44. Gefallen begleichen?

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Der Hügel sah genauso aus, wie in meinem Traum. Der einzige Unterschied, die Bäume trugen Früchte. Ich atmete die frische Luft tief in meine Lungen ein und versuchte erst gar nicht, die aufkommenden Erinnerungen zu verdrängen. Ich ließ jede einzelne zu. Padres lachen, Momia, die mich in der Luft herumwirbelte. Auch den Unfall. Den Mann, der meine Eltern verletzt hatte. Der mich verletzt hatte.

Ich sah die dunklen Haare, die Augen, die durch die hohen Wangenknochen, eng beieinander wirkten. Und schließlich die helle Narbe, die sich quer über seine Lippen zog.

Pablo Ruìz war der Mörder meiner Eltern, schoss es mir mit einem Mal durch den Kopf.

Pablo Ruìz.

Abrupt blieb ich stehen. Es kamen immer mehr Gründe dazu, wieso Pablo nicht überleben sollte. Wieso ich ihn Tod sehen wollte. Wieso er durch meine Hand sterben sollte.

Ich sah es genau vor mir, wie er Qualen leiden würde, die genauso schlimm waren, wie alles, was er getan hatte.

>> Nora, ist alles in Ordnung? << Alexei legte eine Hand auf meine Schulter. Ich wäre beinah zusammengezuckt, doch ich wand mich im selben Moment zu ihm hin.

>> Ich ich weiß, wer meine Eltern umgebracht hat. <<

Alexeis Haltung veränderte sich schlagartig und er blickte sich suchend um. So als wäre der Mörder hier und könnte mit uns jederzeit dasselbe tun. Ich konnte nicht anders, als meine Arme um in zu schlingen und seinen Geruch tief einzuatmen. Es dauerte keine Sekunde, da schlang auch er seine Arme um mich und ich fühlte mich augenblicklich leichter.

>> Alexei? <<

>> Hm? <<

Ich drückte meinen Kopf von ihm weg, um ihn ins Gesicht gucken zu können. >> Danke. <<

Er drückte mir als Antwort lediglich einen Kuss auf die Stirn und drehte sich zu unserem Wagen am unteren Ende des Hügels. Im selben Moment hörte ich das erste Auto in unsere Richtung fahren und Alexei versteifte sich wieder.

Ich grinste ihn verlegen an. >> Du, da gibt es noch etwas, warum wir hier her mussten. <<

Alexei zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. >> Und der wäre? <<

>> Ich dachte mir, ein paar Leute mehr würden gegen Pablo nicht schaden. <<

Wir sahen zu dem ersten großen Auto, in das mehr als sieben Menschen hineinpassen würden, das neben unserm Wagen hielt. Keine Sekunde später raste ein schwarzer SUV herbei und ich wusste sofort, dass dies Gabriel war. Ich hielt nach dem dritten Auto Ausschau, doch es kam keins. Dass er nicht kommen würde, war ausgeschlossen, dennoch fragte ich mich, was ihn wohl aufhielt. Ein lautes wirren lenkte meine Aufmerksamkeit auf zwei Pferde, die auf uns zu galoppiert kamen. Auf dem Schwarzen saß ein großer Mann und auf dem weißen Pferd ein kleines Mädchen. Das konnte nur Aina sein. Sie blieben erst kurz vor uns stehen, Aina sprang von dem Tier ab und rannte auf mich zu.

Sie war gewachsen – natürlich war sie das. Immerhin war es schon drei Jahre her. Sie schlang ihre Arme um mich herum, bevor Alexei etwas tun konnte. Ich drückte sie ebenfalls an mich. >> Endlich sehe ich dich wieder, Luz! <<

Ich schmunzelte leicht und neigte mich zu ihr runter. >> Mein richtiger Name ist Nora <<, flüsterte ich gerade laut genug, dass sie es hören konnte.

Ihre Augen weitete sich und sie blickte mich von oben nach unten an. >> Und was bedeutet dein Name? <<

>> Die Fremde oder die Barmherzige <<, antwortete Alexei an meiner Stelle. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er sich damit auskannte.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt