45. Anfang

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Ich wusste nicht, wie ich die letzten Tage in einem Wort zusammenfassen sollte. Nicht nur die Tage an sich – die waren stressig – ich meine auch meine Gefühle. Ich konnte nicht mehr klar verstehen, was dazwischen Alexei und mir war. Ich liebte ihn, das verstand ich gut, sehr gut. Doch vor drei Tagen, als er mir sagte, dass er mich liebte, danach gab es keinen einzigen Kuss mehr. Ich glaubte sogar, er ginge mir aus dem Weg. Auch wenn ich mich abends in sein Bett gelegt hatte, er war nicht aufgetaucht. Also hatte ich dann in meinem Zimmer geschlafen. Alleine.

Was war nur los?

Ich weiß wie stressig die letzten Tage waren, auch dass Alexei fast keine Sekunde seine Augen zu tat. Er ging mir genauso aus dem Weg, wie ich den Kontakt mit Candela vermied.

Na ja, soweit es zumindest möglich war.

Letzte Nacht, da konnte ich ihr nicht aus dem Weg gehen. Sie stand unverhofft hinter mir, als ich mir Essen aus dem Kühlschrank nehmen wollte.

Ohne ein Wort hatte ich ihr auch etwas gegeben und wollte dann gehen, allerdings hatte sie mich mit ihren Worten aufgehalten.

>> Es hat mir genauso wehgetan, wie dir. <<

Ich hatte gehen wollen, aber ich war stehen geblieben. >> Ach wirklich? Woher willst du das wissen? Ich war nicht diejenige, die entschieden hat, den Kontakt abzubrechen. <<

>> Ich wollte dich nur- <<

>> Beschützen? Ist es das, was du sagen wolltest? Mich beschützen? Du wusstest, wer ich war und was ich konnte. Ich brauchte keinen Beschützer, ich brauchte jemanden, der an meiner Seite stand. <<

>> Bitte, vergib mir. << Hatte ich diese Worte schon einmal aus ihrem Mund gehört? Ich war keiner der Menschen, die schnell und einfach so vergaben. Manche Wunden konnte man nicht mit Wörtern heilen.

>> Ich weiß nicht, ob ich das im Moment kann. Gute Nacht <<, sagte ich noch bevor ich gegangen war.

Ich wusste immer noch nicht, ob ich Candela verzeihen konnte. Eines Tages vielleicht.

So war das nun auch mit Alexei, er mied mich. Den Grund dafür konnte ich aus keinem herausbekommen. Aus keinem.

>> Adiós amigos! << Juans Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte mich langsam auf dem Gelände um, bis Juan neben mir im Auto saß. >> Holla Nora. <<

Ich begrüßte ihr zurück und fuhr langsam vom Parkplatz der Schule runter. >> War der Tag auszuhalten? <<

Juan nickte langsam. >> Ja, er war gut. Wir haben auch eine neue Schülerin bekommen. Ihr Name ist Kiwi, oder Kiki? Ich bin mir nicht mehr sicher. Der Lehrer hat auch erst einen ganz anderen Namen gesagt. Aber den weiß ich nicht mehr. <<

>> So, so. Und, hast du sie kennengelernt? <<

>> No. Ich wollte, aber sie musste noch mit den Lehrern sprechen und so. <<

Ich nickte interessiert und hörte mir an, was Juan bis jetzt über das Mädchen wusste. Er sprach auch über den Unterricht, den er toll findet. Ich mochte die Grundschule auch. Zumindest am Anfang. Als alles leicht war, die Kinder nett und man zu den Lehrern aufblicken konnte.

Ich blickte auf der ganzen Fahrt öfter in den Rückspiegel als nötig, was ich selten tat, doch mein Bauchgefühl täuschte mich nie.

Mittlerweile sah ich dasselbe Auto zum fünften Mal hinter uns her fahren und das, obwohl ich extra Wege gefahren bin, die unnötig waren und kein Ziel hatten.

>> Juan? <<

>> Ja? <<

>> Ich werde jetzt etwas schneller fahren. Wahrscheinlich sogar viel schneller. <<

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt