Gegenteil

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Lara

Ich wusste, dass er sauer sein würden. Er war immer sauer. Er – Lukas, mein Freund seitdem ich 15 bin und damit 2 Jahre. Lukas war immer sauer. Egal was ich mache, aber besonders wenn ich was mit meinen Freundinnen machen wollte. Andere finden es vielleicht süß, weil sie denken er will dich nur bei sich haben, aber nicht er. Er denkt, dass ich ihn anlüge und mich mit anderen Typen treffe. Dass ich ihn betrügen würde, das denkt er. Nichts anderes. Ein freudloser Lacher entfährt mir, als ich daran denke, dass er mich als Schlampe bezeichnet hat, nur weil ich mit Markus eine Gruppenarbeit zugeteilt bekommen habe. Emely und Joschka waren auch noch dabei, aber da die beiden zusammen sind und er weiß wie Markus mich ansieht, war er nur auf ihn sauer. Das Emely und Joschka am geplanten Tag nicht konnten, war wirklich kurzfristig. Emely war krank und Joschka hatte sich in der Schule eine Kopfplatzwunde geholt und musste ins Krankenhaus. Nur mussten wir es trotzdem machen, in der Oberstufe wird sowas eben nicht mehr als Entschuldigung gezählt. Zwei sind fit, also können sie es auch alleine machen.
Lukas ist toxisch. Ich wusste nicht, was er ist, bis ich zufällig bei der Recherche für die Gruppenarbeit auf einen Beitrag für toxische Liebe gestoßen bin und es mir durchgelesen habe. Kurz habe ich überlegt, ob ich diejenige bin, aber nein. Er ist es. Er war es die ganze Zeit. Und ab diesem Zeitpunkt war mir egal, was ich tat. Wenn er Schluss machte, sollte er doch. Ich hatte schon lange keine Gefühle mehr.

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„Wenn er es wüsste, wäre er nicht so gelassen", grinst Markus mich an, als wir am Freitag gemeinsam zur Schule laufen. Wir sind Nachbarn, also laufen wir eigentlich immer zusammen zur Schule und an manchen Tagen auch wieder von der Schule nachhause. *
Auf seine Aussage hin, muss ich jedoch lachen. „Er ist nicht gelassen, aber mir ist mittlerweile egal was passiert. Mir wäre es auch egal, wenn er es erfährt", antworte ich ihm und schiebe meine Hände weiter in meine Jackentasche. „Das heißt, du würdest mir nicht den Kopf abreißen, wenn ich ihn provozieren würde und es ihm damit sagen würde?", fragt er und sieht mich amüsant an. Ich schüttle nur den Kopf. „Sollte ich mir sorgen machen?", frage ich dann doch noch nach. „Ach nein, keine Sorge", grinst er vor sich hin und ich weiß genau, dass er etwas im Schilde führt. Immerhin kenne ich ihn in- und auswendig.

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Wie immer in den Pausen, war ich bei Joana, meiner besten Freundin, und unseren anderen Freunden – die Kerle, sprich auch Markus – als ein wütender Lukas auf uns zu kommt. „Lara", knurrt er und baut sich vor mir auf. Als würde es irgendwas bringen- der Kerl ist ein Winzling und ein Witz noch dazu. Wie konnte ich jemals Gefühle für ihn haben?
Regungslos stehe ich weiterhin am Baum gelehnt und scanne meinen Freund einmal kurz kritisch. „Ist was?", frage ich und verschränke die Arme vor der Brust. „Was stehst du hier rum? Ich habe dir gesagt, dass ich es nicht leiden kann", knurrt er mich an und versucht mir wieder mal vorzuschreiben, wo ich mich aufzuhalten habe. „Herr Gott, ich stehe bei meinen Freunden", knurre ich nun ebenfalls und sehe Markus schmunzeln in meinem Augenwinkel. „Hier sind Jungs!"
„Und? Stört es dich, weil du von dir nicht so etwas behaupten zu können?", frage ich und fühle mich das erste Mal seit langem nicht komplett wie Dreck. Nur wenn ich unter ihm lag, habe ich mich nicht so gefühlt. „Das nimmst du zurück", knurrt er und kommt mir näher. „Ähm nein?", antworte ich ihn fragend und während die anderen im Hintergrund ihr Lachen unterdrücken. Spannt sich sein Kiefermuskel an und plötzlich hebt er seine Hand. Erschrocken kneife ich die Augen zusammen, doch höre nur ein schmerzhaftes zischen seiner Seits. Als ich die Augen wieder öffne, steht Markus halb vor mir und hält Lukas' Handgelenk fest im Griff.  Seine Breiten Schultern vor mir sind angespannt und ich kann nur erahnen wie angespannt sein Kiefer aussehen muss. „Man schlägt keine Mädchen, Frauen oder Kinder, du Hund", knurrt er und lässt ihn los, ehe er sich zu mir dreht und mich mit einem Blick fragt, ob alles ok ist. Ich nicke nur. Dieser Blick. Genau dieser Blick, erinnert mich an unseren ersten Kuss. Mag Lukas mich doch Schlampe nennen und sagen ich betrüge ihn, weil scheiße es stimmt. Markus kommt öfters zu mir als Lukas und er hat mich mehrmals besser zum Höhepunkt gebracht als Lukas jemals. Verdammt- Markus sieht mich jedes Mal so an, wenn er über mir und in mir ist und mich fragt, ob alles okay ist. Mit einem einzigen Blick. Er sorgt sich mehr um mich, als jeder andere und alles was für ihn zählt ist, dass es mir gut geht. Egal was zwischen uns ist.

„Entweder du kommst jetzt mit, oder du wirst es bereuen!", knurrt er wieder, doch seine Worte jagen mir keinen Schrecken ein. Im Gegenteil – ich bleibe stehen. Lukas kocht vor Wut und es ist mir egal. Selbst Markus darauffolgende Worte und Lukas' Reaktion, interessieren mich nicht die Bohne. „Weißt du was deine Freundin und ich machen?", grinst der Blonde, „Wir spielen ausziehen in meinem Haus"
Lukas erstarrt, hebt seine Hand und Markus stoppt ihn, vor seinem Gesicht. „Wag es nicht mich auch nur ansatzweise zu schlagen. Und nur so. Ich habe deine Freundin besser behandelt als du es jemals tun würdest und bei mir kommt sie sowieso besser als bei dir", erklärt Markus ihm wütend.
„Ex-Freund", korrigiere ich ihn.

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DWK Markus OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt