17. Zitronen-Frischkäsekuchen

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Meine wunderhübsche Luz, es tut mir leid. Du glaubst zwar nicht, dass es meine Schuld war, aber so ist es. Das tut jetzt aber auch nichts zur Sache. Ich weiß, bei wem du nun leben wirst, ich kenne sie. Zumindest gut genug. Es wird dir gefallen.

Die Jahre haben mich vieles gelehrt, was man in Tagen nicht lernen kann. Ich weiß inzwischen, wo du hingehörst. Ich wünsche dir alles gut.

Das hat sie geschrieben.

Sie hat das wirklich geschrieben.

Natürlich redete ich mir ein, dass sie dazu gezwungen wurde und diesen Zettel nicht freiwillig geschrieben hatte. Doch so war sie nicht. Candela ließ sich zu nichts zwingen. Zu gar nichts, auch wenn ihr Leben dabei auf dem Spiel stände.

Außerdem hat sie selbst gesagt, dass der Tod kommen wird, sobald er meint, es sei Zeit. Auch, wenn man durch die Hand eines anderen stirbt.

Warum sollte sie mich also verlassen? Glaubte sie tatsächlich so fest daran, dass sie schuld an dem Hausbrand war? Dass ich in ihrer Nähe nicht mehr sicher sei?

Hallo? Gehts noch? Sie kann das doch nicht einfach so entscheiden. Gut, sie kann es, wie man sieht. Aber vielleicht will ich so leben! Vielleicht will ich diese Action in meinem Leben. Wenn ich ehrlich bin, natürlich kann ich darauf verzichten, immer Angst haben zu müssen, dass etwas Schreckliches passiert. Aber das muss Oma ja nicht wissen.

Meine Gedanken waren so in Fahrt, dass ich weder mitbekam, wie die Minuten verstrichen, noch wie Inés und Alexei hereinkamen. Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, ließ ich den Zettel sinken und schaute Inés in blaue Augen. >> Stimmt etwas nicht? <<

Zuerst fehlten mir die Worte und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Aber wie würde das denn bitte klingen, wenn ich ihnen sagen würde, dass meine Oma gegangen sei, weil ich jetzt bei ihnen war.

Ich drehte mich zu Alexei um und umarmte ihn fest. Er war zu überrascht und ich löste mich wieder von ihm, bevor er seine Arme um mich legen konnte. Ich ging zum angrenzenden Bad, schmiss den inzwischen geknäulten Zettel in einen Eimer und schloss mich ein. Mir war egal, ob die zwei den Zettel nehmen und lesen würden, Hauptsache sie würden eine Weile glauben, ich wäre im Bad, um mich zu beruhigen.

Selbst verständlich hätte ich einfach durchs Krankenhaus runter zum Auto laufen können, doch so wären sie mir gefolgt. Ich öffnete leise das Fenster, sah hinaus und fand den Mercedes schnell. Ich kletterte aus dem Fenster und hielt mich am Fensterbrett fest. Meine Füße waren so nur noch knapp zwei oder drei Meter über dem Boden. Ich ließ los und kam leise und ohne Schmerzen auf. Ohne weitere Sekunden zu verschwenden, sprintete ich zu dem Auto, holte die geklauten Schlüssel hervor und stieg ein.

Mein erstes Ziel war unser Zuhause.

Unser komplett verbranntes Zuhause, wie sich herausstellte. Die Mauern standen noch und würden auch weiterhin jedem Unwetter standhalten, da war ich mir sicher, doch das Feuer und die Explosionen waren so stark, dass es nicht mehr bewohnbar war.

Ich stieg nicht aus und suchte nach Candela, sie war nicht da.

Wo könnte sie hin sein? Und wenn je, mit wem? Oder war sie alleine?

Alleine.

Solo.

Olos!

Mir fiel nichts Besseres ein als diese Firma, was auch immer das sein sollte. Ich fuhr rasant durch die Straßen, obwohl ich nur ein einziges Mal die Rute gesehen hatte. Sie tauchte in meinem Kopf auf, als hätte ich sie schon täglich hinter mir.

Durch eine Vollbremsung kam ich mit quietschenden Reifen zum Stehen. Mir war es egal, ob ich richtig oder falsch geparkt hatte, ich stieg aus dem Auto aus und rannte auf den Eingang zu.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt