DWK Markus OneShots

Hast du mich jetzt verstanden

-Chiara-

Jetzt.
Und wieder.
Nochmal.
Zwei, drei nein noch mehr.

Seit geschlagenen 15 Minuten stehe ich an der Clubwand und sehe wie mein eigentlicher Freund diese Schlange anlacht.

Und nochmal.

Jeder einzelne Lacher von ihm ist wie ein Stich ins Herz, denn er lacht nicht mich an. Nein. Er lacht sie an. Sie. Das Mädchen, was meine Stiefschwester ist.

Meine Mutter war vor 5 Jahren der Meinung Steffen heiraten zu müssen. Ja, schön dank auch. Wir sind von München nach Grünwald geszogen. Kein großer Unterschied, trotzdem musste ich die Schule wechseln und seitdem muss ich Janice ertragen. Meine wunderbare Stiefschwester. Hust Hust.

Darf ich vorstellen: Chiara Alisha Carson, 17 Jahre alt, halbe Schottin und mache gerade mein Abi. Meine Mum ist Evelyn Carson, sie ist Schottin und seit 7 Jahren mit Steffen zusammen. Vor 4 Jahren haben sie geheiratet. Steffen Carson ist halber Amerikaner, deswegen der englische Nachname. Er hat eine Tochter, meine Stiefschwester. Janice Carson, 18 Jahre.

Schon bevor ich hierher gezogen bin hatte Janice ein Auge auf ihn geworfen.  Soweit ich weiß, waren sie auch ein mal im Bett, aber anscheinend hat ihr es mehr bedeutet als ihm.

5 Jahre bin ich nun schon hier.
4 Jahre kenne ich ihn.
3 Jahre bin ich ihm schon verfallen.
2 Jahre sind wir zusammen.
1 Jahr versucht Janice alles mögliche, um ihn rum zu bekommen. Und wie es gerade scheint schafft sie es mit jedem Schluck, den er von seiner Flasche nimmt mehr.

Wir hatten uns gestritten, bevor wir mit der Clique, wozu leider auch Janice zählt, zusammen nach München in einen Club gefahren sind.

Streit. Warum? Weil ich mich über Janice und ihre Art ausgelassen habe und er sie verteidigt hat.
Der Wodka brennt in meiner Kehle als ich mein Glas leer trinke und es an die Bar bringe. Näher als gewollt gehe ich schließlich an ihnen vorbei und höre, das was mir den Rest gibt.

„Du bist einfach unglaublich attraktiv. Und ich meine nicht nur dein Aussehen”

Schlange. Es ist mein Freund! Wieso gönnt sie mir keinen einzigen Schritt in meinem Leben.

„Danke. Aber du-”

Mehr muss ich nicht hören. Ich will gar nicht wissen was er sagt.
Meine Beine tragen mich schneller als gewollt aus dem Club raus. An knutschenden, betrunken, lauten und komischen Menschen vorbei. Raus an die Frische, kalte Nachtluft Münchens.
Meine Hände kralle ich plötzlich in meine Haare und schlucke die Tränen, welche sie immer weiter sammeln, runter.

Nicht hier. Ich werde nicht hier weinen.

Ist er betrunken? Ist er nüchtern? Angetrunken? Steht er unter Drogen? Andere Rauschmittel? Betäubungsmittel? Weiß er was er tut? Betrügt er mich heute Nacht, wegen einem kleinen unwichtigen Streit? Kostet dieser Streit mich wirklich meine Beziehung?

Ich will nicht denken und ich kann es nicht mehr. Ich stecke mitten im Abistress, versuche mich nicht ständig mit Janice in die Haare zu kriegen, weil sie sich bei jeder Gelegenheit an meinen Freund ran macht, versuche mich nicht ständig mit meiner Mum zu zoffen und Steffen nach 7 Jahren zu akzeptieren. Ganz nebenbei habe ich Freundschaften, Feinschaften, ein Leben und eine Beziehung, die momentan ehr Janice gehört.

Irgendein Typ geht vorbei und ich greife nach seiner Flasche Wodka.

„Ey!?”, faucht er, doch wird plötzlich sanft in der Stimme, „Chiara?”
„Hi Dennis”, lalle ich ein wenig, denn ganz nüchtern bin ich nicht mehr. „Nur ein Schluck”, ich setzte die Flasche an, doch er nimmt sie mir weg.