6. Divertida

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Wir fuhren durch den Wald, dass ich das nicht mitbekommen hatte, verhieß nichts Gutes. War ich wirklich deswegen so abgelenkt gewesen? Ich dachte, ich hätte das alles weit hinten verdrängt. Keiner weiß es. Keiner, nicht einmal meine Oma. Wenn sie es wüsste, wären die drei wahrscheinlich schon unter der Erde. Oder? Nein, sie würden noch leben soweit man das als Leben beurteilen könnte. Sie wären am Sterben. Ganz langsam und qualvoll. Bei dem Gedanken musste ich mir tatsächlich ein Grinsen verkneifen. Ich schüttelte mich unauffällig, um den Gedanken loszuwerden, doch als ich meine Augen schloss, sah ich diese widerlichen braunen Augen. Ich blinzelte, um das Bild wegzubekommen und ignorierte die aufkommende Übelkeit.

Als Oma um eine scharfe Kurve fuhr, wurde ich gegen die Autotür gedrückt und war endlich wieder im Hier und Jetzt. Ich drehte mich nach hinten um und musterte jede kleinste Bewegung, die ich wahrnahm – selbst auf den Dächern, unter Autos und in Büschen sah ich so gut ich konnte hin. Niemand verfolgte uns. Ich drehte mich wieder um und ließ mich schnaubend in den Sitz fallen.

>> Wir werden nicht verfolgt <<, sagte ich zu meiner Oma, doch sie reagiert nicht, fuhr jedoch etwas entspannter. Zu Hause angekommen fuhr sie in die Garage, die ich einst für riesig empfunden hatte, doch nach dieser Villa, war sie – sie war immer noch groß. Immerhin passten mein roter Honda, der wunderbare weiße BMW X5, der i8 von meiner Oma und dieser Raum rein. Noch dazu habe ich mehr als ausreichend Platz, den Honda zu bearbeiten.

Ich steige aus, nachdem Oma geparkt hat und will gerade die drei Treppenstufen hoch in den Flur, da spüre ich einen festen – aber nicht schlimmen – Schlag auf meinen Rücken. Sofort drehe ich mich um und halte meine Arme schützend vor mein Gesicht.

>> Was sollte das werden? Du lässt dich einfach so entführen und rufst mich dann an, damit ich dich abholen kann? << Sie will ihren Stock gerade wieder auf mich treffen lassen, doch ich gehe vor ihr auf die Knie und sehe sie bemitleidenswert an. >> Abuelita! Candela! Bitte, verzeih mir! << Mir fiel es schwer, mein Lachen zu unterdrücken, weshalb ich auf den Boden sah, damit sie mein Lächeln nicht sehen konnte. >> Ich muss doch morgen fit sein, wenn du jetzt weiter machst, werde ich vielleicht nicht gewinnen können. <<

Sie schnaubte und murmelte etwas in sich hinein, ließ jedoch von mir ab und ging ins Wohnzimmer. Ich flüchtete in mein Zimmer, um sogleich von Diablo begrüßt zu werden. Ich griff in meine Tasche und muss enttäuscht feststellen, dass die Tüte fehlt. Ich hebe Diablo hoch und setzte mich mit ihm aufs Bett. >> Tut mir leid, großer, ich muss sie wohl bei der Hektik verloren haben. << Wir blickten einander in die Augen, er schließt sie langsam und schaute mich nur durch Schlitzen an. >> Deine Augen sehen genauso aus wie seine <<, flüsterte ich. Frustriert ließ ich mich auf meinen Rücken fallen und blickte auf mein Handy. Keine einzige Nachricht. Nur ein paar verpasste Anrufe von meinem Chef. Ich atmete tief durch und rief ihn zurück. Nach nicht einmal einem klingeln ging er schon ran.

>> Endlich gehst du ans Handy! Heute Abend findet spontan eine Feier statt und ich brauche dich dringend! Kannst du bitte jetzt schon kommen? Du darfst auch schon gehen, sobald die Feier fertig ist und bekommst morgen den ganzen Tag frei! Te lo ruego! <<

>> Ich bin in spätestens dreißig Minuten da. <<

>> Oh gracias! Eres un encanto <<, sagt er und legt auf.

Ich hebe Diablo von mir runter und lege ihn aufs Bett. >> Lo siento, mein großer. Ich muss wieder los. Aber wenn ich heute Nacht nach Hause komme, können wir kuscheln. Te amo. << Im Wohnzimmer sah ich nah Oma. >> Ich gehe zur Arbeit, werde erst spät heimkommen. Dafür habe ich aber Morgen den ganzen Tag frei! <<

>> Ok, ich werde wahrscheinlich nicht Zuhause sein, wundere dich also nicht. Wir sehen uns dann beim Rennen. <<

Ich zog skeptisch meine Augenbrauen zusammen. >> Wo bist du denn? Sonst gehst du doch nie weg. <<

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt