46. Ein anderer Schmerz

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Ich huschte gleich wieder hinter die Mauer, dabei zog ich Juan mit, damit er den Anblick nicht sehen musste.

Oder hatte er ihn schon gesehen? Ich war von der Hütte zu sehr abgelenkt gewesen. Ich griff ihn an den Schultern, damit er mich ansehen musste und hockte mich zu ihm runter. >> Juan, hast du <<, ich war mir nicht sicher, was ich ihn fragen sollte.

Hast du das viele Blut und die Leichen gesehen? Oder, hast du schon einmal viel Blut und tote Menschen gesehen?

Juan sah mich offen an, ohne einen Ausdruck der Angst im Gesicht. Ich faste meinen Entschluss und hoffte inständig, es wäre kein Fehler.

>> Juan hinter der Mauer es ist kein Anblick, den ich dir zeigen möchte. Ich weiß nicht, was es in dir auslösen könnte. << Ich zog mein Tuch aus und hielt es ihm hin. >> Du musst es nicht sehen, wenn du es nicht willst. << Dass es sein kann, dass er dies so oder so sehen wird, wollte ich ihm nicht sagen. Es sollte zumindest so wirken, als hätte er die Entscheidung.

Ob er das wusste? Konnte er meine Gedanken lesen?

>> Ich will sehen, was du gesehen hast. <<

>> Alles klar <<, sagte ich und band ihm dennoch das Tuch um den Hals. >> Falls es dir doch zu viel werden sollte. <<

Ich nahm ihn wieder an seiner linken Hand und blickte um die Mauer herum. Nichts bewegte sich mehr, dennoch war ich bereit auf alles zu schießen. Juan durfte nicht ein Haar gekrümmt werden. >> Bereit? <<

>> Ja <<, sagte er ziemlich selbstbewusst.

Ich ließ ihm keine Zeit, sich alles anzugucken, stattdessen zog ich ihn hinter mir her. Er machte kein einziges Geräusch. Wir nutzen die herumstehenden Autos als Deckung, vor dem Anblick des vielen Blutes schützte es uns jedoch recht wenig. >> Ist alles gut? <<

Juan schwieg mir zu lange, weshalb ich mich zu ihm umdrehte. >> Ich dachte immer, die Videospiele von Mateo wäre übertrieben. << Er blickte mir langsam in die Augen. >> Auch wenn ich ein paar von den Toten kenne, ich denke mir, es ist eines von den Spielen. <<

Ob das so eine gute Idee war? Ich hörte mehrere Autos auffahren und zog Juan, automatisch näher an mich rann. >> Darüber reden wir, wenn das vorbei ist. <<

Die Autos kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen und gleich darauf wurden Türen zugeschlagen. >> Ich hoffe für euch, dass er noch lebt <<, erklang eine Stimme, die ich sofort als die von Pablo erkannte.

>> Natürlich, Boss. Wir haben ihn und seine Familie in das Wohnzimmer gedrängt. <<

>> Also schön, dann wollen wir mal beginnen. <<

Ich drückte mich mit Juan automatisch fester gegen das Auto und hoffte, dass sie uns nicht entdecken würden. Es dauerte nicht lange, da schaute Juan unter dem Auto durch und schreckte gleich wieder hoch. >> Alles gut? Was hast du gesehen <<, flüsterte ich erschrocken.

Juan schüttelte leicht den Kopf. Gleich darauf hörte ich leise Schritte immer näher kommen.

Bevor ich reagieren konnte, riss Juan sich aus meinem Griff und lief um das Auto herum.

>> Oh, du bist ja nur ein Kind. << Die Schritte verklangen und eine weibliche Stimme setzte ein. Juan sagte kein Wort, blieb allerdings auch nicht wie angewurzelt stehen. Er setzte einen Schritt nach dem anderen, immer weiter weg von mir. Verdammt! Wieso konnte man schon als so ein junger Mensch, auf solche Gedanken kommen?

Ich würde nicht zulassen, dass diese Frau Juan auch nur an stupsen könnte.

>> Wie gut, dass ich Kinder hasse, sonst wäre das jetzt der Horror für mich. << Der Klang, wie sie ein Messer aus der Scheide zog, hallte eine ganze Zeit in mir nach. Es war laut, zu laut in meinen Ohren gewesen.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt