47. Es ist okay

9 0 0
                                    

Ich schaffte es, den Griff von Pablo aus meinen Haaren zu lösen und stolperte zu Alexei hin. Er atmete noch! Aber viel zu schwach, und dann auch noch das viele Blut.

>> Alexei, bitte, bleib bei mir! << Ich versuchte das Blut wieder zurück in seinen Körper zu schieben, doch das genau Gegenteil passierte. Es floss immer mehr zwischen meinen Händen hindurch. Tränen verschleierten mir die Sicht und ich bekam gar nicht mit, was um uns herum passierte. Es war mir auch egal.

>> Nora <<, seine Stimme war schwach und klang gequält. >> Es tut mir leid, so sehr. <<

>> Nein, sag das nicht. << Ich wollte ihm nicht zuhören, nicht verstehen, was er sagt. Es kam trotzdem jedes einzelne Wort in meinem Kopf an. >> Ich kann deinen Schmerz nicht ertragen! <<

>> Es tut gar nicht weh <<

>> Nein <<, schluchzte ich.

>> Es ist okay es ist okay es ist okay. << Seine Stimme wurde immer schwächer. >> Alles ist perfekt immerhin liebe ich dich <<, waren seine letzten Worte, sein Körper erschlaffte.

Ich wurde am Arm gepackt und von ihm weg gerissen. Alexeis Augen waren geschlossen und er rührte sich keinen Millimeter mehr. Ich wollte zu ihm, doch die Kraft in meinem Körper verließ mich, so wie Alexei mich verlassen hatte.

Nach wenigen Schritten konnte ich ihn nicht mehr sehen. Ein weißer Nebel waberte um mich herum und versperrte mir die Sicht auf ihn. Ich konnte nichts mehr sehen.

Ich ließ mich von der Person hinter mir aus dem Wohnzimmer in den Flur und schließlich ganz aus dem Haus zerren. Es war mir egal, was nun kommen würde, vollkommen egal. Dieses Gefühl hielt so lange an, bis mich ein stechender Schmerz im Unterleib wachrüttelte. Er kam so abrupt, dass ich stolperte und mich fast übergeben musste. Ich schlang meine Arme um meinen Bauch und fiel auf die Knie.

>> Aufstehen! Na los! << Ich wurde von einem Mann in den Rücken getreten und wäre fast mit dem Kopf auf dem Boden geschlagen, wenn ich nicht rechtzeitig meinen Arm ausgestreckt hätte. Es war nicht Javier, oder sonst einer, den ich kannte, der mich aus dem Haus gezerrt hatte. Es war einer von Pablos Männern.

>> Nora! << Mein Kopf fuhr sofort in die Richtung, aus der ich Juans Stimme hörte. Der Klang des Schusses verfolgte meinen Blick. Ich sah es genau vor mir. Juan wurde genauso getroffen, wie Alexei. Er fiel genauso hin, wie Alexei. Und er rührte sich nicht mehr, wie Alexei.

Der Schrei, der dieses Mal aus meiner Kehle kroch, ließ mich meinen Schmerz vergessen. Ich sprang auf meine Füße, wirbelte herum und schlug dem Mann seine Waffe aus der Hand. Dabei packte ich seinen Arm, drehte mich wieder um und schmiss ihn über meine Schulter. Sein Kopf war das erste, was auf dem Boden aufkam. Die Blutlache unter ihm wurde immer größer, doch das war mir egal. Ich trat weitere Male auf ihn ein, nur um sicherzugehen, dass er nicht wieder aufstehen würde.

Gleich darauf griff ich nach seiner Waffe und drehte mich zum Tor, um auch die anderen Männer zur Strecke zu bringen. Das letzte Auto fuhr gerade durchs Tor und dennoch schoss ich auf sie ein, bis alle Kugeln verbraucht waren.

Ich kam hart auf meinen Knien auf und ließ meine Tränen laufen. Kein einziges Geräusch verließ meine Kehle.

>> Nora? << Es war die Stimme von Juan, die mich zusammenzucken ließ. Ich wischte gekonnte meine Tränen weg und drehte mich überrascht zu ihm um.

Er lebte.

Er war nicht tot.

Auch klebte kein Blut an ihm.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt