Chapter 93.

319 48 5
                                    

Taehyung

Ich stand tatsächlich in Jungkooks Apartment und sah mich zum ersten Mal richtig um. Da wir meistens mit anderen Dingen beschäftigt waren bekam ich wenig Zeit, wirklich zu sehen, wie der ehemalige Mensch so lebte. Das erste Mal betrachtete ich die vielen Bilder, die der Jüngere in seinem Haus besaß, von Freunden und ähnlichen Menschen, die ihm anscheinend nahe standen. Viele waren mit Yoongi, oder anderen seiner alten Klassenkameraden, ein paar von ihnen zeigten eine etwas ältere Frau. Und da sie Jungkook wie aus dem Gesicht geschnitten war, wie eine weibliche, leicht ältere Version seiner selbst, konnte ich mir ihren Part in Jungkooks Leben vorstellen.

Wahrscheinlich erzählte er selbst kaum über sein Leben, da ich es ähnlich getan hatte. Um dem Jüngeren keine Vorteile zu geben, oder Dinge, mit denen er mich provozieren könnte, behielt ich das meiste für mich. Eigentlich besaßen wir viel Zeit, diesen Fakt zu ändern, nachdem er ein unendlich langes Leben führte, jedoch wurde mir dieses Privileg vorerst genommen.

Was ich natürlich vor hatte, schnellstmöglich zu ändern. Nur gefiel dem manipulierten Jungen sein momentaner Zustand ein wenig zu sehr. Deswegen stand ich ja auch hier. In der Hoffnung etwas in die Finger zu bekommen, was mir helfen könnte. Selbst wenn es den Jungen bloß etwas in die Bredoullie brachte, sodass sein inneres, dass etwas fühlen wollte, zum Vorschein kam. Selbst wenn es nur kurz wäre.

Ich hatte nicht viele Chancen. So oft bekam ich den Jüngeren schwer in die Finger, deswegen gab es ein paar Momente, die ich nutzen müsste. Wenn ich ihn zurück haben wollte, brauchte ich Präzision und vorallem... Meine eigenen Gefühle. Mit ihnen hatte ich eine Chance, dem Jungvampir zu zeigen, was ich tatsächlich empfand. Damit er sah, wie stark meine ehrlichen Gefühle für ihn waren und all die Worte, die ich ihm sagte, stimmten.

Vorallem das, was ich an seinem Todestag gegen sein wunderschönes Lippenpaar hauchte.

Ich liebte ihn. Deswegen würde ich alles tun, um ihn zurück zu gewinnen.

"Suchst du nach mir?" hörte ich eine mir all zu bekannte Stimme, bekam aber kaum Zeit, etwas zu erwidern. Denn bevor ich überhaupt realisierte, dass sich jemand weiteres mit mir hier befand, so verloren in meinen Gedanken, wurde ich schon angegriffen. Zwei Hände packten nach mir und warfen mich vor dem modernen Kamin, welchen ich in meiner leichten Trance anscheinend angezündet hatte und zwangen mich, dort zu bleiben.

So bekam ich eine gute Sicht in die dunkelroten Augen des Jungvampirs, der zuvor in meinen Gedanken herum schwirrte. Als käme er aus ihnen, direkt in die Realität in der Hoffnung, dass er mich bezwingen konnte. Natürlich ein Trugschluss. Einen kleinen Vorteil bekam er, durch seinen unerwarteten Angriff. Außerdem verlor ich mich ein wenig in meinen Gedanken an genau den Jungen, der jetzt auf meinem Schoß saß und meine Hände gegen den weichen Boden unter mir presste. Weich deshalb, da wir zumindest auf dem unechten Fell-Teppich landeten, der den Aufprall etwas dämpfte.

Sehr wenig, aber immerhin musste ich so bloß etwas dunkel keuchen, denn angenehm war dieser Sturz keinesfalls.

"Oh ich hatte fast vergessen wie heiß dein schmerzerfülltes Gesicht aussieht" brummte er zufrieden. Ein Erfolg, den ich ihm keinesfalls gönnte, aber offensichtlich noch eine Weile aushalten musste. Denn der Jüngere benutzte eine etwas intensivere Kraft, hielt sich kein bisschen mehr zurück und die Wucht, mit der er das Messer in seiner Hand bewegte, schockte sogar mich.

Für einen Jungvampir war er überdurchschnittlich stark. Was mich eigentlich kaum wundern sollte, ich es aber ein wenig anders erwartete. Ich dachte mir zwar schon, dass er stärker als ein paar andere Neuvampir sein würde, doch keinesfalls so stark. Er schaffte es, mich eine ganze Weile unter sich zu behalten, packte das Messer aus seiner Jackentasche und rammte er in eine meiner beiden Hände, damit er sie so gegen den Boden pinnte.

Bloodred Lips // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt