2.Abuelita

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Ich kam erst spät in der Nacht heim, zu meinem Glück unbeschadet. Eigentlich hatte ich vor länger zu bleiben, doch die Recherchen, die ich letzte Nacht über diese Frau gemacht hatte, haben mich zu lange wach gehalten und ich war viel zu müde. Ich ging in das kleine Haus und öffnete leise die Tür, um meine Oma nicht zu wecken. Sofort sprang mir Diablo entgegen und miaute zur Begrüßung. >> Psst, wir müssen leise sein, wir wollen Oma doch nicht wecken. << Ich hob meinen alten Kater hoch und ging mit ihr in mein Zimmer. Dort zog ich mir schnell meinen Schlafanzug an, machte mich im Bad fertig und legte mich dann zu Diablo ins Bett.

Ich schlief schnell ein und geriet wie nahezu jedes Mal in einen unruhigen Schlaf.

Den schlimmen Geruch von Rauch und Alkohol konnte ich mehr als deutlich riechen. Selbst die warmen Tränen, die mir an meiner Wange runterliefen, spürte ich. >> Schließe deine Augen, kleines <<, flehte eine mir unbekannte Stimme.

Ich öffnete ruckartig meine Augen und konzentrierte mich auf meine Atmung. Ich träumte immer und immer wieder das Gleiche. Es änderte sich nie nur das geringste bisschen.

Vorsichtig setzte ich mich auf und schaffte es so aufzustehen, ohne Diablo zu stören. Im Bad ging ich erst einmal auf Toilette und putzte mir anschließend die Zähne. Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß der Kater schon auf meinem Bett und musterte mich mit seinen grünen Augen. Unwillkürlich musste ich an gestern Abend denken. Dieser Mann hatte die gleiche Augenfarbe wie er. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und nahm ihn auf den Arm, um mit ihm in die Küche zu laufen. Die drei Siamkatzen fraßen schon genüsslich ihr Essen und ich gab meiner Bombay auch gleich etwas zum Fressen.

Erst danach entdecke ich meine Oma am Tisch sitzen. >> Buenos dias abuela. << Ich gab ihr einen Kuss auf ihre Wange und sie klopfte mir auf meine Schulter.

>> Buenos dias cariño. Ich habe dir Kaffee und Pancakes gemacht, bediene dich. <<

>> Gracias. << Sofort nahm ich den Teller und die Tasse in meine Hand und setzte mich zu ihr an den Tisch, um mir das Essen in den Mund zu stopfen. Bei ihrem Essen konnte ich nie wieder stehen, was eventuell aber auch daran lag, dass sie es nicht erlaubte, dass etwas übrig blieb.

>> Ich habe dich gar nicht kommen hören <<, meinte meine Oma nach kurzer Stille, in der sie ihre Zeitung weggelegt hatte.

Ich schluckte das Essen in meinem Mund herunter. >> Ich wollte dich ja auch nicht wecken, abuela. <<

>> Was hast du gestern so gemacht? <<

>> Ich war im Hotel und habe gearbeitet, wie immer. Warum fragst du? << Ich sah sie neugierig an.

Sie nickte etwas abwesend und nahm sich wieder ihre Zeitung in die Hand. >> Oh, sieh mal. Ist das nicht interessant? Guck doch mal. << Sie wedelte mit der Zeitung vor meiner Nase herum und ich konnte gar nicht erkennen, was sie meinte.

>> Halt die Zeitung doch mal still, ich erkenne so doch überhaupt nichts. << Ich nahm ihr die Zeitung aus der Hand und überflog den Artikel, den sie meinte. >> Aha <<, sagte ich nur und reichte ihr die Zeitung wieder.

>> Was soll dieses Aha? Hast du dazu nicht besseres zu sagen <<, fauchte sie schon beinah.

>> Was soll ich dazu groß sagen? Es ist halt ein Autorennen mit hohem Preisgeld. <<

Sie sah mich erst etwas verblüfft an, nur um im nächsten Moment ihren Gehstock anzuheben und ihn mir auf den Kopf zu schlagen. Ich verschluckte mein Essen und faste mir sofort an die schmerzende Stelle. >> Tu nicht so ungewiss! Ich weiß genau, dass du der Fahrer bist, über den alle immer reden. Schau, du stehst sogar schon in der Zeitung. Ich frage mich gerade nur, wieso du glaubst, ich wüsste davon nichts, und wieso fährst du nie über die Ziellinie? <<

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt