35. Zu viel

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Ein Damm, den ich versucht hatte aufrechtzuerhalten, brach.

Er brach unvorbereitet, schnell und laut.

Ich weinte und schluchzte und es gab kein Ende.

Der Grund war simpel.

Ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Ein schiefer Blick, Candela, die noch nicht aufgetaucht war, und Momia, die kam und ging, wie es ihr passte.

Doch das waren alles größere Tropfen.

Der kleine Tropfen, der mir ein Anker war, der hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.

Alexei, der mich festhielt, als würde er glauben, ich könnte ihm entgleiten.

Aber das könnte ich nicht.

Niemals.

Nicht mehr.

Ich klammerte mich an ihm fest und weinte. Und weinte, und weinte, und weinte.

Meine Beine gaben nach, Alexei rutschte langsam mit mir zu Boden. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals und leerte fast das ganze Fass.

Er schaukelte beruhigend hin und her und strich mir durch die Haare. Auch sein sanfter Geruch half mir dabei, mich zu beruhigen.

Ich brachte mich wieder unter Kontrolle und meine Tränen versiegten.

Vorsichtig löste ich mich von Alexei und schaute ihm in die Augen. Ich war mir beinah sicher, einen leichten Glanz in seinen Augen sehen zu können, doch seine Hand, die mir meine Haare hinters Ohr strich, lenkte mich davon ab.

Er strich mir über die Wange, als bestände ich aus Porzellan, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

>> Da ist es ja wieder. So schön. << Er küsste mich zärtlich, als würde er befürchten, jede andere Tat würde mich wieder ins Wanken bringen.

Im Augenwinkel sah ich die Kinder von meinem Auto springen, weshalb mein Blick zu ihnen wanderte. Alexeis jüngere Version kam auf uns zu und lächelte mich, mit diesem unverkennbaren grinsen an.

Ich hatte die Zwei schon ein paar Mal gefragt, wieso sie so aussahen. Wieso sie meinen Bruder und Alexei darstellen. Natürlich hatten sie auch da nicht geantwortet, einfach nur gelächelt. Das taten sie bei jeder Frage, die ich ihnen stellte. Sie antworteten nicht mal mit Körpersprache, oder einem einfachen kleinen Zwinkern.

Der andere Junge ging in die Richtung der Villa. Ich schaute zu ihm hin, mir stockte der Atem.

Das konnte nicht sein.

Nein.

Nein, nein, nein.

Niemals.

Nicht in einer Million Jahren.

Auf gar keinen Fall.

Nie und nimmer.

Das war ausgeschlossen.

Nur, wieso sah ich dann genau das?

Mit zittrigen Beinen stand ich auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Alexei stand sogleich neben mir. >> Was zum <<, ich schaffte es nicht mal meinen Satz zu Ende zu sprechen.

Alejandro kam zu uns gelaufen und blieb neben meinem Bruder stehen.

Mein Herz schlug nicht mehr, da war ich mir sicher.

Lebte ich überhaupt noch, oder war das nur ein Traum?

Meine Wunschwelt?

>> Du <<

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt