1. Fast

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5 ...

4 ...

3 ...

2 ...

1 ...

Die halb nackte Frau vor mir schwang ihre Hände hoch, mit denen sie die Fahnen festgehalten hatte und schrie los. Genau in dem Moment nahm ich meinen linken Fuß von der Bremse und fuhr los.

Es war wie immer, ich blendete alle meine Gedanken aus und konzentrierte mich nur auf meine ausgewählte Strecke. Vor mir fuhr ein Bugatti Chiron und versperrte mir den Weg. Natürlich gab es immer wieder welche, die ihre Autos, woanders herholten und eher Anfänger waren. Sie dachten, die schnellsten Autos würden gewinnen. Doch meist kam es auf die Strecke an. So wie bei diesem Rennen, in dem es viele Kurven gab.

Natürlich gab es gewisse Regeln, die man einhalten musste.

Erstens, keine Abkürzungen. Wenn man jedoch Erfahrung hatte, wusste man, welche Strecken als Abkürzung gelten würden und welche nicht. Und wenn man Autofahren konnte, dann waren manche Strecken, die länger schienen, nur eine Lücke im System.

Zweitens, jeder brauchte einen Motorradfahrer, der andere Autos, die nicht im Rennen beteiligt sind, davon abhält, weiterzufahren. Ich hatte einen, doch ich kannte ihn nicht. Es war wahrscheinlich jemand, dessen Fahrer bei einem früheren Rennen gestorben ist. Und er wollte vermutlich einfach immer noch fahren. Mir ist das aber recht, so durfte ich mit fahren.

Und drittens, man durfte keinen töten. Zumindest nicht während dem Rennen.

Ich ließ mich mit meinem roten Honda zurückfallen. Was jedoch auch gar nicht so schwer war, da die meisten glaubten, er hätte nur 200 Ps. Was jedoch nicht verboten war, war das Aufmotzen von Autos.

Mein Motorradfreund wusste nicht, wo ich lang fahren würde, doch ich war mir sicher, dass er wusste, dass ich nicht die normale Strecke nehme. Als ich ganz am Schluss der Autokette war, sah ich ihn so lange an, bis er zu mir blickte. Sofort drückte ich den Blinker runter und wieder hoch und zeigte ihm so, wo ich lang fahren wollte. Es war sehr gefährlich, was ich vorhatte. Nun gut, nicht meinetwegen, aber es war nicht unmöglich, dass Kinder auf die Straße rennen würden, oder mir Autos in einer engen Straße entgegenkommen könnten.

Der Motorradfahrer nickte knapp und gab sofort Gas. Ich sah nach vorne und bemerkte, dass ich mit den knapp 200 Ps., die ich bis jetzt drauf hatte ziemlich zurückgefallen war.

>> Luz, du schaffst das! Du hast bis jetzt noch nie ein Kind angefahren. Nur fast! Also gib jetzt Gas <<, schrie ich mich selbst an. Ich drückte die Kupplung durch, lenkte ruckartig eine scharfe Kurve nach links und folgte dem Motorrad. Ich wusste nicht, ob es richtig von mir war, aber ich vertraute dem Fahrer. Jedoch waren wir ganz unterschiedlich.

Während er fast jedem Passanten die Füße platt fuhr und beinahe für Unfälle sorgte, schaffte ich es immer wieder, gefährlichen Situationen zu entkommen. Es lang aber auch an seiner Hilfe, ohne ihn wäre ich schon so oft in Unfälle verwickelt gewesen, dass ich nur noch von oben hätte zugucken können.

Ich fühlte mich wie in Fast and Furious und lenkte immer wieder scharf in die nächsten Kurven. Ich raste auf die Rennstrecke zu und bevor ich in eines der Autos reinfuhr, bremste ich stark ab und drehte das Lenkrad bis zum Anschlag nach links herum. Und dann drückte ich das Gaspedal durch. Ich schaltete immer höher bis in den sechsten Gang und fuhr an den ganzen Autos vorbei, bis ich mit dem schwarzen Lamborghini auf gleicher Höhe war. Ich kannte den Fahrer und wusste, dass er alles tun würde, um zu gewinnen. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, mit ihm zu spielen. Er hatte seinen Wagen wie ich selbst modifiziert, doch vieles war bei ihm nur Show. Ich drückte immer wieder aufs Gas, um es nur ganz kurz wieder loszulassen und mein Grinsen im Gesicht wurde immer breite, je näher wir dem Ziel kamen. Die Häuser von Valencia sausten an uns vorbei und ich konnte den Geruch des Meeres war nehmen.

Unerwartet klingelt mein Handy und ich zucke etwas zusammen, doch ich ignoriere es. Diesen Spaß würde ich mir nicht nehmen! Es war nicht mehr viel bis zur Ziellinie und ich drückte wieder aufs Gas, nur um ihm zu zeigen, dass ich gewinnen würde – wenn ich es gewollt hätte. Knapp vor dem weißen Band, wo die Leute schon laut schrien. Lenkte ich nach rechts weg. Ich grinste dennoch weiter, da wir beide wussten, dass ich gewonnen hätte, so wie jedes Mal.

Die Strecke zum Hotel in Paiporta dauerte zwanzig Minuten, da ich nicht mehr so schnell fuhr. Gerade als ich auf einem der Parkplätze in der Tiefgarage geparkt hatte, klingelte mein Handy erneut. Augenverdrehend ging ich dran und bevor ich etwas sagen konnte, erklang die Stimme meines Chefs. >> Luz! Du kommst doch heute zur abreibt, oder? Wir sind wieder unterbesetzt! Te lo ruego <<, flehte er beinah. Mich wunderte es nicht wirklich, dass wieder welche gekündigt hatten, oder spurlos verschwunden waren.

Ich fand es schön in dem Hotel zu arbeiten und würde sicher nicht kündigen. Wobei das Geld, welches ich hier verdiente, nicht der einzige Grund war, weshalb ich hier unbedingt arbeiten wollte. >> Si! Ich bin schon da, mach dir keine Sorgen. Wo brauchst du mich? <<

>> Eres un encanto! Ich brauche dich erst beim Essen und dann an der Bar. Kannst du das machen? <<

>> Si. << Ich legte, ohne ein weiteres Wort zu sagen, auf und stieg schnell aus dem Auto, um die Treppen nach oben zu den Umkleidekabinen zu nehmen. Schnell zog ich mir meine braune Kleidung zum Kellnern und die schwarze Schürze an und machte mir einen neuen Zopf. In der Küche kam mir sofort der Geruch des Essens entgegen.

>> Da bist du ja! Das ist für Tisch 7. Beeil dich! <<

Ich nahm die teuren Sachen entgegen und drückte mich an den anderen vorbei.

Viele arbeiteten hier nur wegen dem vielen Geld. Viele wussten auch erst gar nicht, wer hier alles essen ging und einige verschwinden hin und wieder spurlos. Das ist der Grund, weshalb auch viele wieder kündigen, weil sie sich mit ihren Kollegen angefreundet hatten. Das sollte man in diesem Hotel nicht tun.

>> Hola! Es tut mir leid, dass Sie warten mussten. << Ich sah dem Pärchen jeweils flüchtig, aber lächelnd in die Augen. >> Darf ich Ihnen denn noch etwas anbieten? <<

>> No gracias <<, meinte die blonde Frau. Ich nickte und deutete somit auch eine leichte Verneigung an, die die Meisten jedoch gar nicht bemerkten und verschwand wieder in der Küche, um die nächsten Bestellungen abzuholen.

So ging das eine ganze Weile. Ich nahm Bestellungen auf, brachte Getränke und Essen, sah keinem zu lange ins Gesicht, vor allem nicht den Männern, die eine Begleitung hatten. Ich wollte noch nicht unter der Erde landen. Außerdem nahm ich das Geld, das alle einfach auf dem Tisch liegen ließen und immer viel zu viel. Wobei das Essen alles andere als günstig war. Dann räumte ich den Tisch wieder ab und legte alles wieder frisch auf ihn.

Die Zeit ging schnell um und ich zog meine Schürze aus, um nach unten zur Bar im Club zu verschwinden. >> Hola Luz! Ich bin so glücklich, dass du da bist, sonst wäre ich hier ganz allein. << Ich konnte es verstehen, dass Emma die Bar nicht allein bedienen wollte. Es gab zwar halb nackte Frauen, die die Getränke brachten, aber hinter dem Tresen allein die Getränke zu vergeben, war schon anstrengender.

Emma ging zur anderen Seite des Tresens. Wir füllten die Getränke ohne Pause nach und am liebsten hätte ich auch ein Glas getrunken.

>> Ein Gin. << Sofort mischte ich ihn zusammen und stellte das Glas dem Mann hin. Ich war mir nicht sicher, ob er einfach nur keine Geduld hatte oder dringend Alkohol brauchte, jedoch nahm er das Glas während ich es noch in meiner Hand hielt. Ich sah zu dem Mann auf, der mich mit seinen grünen Augen musterte.

Etwas in mir setzte kurz aus und ich musste mich leicht schütteln um wieder zu verstand zu kommen. >> Perdón. << Schnell wand ich mich von ihm ab und machte das nächste Glas voll. Dennoch hatte ich das Gefühl, sein Blick auf mir zu spüren. Hoffentlich würde ich den nächsten Tag noch erleben dürfen.

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Das wars mit dem ersten Teil!

Ich hoffe es hat euch gefallen!

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt