41. Eine starke Frau

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Alexei

Meine Momia hatte immer zu mir gesagt, wenn ich einen schlechten Tag hatte, dass alles am Ende gut werden würde. Nur eben nicht mehr, wie es mal war. Und sollte es eines Tages wieder schlechter werden, dann ist es nicht das Ende.

Wann kommt dieses Ende nur endlich?

Nora – sie war endlich wieder zu Hause. Hier, bei mir. Doch ich konnte nicht in ihr Zimmer gehen. Ich hatte nicht mal mit bei Maxim dabei sein können. Inés war dabei gewesen, doch was sie mir erzählt hatte ...

Vielleicht hätte ich doch nicht wieder zurück auf die Insel fliegen sollen, um alle, die noch dort waren, zu erledigen. Nora hatte ein paar angeschossen, andere waren nun ja. Man konnte noch erkennen, dass es Menschen gewesen waren.

Was hatte Nora nur durchmachen müssen? Was hatte sie gesehen?

Und wieso war sie so verdammt gut darin, im Fahren und mit dem Umgang der Waffe?

Und dann hatte sie Maxim auch noch angegriffen. Es war schwer für mich gewesen, nicht jedem der mir im Weg stand eine rein zu hauen. Noch schwerer war es, sie immer noch nicht sehen zu können. Javier war bei ihr, aber das reichte mir nicht. Was war, wenn sie aufwachte. Alleine?

Ich hasste es, hier sein zu müssen. Doch noch mehr hasste ich es, dass er noch lebte. Pablo Ruiz. Ich versuchte wirklich, mich auf das zu konzentrieren, was Padre sagte, doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu Nora.

Ich habe viele Dinge in meinem Leben falsch getan, doch ich machte nicht alles schlecht. Schon gar nicht Dinge, die ich mochte.

Das Klopfen an der Tür konnte ich nicht überhören. Padre hörte mitten im Satz auf zu sprechen und wollte sich zur Tür wende, doch bevor er etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgestoßen.

Mein Herz rutschte mir in die Hose. Nora, es war Nora. Sie sah blass aus, doch durch die rot geschminkten Lippen und dem schwarzen Kleid wirkte es gewollt. Mir wäre beinahe die Kinnlade heruntergefallen.

Sie verzog angewidert das Gesicht und sah sich im Raum um. In den Tagen, wo sie nicht da gewesen war, waren ein paar Leute dazugekommen. Leute, die Nora kannten und wissen wollten, wo sie war.

Ihre Augen landeten auf dem Karton, in dem ein toter Fisch lag. Und schon lag ihr Blick direkt auf meinem. Ich wollte zu ihr gehen, ihr beim Stehen helfen, beim Laufen. Ich wollte sie in meinen Arm nehmen. Doch mein Körper rührte sich nicht.

Ich konnte mich nicht einen Millimeter bewegen.

Beweg dich, verdammt!

Ich schrie meinen Körper an, doch es half nichts. Ich blieb an Ort und Stelle und konnte Nora nur mit meinem Blick durchlöchern.

>> Nora! Na endlich bist du wach <<, schrie Inés durch den Raum und rannte um den Tisch zu ihr hin. Sie schlang ihre Arme um Nora und drückte sie an sich. Kurz, als hätte ich es mir eingebildet, sah ich einen seltsamen Ausdruck in Noras Gesicht. Doch er war zu kurz, um zu erkennen, was er bedeutete.

Ging es ihr gut?

Was hatte das zu bedeuten?

Sie sollte etwas essen und etwas trinken.

Aber ich konnte ihr doch nicht befehlen, was sie zu machen hat.

Oder sollte ich das tun?

Vielleicht ging es ihr zu schlecht, um daran zu denken

Meine Beine setzen sich in Bewegung, doch ich realisierte es erst, als ich vor Nora stand und Inés sich ein Stückchen weg bewegte.

Ich wollte etwas sagen, doch die Worte kamen nicht über meine Lippen.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt