36. Die hässliche Krähe und ihr Bruder

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-Diana-

Mittwoch 5. November

Mit vor Schmerz pochendem Kopf und verklebten Augen wachte ich auf. Meine Handgelenke schmerzten ebenso wie meine Knöchel und Rippen. Träge schaute ich an mir herunter. Ich saß festgebunden auf einem Stuhl; meine Gliedmaßen mit festen Tauen an diesen gefesselt. 

"Du bist wach" Mein Kopf fuhr nach oben und meiner trockenen Kehle entfuhr ein grauenhafter Laut welcher mich an ein Würgen erinnerte. Zum Würgen war mir auch zumute. 
Die Blessuren der Folter der sie unterlag immer noch sichtbar, welche aber das offensichtliche Szenario nicht ändern konnten:

Lily, an der Seite des Feindes. Mit vor der Brust verschränkten Armen, leerem Blick und der weißhaarigen Irren zu ihrer Rechten stand sie da. 

"Du hast mich verraten?", wisperte ich kraftlos, nicht imstande, irgendeine Emotion zu äußern, obwohl es in mir nur von ihnen wallte. Lily sagte nichts weiter, strich sich nur die roten Strähnen aus dem Gesicht und starrte zu Boden. Die weißhaarige aber fing wie eine geisteskranke Verrückte lauthals und dämonisch an zu gackern. 

Ihre schrille Stimme versetzte mir den endgültigen Schnitt ins Herz, welchen Lilys Verrat schon angekündigt hatte. Sie hatte mich verraten... All die Nächte, die Berührungen, jedes einzelne Wort, war das alles gelogen?

"Wie niedlich... Bist du verletzt, kleines Mädchen?", gurrte die weißhaarige als sie meinen Gesichtsausdruck sah. Die Wut über Lilys Verrat verlieh mir Kraft. "Halt doch dein Maul du hässliche Krähe und bring mir deinen Anführer. Wenn er mir schreibt soll er gefälligst auch auftauchen!", spuckte ich ihr entgegen. Ihre Augen glitzerten amüsiert. 

"Sieh an, sie ist doch mehr wie die Mutter, kein Schwächling wie der Vater...", brummte sie. "Wenn du es noch einmal wagst, so über meinen Vater zu sprechen verspreche ich dir, ich verbrenne dich bei lebendigem Leibe! Du weißt genau dass ich dazu fähig bin", fauchte ich wutentbrannt. 

Sie enthielt sich einer Antwort, herrschte Lily bloß an, sie solle "den Leutnant" holen. Meine Augen verrenkten sich zu Schlitzen als die Rothaarige nur nickte und schnell den Raum verließ. Sie gehorchte ihr aufs Wort, so als wäre sie programmiert... Oder einfach nur zutiefst loyal. Zumindest ihnen gegenüber.

Mein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken daran, dass alles was Lily getan und gesagt hatte, eine Lüge gewesen war und dass sie immer nur mit dem Hintergrund gehandelt hatte, für diese Organisation Informationen zu erlangen. Hatte sie mich wirklich die ganze Zeit nur benutzt? Ein winzig kleiner Teil von mir wollte diese offensichtliche Wahrheit noch immer nicht anerkennen. 

-Lily-

Was war mit mir los? Mein Unterbewusstsein schrie und wollte umkehren, Diana losmachen und mit ihr gemeinsam davonlaufen. -Am besten Hand in Hand- Dennoch folgte ich Akylas Befehl, schritt den langen Gang entlang und klopfte an O'Connels Tür. 

"Herein" Ich trat ein. Der wuchtige Schreibtisch mit dem golden gerahmten Bild einer Frau, die beinahe identisch mit Eylen Stark war, darauf und dem hünenhaften Mann in schwarzer Uniform dahinter, war mir ein bekanntes Bild. 

Erwartend schaute der Leutnant mich an. "Sie ist wach" O'Connel schaute auf die Uhr auf seinem Handgelenk. "Dachte das dauert länger...", murmelte er- eher zu sich selbst und stand auf. Schnellen Schrittes verließ er das Büro; ich folgte ihm.

-Peter-

Scheiße, wo war ich? Und wo war Diana? Ich hatte sie doch gerade noch gesehen. Um mich herum war es dunkel, bloß eine kleine Zelle mit einer Pritsche und einem Waschbecken. Schaurige Bilder von Eylens und meiner Zeit bei der A.F.T.G.G. blitzten vor meinem inneren Auge auf. Unbewusst wanderten meine Gedanken zu meinen vernarbten Armen. Die einzigen tatsächlichen Erinnerungen die ich noch an die "Behandlungen" hatte. Den Rest des Traumas hatte mein Bewusstsein erfolgreich verdrängt.

Die sich öffnende Tür riss mich aus meinen Gedanken. Der silberhaarige Soldat, an den ich mich dunkel erinnern konnte, sein Name war Sarim, trat ein.

"Der Leutnant will dich dabeihaben", knurrte der muskulöse Mann und zog mich vom Boden hoch. Ich wollte mich wehren, doch der Mutant war sichtlich kräftiger als ich.

"Was habt ihr vor?", presste ich angriffslustig hervor und funkelte ihn an. Sarim lachte nur verächtlich. "Wirst du schon noch erfahren, Spinnenjunge" 
Nach all den Jahren war ich diesen Namen noch immer nicht losgeworden.

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Warum zieht sich das so, bei Gott??

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Byee
All the love
AC.xx

27. Juli 2023

Forever you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt