fauchte sie wutentbrannt.

Ich riss mich mit einem patzigen "jaja", los und hastete in mein Zimmer. Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu und ließ mich daran hinuntersinken. Erst jetzt spürte ich den roten Handabdruck, welcher sich um mein linkes Gelenk legte. Ich ließ meine Finger darüber gleiten. War das meine Mum? Hatte sie mich verbrannt?

-Eylen-

Kaum hatte sich die Zimmertür hinter Diana geschlossen, wurde mir bewusst was ich gerade getan. Hatte "Oh mein Gott...", wisperte ich entgeistert und angewidert von mir selbst während ich meine Hände anstarrte, welche rot glühten. 

Ich hatte sie verletzt. Ich hatte meine Tochter verletzt. Mein Puls schnellte in die Höhe und ich merkte, wie mein Blick verschwamm. Einzelne Tränen fielen auf meine geöffneten Handflächen und verdampften.

Ich hatte seit über zehn Jahren nicht mehr die Kontrolle über meine Kräfte verloren...

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Huiuiui

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Byee
All the love
AC.xx

16. Mai 2023

Forever you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt