13. Brandeisen

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Ich rannte durch den Wohnblock, weg von den Leuten, die auf mich aufmerksam geworden waren. Als ich um eine Ecke rannte, wäre ich fast gegen eine Mülltonne geknallt, doch ich konnte gerade noch so stehenbleiben und wirbelte herum. Genau in dem Moment bog auch mein Verfolger um die Ecke, der mit dem Hindernis, genauso wenige wie ich, gerechnet hatte. Ich konnte ihm die Pistole aus der Hand schlagen und dann standen wir uns ohne Waffen gegenüber.

Ich kannte ihn.

Ich war mir sicher, dass ich diesen Mann schon einmal gesehen hatte. An wen erinnerte er mich?

Meine Gedanken fuhren Karussell, bis ich Mateos Gesicht vor Augen hatte. Es war nicht Mateo es war der dritte Mann, der mit an diesem Tisch bei Alexei saß und wahrscheinlich der, der bei dem Autorennen dabei war.

>> Was hattest du in diesem Haus zu suchen <<, fragte er und ließ mich keine Sekunde es den Augen.

>> Das Gleiche könnte ich dich fragen. Aber na ja, wer sucht, der findet <<, verabschiedete ich mich von ihm und rannte los. Beinah hätte er mich aufgehalten, doch ich schaffte es durch eine enge Lücke, für die er zu groß war und rannte schnell zu meinem Auto. Ich startete schon den Motor, ohne, dass ich überhaupt richtig drinnen saß und fuhr los. Aus dem Augenwinkel, konnte ich noch sehen, wie der Mann gerade in die Gasse biegen wollte, doch abrupt stehen blieb. >> Geschafft! <<

Ich fuhr extra mehrere Schleifen und Umwege, fuhr den Kameras aus dem Weg, bis ich in der Garage stand. Es war mittlerweile stockdunkel, dies realisierte ich erst, als ich das Garagentor runterfahren ließ. Manchmal vergeht die Zeit so schnell.

Ich gab mir keine Zeit zum Ausruhen und ging sofort in die Kammer. Erst dort zog ich meine Kapuze vom Kopf und die Maske aus und bekam endlich wieder genügend Sauerstoff. Auf den Stuhl vor dem Schreibtisch ließ ich mich fallen und zog den USB-Stick aus meiner Tasche. Ich steckte ihn an den PC und öffnete den Ordner – dies wollte ich zumindest tun. Doch zu meiner Überraschung war er verschlüsselt. Ich brauchte länger als sonst, um ihn zu hecken, schaffte es aber nach einigem Hin und Her endlich.

Was sich mir dann jedoch auf dem Monitor ausbreitete, versetzte mir einen Schlag. Es war kein durcheinander von irgendwelchen Dateien. Nein, es war geordnet, vielleicht sogar etwas zu übertrieben.

Ein Ordner mit Texten aus der Zeitung, sortiert im Erscheinungsdatum und von welcher Zeitung es geschrieben wurde. Dazu noch, wie alt das Mädchen war oder ist und wie sie aussah, die in dem Artikel erschienen war.

Ein Ordner mit Plänen, wo die Orte waren, die in den Zeitungen erwähnt wurden. Wo die Mädchen das letzte Mal gesehen wurden. Wo Autos, die oft an diesen Orten waren, immer wieder auftauchten.

Ein Ordner mit Namen. Namen, die mir teilweise bekannt vorkamen, aber das musste nichts heißen. Hinter einigen Namen war ein Kreuz, und hinter den anderen waren andere Symbole.

Ein Ordner mit Bildern, von denen ich ein paar schon an der Wand in Emmas Geheimraum gesehen habe. Es waren Bilder von den Autos, von Mädchen, die gerade auf dem Weg zu ihrem neuen Job waren und von Emma

Von Emma waren da auch Bilder! Von Emma und weiteren Personen.

Der nächste Ordner bestand aus Videos. Eines stach mir sofort ins Auge. Man sah zwar nur schwärze, doch die Unterschrift war es, was mich dazu brachte, auf das Video zu klicken.

Brandzeichen

Sara

Alles ist dunkel, ich kann nicht mal meine Hand vor Augen sehen, als die Männer mich mit sich zehren. Es ist gut, was ich hier tue. Ich will es Ich will es wirklich. So kann ich vielleicht helfen, den Mädchen, die das nicht freiwillig tun. Was heißt hier bitte freiwillig? Ich habe Angst, große Angst, weil ich nicht weiß, was auf mich zukommt. Emma, Ben und ich haben an diesem Plan über Wochen gefeilt. Wir sind zwar nicht die einzigen, die etwas dagegen unternehmen, doch noch nie hat es jemand herein geschafft. Ich hab es nur geschafft, weil wir wussten, was für ein Mädchen sie suchten. Wenn man ehrlich ist, gibt es nichts, was sie nicht wollen. Von groß zu klein, von etwas dicker zu dünn. Solange die Mädchen tolle Brüste und einen dicken Hintern hatten, war es gut. Na ja, sich achteten hin und wieder schon darauf, dass die Mädchen, auch ihren Ansprüchen gerecht wurden. Das hieß, wenn einer ihrer Kunden jemanden wollte, der dünn wie Papier war, jedoch dicke Lippen und breite Hüften besaß, dann wurde ihnen so jemand auch präsentiert.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt