48. Ist es real?

7 0 0
                                    

Hätte der Tag noch schlimmer kommen können?

Wenn man glaubt, es kann nicht schlimmer kommen, wird das Gegenteil schnell bewiesen.

Ich wollte zurück in Alexeis Zimmer gehen. Es wurde wieder aufgeräumt. Sogar die Vasen wurden ersetzt.

Nur eines war nicht wie vorher.

Sein Geruch. Er wurde von anderen überlagert. Ich konnte nicht mehr in sein Zimmer gehen. Also ging ich in meines. Hier war es jedoch nicht viel besser. Es erinnerte mich daran, dass er mich die letzten Tage gemieden hatte. Er wusste, dass Pablo ihn tot sehen wollte. Wieso war es dann so einfach gewesen, ihn zu töten? Wieso hatte er nicht durchgehend, eine schusssichere Weste an?

Ich lief in das Zimmer neben an, in dem die Katzen hausten. Es dauerte nicht lange, da kam Sol schon zu mir gerannt. Ich setzte mich gegen eine Wand und Sol legte sich schützend über meinen Bauch, als wüsste sie, was passiert war.

Mir schoss immer wieder derselbe Gedanke durch den Kopf.

Wenn Alexei wusste, dass Pablo es auf ihn abgesehen hatte, wieso hatte er sich dann nicht vor ihm geschützt?

Er war stark, er konnte sich selbst schützen.

Aber sicher, ich hatte ja gesehen, wie gut er sich schützen konnte. Nämlich gar nicht!

Aber was war, wenn

Der Gedanke ließ mich nicht mehr los und ich zückte sofort mein Handy. Alexeis Nummer, war die Erste, die mir angezeigt wurde. Ich zitterte, als ich auf den Knopf drückte, der die Nummer wählte.

Es klingelte einmal, zweimal, dreimal.

Und es hörte nicht auf, bis die Mailbox anging.

Das Zittern in meinen Händen wurde stärker und ich fing an zu schluchzen. >> Alexei << Ich wollte zu ihm, wo auch immer er gerade war. >> Es ist etwas Schreckliches passiert. Bitte ruf mich zurück. <<

Sol fing an beruhigend zu schnurren, es half ausgesprochen gut. Doch es stoppte weder die Tränen, die mir unaufhaltsam die Wangen herunterliefen, noch das stockende Einatmen.

>> Luz – ich, ich meine Nora. << Ich riss meinen Kopf zu ihrer Stimme hin. War ich so schrecklich, dass ich sie schon fast vergessen habe? Ich hatte nicht an sie gedacht. Dabei wollte ich nie so werden. >> Darf ich mich zu dir setzten? <<

Ich sagte nichts, schloss meine Augen und fing an, heftiger zu weinen. Es dauerte nicht lange, da spürte ich, Oma neben mir. Sie zog mich an ihre Brust und ich klammerte mich an ihr fest, wie ein kleines Kind.

Was sollte ich nur tun?

Es gab zwei Gründe, um weiterzuleben. Einen, noch nicht ganz so großen und einen, der alles überwog.

Rache.

Ja, ja. Es gibt tausend von Sprichwörtern, Redewendungen und so weiter: Schwache Menschen, streben nach Rache, intelligente Ignorieren.

Die beste Rache ist keine Rache.

Rache begehen Menschen, die machtlos sind.

Doch man wird nie verstehen, welchen Schaden man einem Menschen angetan hat, solange einem nicht dasselbe zugefügt wird.

Ja, es gibt Karma, doch in diesem Fall, will ich sein Karma sein.

Als wäre dieser Gedanke, eine Befreiung gewesen, schlief ich in den Armen meiner Großmutter ein.

*

Ich wollte mich nicht bewegen. Einfach nur weiter schlafen und nichts tun, wäre die beste Option.

Ein warmer Körper lag neben mir.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt